[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.
Als D 5
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="42"> <l> <pb facs="#f0081" n="57"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Siebender Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Dieſer Jeſus … Was haͤtt ich euch nicht, ihr Maͤnner, zu ſagen,</l><lb/> <l>Wollt ich euch alle ſeine Verbrechen, ſie alle beſchreiben!</l><lb/> <l>Jhre ſchwarze Geſtalt entbloͤßt’ ich vor der Verſammlung</l><lb/> <l>Eurer Herrſcher. Da hing an meiner Stimme ſein Leben!</l><lb/> <l>Und ſie ſprachen ſein Todesurtheil. An heiligen Steinen</l><lb/> <l>Roͤnne ſein Blut ſchon herab! Allein wir duͤrfen nicht toͤdten! …</l><lb/> <l>Dieſer Jeſus, (damit ich an Eins von tauſend Verbrechen</l><lb/> <l>Euch erinnre!) der Mann voll Grauſamkeit, weis, daß die Roͤmer,</l><lb/> <l>Wenn er ſeiner Empoͤrungen Maaß nunmehr erfuͤllt hat,</l><lb/> <l>Kommen werden, uns ganz zu verderben. Zu Tauſenden ſtanden</l><lb/> <l>Um ihn die Hoͤrer herum, da er von der Belagerung redte,</l><lb/> <l>Von der ſinkenden Stadt, von Gottes Tempel im Staube!</l><lb/> <l>Jhr bewundertet ihn; ſo wart ihr geblendet. Er aber</l><lb/> <l>Er erbarmt ſich nicht eurer. Er ſieht Jeruſalems Jammer,</l><lb/> <l>Weis es, daß er, nur er, die Urſach der nahenden Angſt iſt,</l><lb/> <l>Und faͤhrt fort, zu thun, wie er that. Den Tempel im Dampfe,</l><lb/> <l>Wie er, niemals ſich aufzurichten, Moria hinabſinkt! …</l><lb/> <l>Mit dem Tempel, (er ſiehts!) der Verſoͤnungsopfer Altaͤre,</l><lb/> <l>Wie ſie ſich neigen. Er ſieht die hohe Jeruſalem weinen!</l><lb/> <l>Ach, die Koͤniginn unter den Staͤdten in Aſche gekleidet!</l><lb/> <l>Jhrer Kinder beraubt! Sie liegen, vom Tage geſehen,</l><lb/> <l>Und verweſen! Und welche die Angſt und der wuͤtende Hunger</l><lb/> <l>Noch ins Grab nicht geſtuͤrzt hat, ergreifen heiſſere Krieger,</l><lb/> <l>Und zerſchmettern ihr zartes Gebein an Jeruſalems Truͤmmer!</l><lb/> <l>Ach er ſiehts, kein Vater beweint ſie! die ſtarben im Schlachtfeld!</l><lb/> <l>Keine Mutter! die Muͤtter, die waren lange vor Jammer,</l><lb/> <l>Lange vor Jammer vergangen! Er ſiehts, und erbarmt ſich nicht eurer!</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0081]
Siebender Geſang.
Dieſer Jeſus … Was haͤtt ich euch nicht, ihr Maͤnner, zu ſagen,
Wollt ich euch alle ſeine Verbrechen, ſie alle beſchreiben!
Jhre ſchwarze Geſtalt entbloͤßt’ ich vor der Verſammlung
Eurer Herrſcher. Da hing an meiner Stimme ſein Leben!
Und ſie ſprachen ſein Todesurtheil. An heiligen Steinen
Roͤnne ſein Blut ſchon herab! Allein wir duͤrfen nicht toͤdten! …
Dieſer Jeſus, (damit ich an Eins von tauſend Verbrechen
Euch erinnre!) der Mann voll Grauſamkeit, weis, daß die Roͤmer,
Wenn er ſeiner Empoͤrungen Maaß nunmehr erfuͤllt hat,
Kommen werden, uns ganz zu verderben. Zu Tauſenden ſtanden
Um ihn die Hoͤrer herum, da er von der Belagerung redte,
Von der ſinkenden Stadt, von Gottes Tempel im Staube!
Jhr bewundertet ihn; ſo wart ihr geblendet. Er aber
Er erbarmt ſich nicht eurer. Er ſieht Jeruſalems Jammer,
Weis es, daß er, nur er, die Urſach der nahenden Angſt iſt,
Und faͤhrt fort, zu thun, wie er that. Den Tempel im Dampfe,
Wie er, niemals ſich aufzurichten, Moria hinabſinkt! …
Mit dem Tempel, (er ſiehts!) der Verſoͤnungsopfer Altaͤre,
Wie ſie ſich neigen. Er ſieht die hohe Jeruſalem weinen!
Ach, die Koͤniginn unter den Staͤdten in Aſche gekleidet!
Jhrer Kinder beraubt! Sie liegen, vom Tage geſehen,
Und verweſen! Und welche die Angſt und der wuͤtende Hunger
Noch ins Grab nicht geſtuͤrzt hat, ergreifen heiſſere Krieger,
Und zerſchmettern ihr zartes Gebein an Jeruſalems Truͤmmer!
Ach er ſiehts, kein Vater beweint ſie! die ſtarben im Schlachtfeld!
Keine Mutter! die Muͤtter, die waren lange vor Jammer,
Lange vor Jammer vergangen! Er ſiehts, und erbarmt ſich nicht eurer!
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