Und in seiner Herrlichkeit hub sich Eloa vom Tempel Gegen die ewigen Sünder empor. Er ging in dem Glanze Dieses gefeyrtesten Tags, vor allen Tagen der Feyer. Gottes Schrecken schwebten um ihn. Die dünneren Lüfte Wurden vor ihm zu Stürmen, und rauschten! Des Kommenden Gang war Eines Heers Gang, welchem die tragenden Felsen erzittern. Und der Unsterbliche tönt', und glänzte daher! Die Empörer Sahn, und hörten ihn kommen, und zwangen umsonst ihr Erstaunen Zu verbergen. Sie standen, und wurden dunkler. So stehen Jn den lezten Tiefen der Hölle zween nachtvolle Felsen! Aber, mit Einer lezten Erhebung, trat Eloa Vor die Verworfnen, und sprach: Jhr, deren Namen der Abgrund Nenne! verlaßt, ihr seht der hohen Unsterblichen Lichtkreis! Diesen verlaßt, und entlastet von euch die heilige Stäte. Siehe, so weit der äusserste Schimmer der Seligen, Gränzen Euren Empörungen, strahlt; schwebt da nicht über der Wolke! Kriecht da nicht am Staube der Erde! Der Seraph gebot so. Aber wie zwey Gewitter, die an zwo Alpen herunter Dunkel kommen, (ein stärkerer Sturm tönt ihnen entgegen, Wird sie verstreun!) wie die in ihrem Schoosse den Donner Fliegend reizen, damit er die krummen Thäler durchbrülle: Also rüsten zur Antwort sich wider Eloa die Stolzen. Was die Wut Entsezliches hat, die Rache Verwegnes, Runzelt' auf ihrer Stirne sich, rollt' in den flammenden Augen! Aber mit herrschendem Blick schaut ihnen Eloa ins Antliz:
Erst verstummt! dann flieht! Käm ich mit der siegenden Stärke, Die Jehova mir gab; so sollte von diesem erhobnen,
Treffen-
Der Meſſias.
Und in ſeiner Herrlichkeit hub ſich Eloa vom Tempel Gegen die ewigen Suͤnder empor. Er ging in dem Glanze Dieſes gefeyrteſten Tags, vor allen Tagen der Feyer. Gottes Schrecken ſchwebten um ihn. Die duͤnneren Luͤfte Wurden vor ihm zu Stuͤrmen, und rauſchten! Des Kommenden Gang war Eines Heers Gang, welchem die tragenden Felſen erzittern. Und der Unſterbliche toͤnt’, und glaͤnzte daher! Die Empoͤrer Sahn, und hoͤrten ihn kommen, und zwangen umſonſt ihr Erſtaunen Zu verbergen. Sie ſtanden, und wurden dunkler. So ſtehen Jn den lezten Tiefen der Hoͤlle zween nachtvolle Felſen! Aber, mit Einer lezten Erhebung, trat Eloa Vor die Verworfnen, und ſprach: Jhr, deren Namen der Abgrund Nenne! verlaßt, ihr ſeht der hohen Unſterblichen Lichtkreis! Dieſen verlaßt, und entlaſtet von euch die heilige Staͤte. Siehe, ſo weit der aͤuſſerſte Schimmer der Seligen, Graͤnzen Euren Empoͤrungen, ſtrahlt; ſchwebt da nicht uͤber der Wolke! Kriecht da nicht am Staube der Erde! Der Seraph gebot ſo. Aber wie zwey Gewitter, die an zwo Alpen herunter Dunkel kommen, (ein ſtaͤrkerer Sturm toͤnt ihnen entgegen, Wird ſie verſtreun!) wie die in ihrem Schooſſe den Donner Fliegend reizen, damit er die krummen Thaͤler durchbruͤlle: Alſo ruͤſten zur Antwort ſich wider Eloa die Stolzen. Was die Wut Entſezliches hat, die Rache Verwegnes, Runzelt’ auf ihrer Stirne ſich, rollt’ in den flammenden Augen! Aber mit herrſchendem Blick ſchaut ihnen Eloa ins Antliz:
Erſt verſtummt! dann flieht! Kaͤm ich mit der ſiegenden Staͤrke, Die Jehova mir gab; ſo ſollte von dieſem erhobnen,
Treffen-
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Der Meſſias.
Und in ſeiner Herrlichkeit hub ſich Eloa vom Tempel
Gegen die ewigen Suͤnder empor. Er ging in dem Glanze
Dieſes gefeyrteſten Tags, vor allen Tagen der Feyer.
Gottes Schrecken ſchwebten um ihn. Die duͤnneren Luͤfte
Wurden vor ihm zu Stuͤrmen, und rauſchten! Des Kommenden Gang war
Eines Heers Gang, welchem die tragenden Felſen erzittern.
Und der Unſterbliche toͤnt’, und glaͤnzte daher! Die Empoͤrer
Sahn, und hoͤrten ihn kommen, und zwangen umſonſt ihr Erſtaunen
Zu verbergen. Sie ſtanden, und wurden dunkler. So ſtehen
Jn den lezten Tiefen der Hoͤlle zween nachtvolle Felſen!
Aber, mit Einer lezten Erhebung, trat Eloa
Vor die Verworfnen, und ſprach: Jhr, deren Namen der Abgrund
Nenne! verlaßt, ihr ſeht der hohen Unſterblichen Lichtkreis!
Dieſen verlaßt, und entlaſtet von euch die heilige Staͤte.
Siehe, ſo weit der aͤuſſerſte Schimmer der Seligen, Graͤnzen
Euren Empoͤrungen, ſtrahlt; ſchwebt da nicht uͤber der Wolke!
Kriecht da nicht am Staube der Erde! Der Seraph gebot ſo.
Aber wie zwey Gewitter, die an zwo Alpen herunter
Dunkel kommen, (ein ſtaͤrkerer Sturm toͤnt ihnen entgegen,
Wird ſie verſtreun!) wie die in ihrem Schooſſe den Donner
Fliegend reizen, damit er die krummen Thaͤler durchbruͤlle:
Alſo ruͤſten zur Antwort ſich wider Eloa die Stolzen.
Was die Wut Entſezliches hat, die Rache Verwegnes,
Runzelt’ auf ihrer Stirne ſich, rollt’ in den flammenden Augen!
Aber mit herrſchendem Blick ſchaut ihnen Eloa ins Antliz:
Erſt verſtummt! dann flieht! Kaͤm ich mit der ſiegenden Staͤrke,
Die Jehova mir gab; ſo ſollte von dieſem erhobnen,
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/96>, abgerufen am 16.02.2025.
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