Seinen Jünger! Doch war ich nicht würdig, ihn wieder zu lieben. Denn ich liebt' ihn nicht mehr, in der trüben Stunde, den Besten Unter den Menschen! Er war der Beste, der Beste! Sein Leben War für andre, nicht sein, voll Menschlichkeiten! Die Armen Speist' er, heilte die Kranken, erwekte vom Tode die Todten! Darum tödteten ihn der Menschlichkeit Hasser! Erhebt euch, Kommt, ihr Männer, und laßt uns gehn, an sein Grab hin, und weinen! Ach zu fürchterlich ist der Gedanke von seinem Grabe! Jesu, du göttlicher Mann! wo wird dein Grab seyn? Wo wirst du Schlummern im Stillen? Wofern der Wüter Wut dir ein Grab läßt!
Also flehte der Mann, den der Erde Sünder in Worten Kennen, verleugnen im Thun; er erweinte der Märtyrer Krone!
Der
Der Meſſias. Sechſter Geſang.
Seinen Juͤnger! Doch war ich nicht wuͤrdig, ihn wieder zu lieben. Denn ich liebt’ ihn nicht mehr, in der truͤben Stunde, den Beſten Unter den Menſchen! Er war der Beſte, der Beſte! Sein Leben War fuͤr andre, nicht ſein, voll Menſchlichkeiten! Die Armen Speiſt’ er, heilte die Kranken, erwekte vom Tode die Todten! Darum toͤdteten ihn der Menſchlichkeit Haſſer! Erhebt euch, Kommt, ihr Maͤnner, und laßt uns gehn, an ſein Grab hin, und weinen! Ach zu fuͤrchterlich iſt der Gedanke von ſeinem Grabe! Jeſu, du goͤttlicher Mann! wo wird dein Grab ſeyn? Wo wirſt du Schlummern im Stillen? Wofern der Wuͤter Wut dir ein Grab laͤßt!
Alſo flehte der Mann, den der Erde Suͤnder in Worten Kennen, verleugnen im Thun; er erweinte der Maͤrtyrer Krone!
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="42"><l><pbn="26"facs="#f0048"/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#b">Der Meſſias. Sechſter Geſang.</hi></fw></l><lb/><l>Seinen Juͤnger! Doch war ich nicht wuͤrdig, ihn wieder zu lieben.</l><lb/><l>Denn ich liebt’ ihn nicht mehr, in der truͤben Stunde, den Beſten</l><lb/><l>Unter den Menſchen! Er war der Beſte, der Beſte! Sein Leben</l><lb/><l>War fuͤr andre, nicht ſein, voll Menſchlichkeiten! Die Armen</l><lb/><l>Speiſt’ er, heilte die Kranken, erwekte vom Tode die Todten!</l><lb/><l>Darum toͤdteten ihn der Menſchlichkeit Haſſer! Erhebt euch,</l><lb/><l>Kommt, ihr Maͤnner, und laßt uns gehn, an ſein Grab hin, und weinen!</l><lb/><l>Ach zu fuͤrchterlich iſt der Gedanke von ſeinem Grabe!</l><lb/><l>Jeſu, du goͤttlicher Mann! wo wird dein Grab ſeyn? Wo wirſt du</l><lb/><l>Schlummern im Stillen? Wofern der Wuͤter Wut dir ein Grab laͤßt!</l></lg><lb/><lgn="43"><l>Alſo flehte der Mann, den der Erde Suͤnder in Worten</l><lb/><l>Kennen, verleugnen im Thun; er erweinte der Maͤrtyrer Krone!</l></lg></lg></div></div><lb/><milestoneunit="section"rendition="#hr"/><lb/><fwtype="catch"place="bottom"><hirendition="#b">Der</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
[26/0048]
Der Meſſias. Sechſter Geſang.
Seinen Juͤnger! Doch war ich nicht wuͤrdig, ihn wieder zu lieben.
Denn ich liebt’ ihn nicht mehr, in der truͤben Stunde, den Beſten
Unter den Menſchen! Er war der Beſte, der Beſte! Sein Leben
War fuͤr andre, nicht ſein, voll Menſchlichkeiten! Die Armen
Speiſt’ er, heilte die Kranken, erwekte vom Tode die Todten!
Darum toͤdteten ihn der Menſchlichkeit Haſſer! Erhebt euch,
Kommt, ihr Maͤnner, und laßt uns gehn, an ſein Grab hin, und weinen!
Ach zu fuͤrchterlich iſt der Gedanke von ſeinem Grabe!
Jeſu, du goͤttlicher Mann! wo wird dein Grab ſeyn? Wo wirſt du
Schlummern im Stillen? Wofern der Wuͤter Wut dir ein Grab laͤßt!
Alſo flehte der Mann, den der Erde Suͤnder in Worten
Kennen, verleugnen im Thun; er erweinte der Maͤrtyrer Krone!
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/48>, abgerufen am 02.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.