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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Dreyzehnter Gesang.
Sühnaltar? Sein Blut! sein Blut, vor welchen sich Aller
Knie einst beuget! vor dem einst Aller Zunge bekennet,
Daß er Herrscher sey zu der Ehre Gottes des Vaters!

Nun, nun ist der Uebertretung gewehrt! und die Sünde
Zugesiegelt! versöhnet die Missethat! und geworden
Ewiges Heil, Gerechtigkeit! zugesiegelt der Seher
Offenbarung! nun ist, Preis sey dem großen Vollender!
Preis ihm, er ist gesalbet! auf diesem Hügel des Todes
Jst gesalbet der Allerheiligste! Halleluja!
Hingerissen vom Bilde des gottgeopferten Mittlers
Wiederhohlten, den Lüften gleich, die in Bäumen des Lebens
Säuseln, die Heiligen: Ja, auf diesem Hügel des Todes
Jst gesalbet der Allerheiligste! Halleluja!
Und die Wache des Grabs ging ab. Die kommende Wache
Führte der Hauptmann, der Jesus auf Golgatha sterben, den Hügel
Unter ihm hatte beben, und stürzen die Felsen gesehen.
Und am versiegelten Stein, dem Bewahrer des Leichnames, blieben
Wundernd die Römer stehen, und unter ihnen ihr Hauptmann.
Cneus, so hieß sein Name, vertiefte sich bald in die Zweifel
Seiner Gedanken. Die Stille der Nacht, und des wandelnden Mondes
Sanfte Schimmer luden ihn ein, sich weiter und weiter
Jns Labyrinth zu verlieren, aus dem kein Leiter ihn führte.
Und er lehnete sich an den Felsen. Ein Göttersohn denn?
Aber welches Gottes? des Gottes der Jsraeliten?
Dieses? ... O warum zweifl' ich an unsers Jupiters Größe;
Denk' ich an den, den Jehovah dieß leichtbezwungene Volk nennt,
Den es nicht zu kennen verdient? wie niedrig, und sclavisch
Jst

Dreyzehnter Geſang.
Suͤhnaltar? Sein Blut! ſein Blut, vor welchen ſich Aller
Knie einſt beuget! vor dem einſt Aller Zunge bekennet,
Daß er Herrſcher ſey zu der Ehre Gottes des Vaters!

Nun, nun iſt der Uebertretung gewehrt! und die Suͤnde
Zugeſiegelt! verſoͤhnet die Miſſethat! und geworden
Ewiges Heil, Gerechtigkeit! zugeſiegelt der Seher
Offenbarung! nun iſt, Preis ſey dem großen Vollender!
Preis ihm, er iſt geſalbet! auf dieſem Huͤgel des Todes
Jſt geſalbet der Allerheiligſte! Halleluja!
Hingeriſſen vom Bilde des gottgeopferten Mittlers
Wiederhohlten, den Luͤften gleich, die in Baͤumen des Lebens
Saͤuſeln, die Heiligen: Ja, auf dieſem Huͤgel des Todes
Jſt geſalbet der Allerheiligſte! Halleluja!
Und die Wache des Grabs ging ab. Die kommende Wache
Fuͤhrte der Hauptmann, der Jeſus auf Golgatha ſterben, den Huͤgel
Unter ihm hatte beben, und ſtuͤrzen die Felſen geſehen.
Und am verſiegelten Stein, dem Bewahrer des Leichnames, blieben
Wundernd die Roͤmer ſtehen, und unter ihnen ihr Hauptmann.
Cneus, ſo hieß ſein Name, vertiefte ſich bald in die Zweifel
Seiner Gedanken. Die Stille der Nacht, und des wandelnden Mondes
Sanfte Schimmer luden ihn ein, ſich weiter und weiter
Jns Labyrinth zu verlieren, aus dem kein Leiter ihn fuͤhrte.
Und er lehnete ſich an den Felſen. Ein Goͤtterſohn denn?
Aber welches Gottes? des Gottes der Jſraeliten?
Dieſes? … O warum zweifl’ ich an unſers Jupiters Groͤße;
Denk’ ich an den, den Jehovah dieß leichtbezwungene Volk nennt,
Den es nicht zu kennen verdient? wie niedrig, und ſclaviſch
Jſt
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[111/0127] Dreyzehnter Geſang. Suͤhnaltar? Sein Blut! ſein Blut, vor welchen ſich Aller Knie einſt beuget! vor dem einſt Aller Zunge bekennet, Daß er Herrſcher ſey zu der Ehre Gottes des Vaters! Nun, nun iſt der Uebertretung gewehrt! und die Suͤnde Zugeſiegelt! verſoͤhnet die Miſſethat! und geworden Ewiges Heil, Gerechtigkeit! zugeſiegelt der Seher Offenbarung! nun iſt, Preis ſey dem großen Vollender! Preis ihm, er iſt geſalbet! auf dieſem Huͤgel des Todes Jſt geſalbet der Allerheiligſte! Halleluja! Hingeriſſen vom Bilde des gottgeopferten Mittlers Wiederhohlten, den Luͤften gleich, die in Baͤumen des Lebens Saͤuſeln, die Heiligen: Ja, auf dieſem Huͤgel des Todes Jſt geſalbet der Allerheiligſte! Halleluja! Und die Wache des Grabs ging ab. Die kommende Wache Fuͤhrte der Hauptmann, der Jeſus auf Golgatha ſterben, den Huͤgel Unter ihm hatte beben, und ſtuͤrzen die Felſen geſehen. Und am verſiegelten Stein, dem Bewahrer des Leichnames, blieben Wundernd die Roͤmer ſtehen, und unter ihnen ihr Hauptmann. Cneus, ſo hieß ſein Name, vertiefte ſich bald in die Zweifel Seiner Gedanken. Die Stille der Nacht, und des wandelnden Mondes Sanfte Schimmer luden ihn ein, ſich weiter und weiter Jns Labyrinth zu verlieren, aus dem kein Leiter ihn fuͤhrte. Und er lehnete ſich an den Felſen. Ein Goͤtterſohn denn? Aber welches Gottes? des Gottes der Jſraeliten? Dieſes? … O warum zweifl’ ich an unſers Jupiters Groͤße; Denk’ ich an den, den Jehovah dieß leichtbezwungene Volk nennt, Den es nicht zu kennen verdient? wie niedrig, und ſclaviſch Jſt

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/127>, abgerufen am 22.11.2024.