[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.Jnhalt des zehnten Gesangs. Der Vater sieht von seinem Throne auf den Sohn herunter. Der Jnhalt des zehnten Geſangs. Der Vater ſieht von ſeinem Throne auf den Sohn herunter. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0150" n="[122]"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Jnhalt<lb/> des zehnten Geſangs.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>er Vater ſieht von ſeinem Throne auf den Sohn herunter. Der<lb/> Meßias empfindet, daß Gott noch nicht verſoͤnt ſey. Er fuͤhlt<lb/> den naͤheren Tod. Er ſieht nach ſeinem Grabe hinunter, und betet<lb/> ins Geheim fuͤr die Sterbenden. Darauf wendet er ſein Antliz nach<lb/> dem todten Meere. Satan, Adramelech und die Hoͤlle empfinden ſein<lb/> Gericht. Jzt blickt der Verſoͤner auf die Schaaren der Heiligen um-<lb/> her, die das Kreuz umgeben. Er verweilt am laͤngſten bey den See-<lb/> len des zukuͤnftigen menſchlichen Geſchlechts. Es war izt einer der<lb/> groſſen Zeitpunkte gekommen, in welchen viel edlere Seelen der Erde<lb/> gegeben werden. Eh dieſe noch von ihren Schutzengeln mit ihren Lei-<lb/> bern vereinigt werden, entwickelt eine von denſelben ihre Gedanken<lb/> uͤber den ſterbenden Verſoͤner. Nun ergeht der Befehl des Meßias.<lb/> Er ſegnet die Seelen, indem ſie von den Engeln fortgefuͤhrt werden.<lb/> Die Charaktere dieſer Seelen. Da ihre Engel mit ihnen vor den<lb/> zwanzig Palmen am Oelberge voruͤber ſchweben, wo der Erloͤſer das<lb/> erſte Gericht erduldet hatte; ſo ſegnen ihnen die Seelen der Vaͤter,<lb/> die dort verſammelt ſind, nach. Einige von dieſen Vaͤtern werden ge-<lb/> nannt. Ein Geſpraͤch zwiſchen Simeon und Johannes dem Taͤufer.<lb/> Mirjam und Debora klagen den ſterbenden Verſoͤner in einem Liede.<lb/> Er koͤmmt dem Tode ſichtbar naͤher. Die meiſten Frommen entfernen<lb/> ſich. Lazarus geht Lebbaͤo nach, ihn zu troͤſten. Lazarus hatte, ſeit<lb/> der Kreuzigung Jeſu, faſt eben die Empfindungen gehabt, derer er<lb/> ſich von der Zeit, da er todt geweſen war, erinnerte. Es deucht ihn,<lb/> als wenn er unter Unſterblichen ſey. Jndem er hiervon mit Lebbaͤus<lb/> redet, ſchwebt Uriel voruͤber, deſſen weggewendeten Glanz er ſieht.<lb/> Uriel kuͤndigt der Verſammlung der Heiligen an, daß er den erſten der<lb/> Todesengel gegen die Erde herkommen, geſehen habe. Der Eindruck,<lb/> den dieſe Nachricht auf die Vaͤter, und unter dieſen auf Henoch, Abel,<lb/> Seth, David und Hiob, am vorzuͤglichſten aber, auf unſre erſten El-<lb/> tern, macht. Dieſe ſchweben zu dem Grabe Jeſu hinab. Sie erin-<lb/> nern ſich, in einem Gebete an den Meßias, ihres Falls. Sie dan-<lb/> ken, daß ſie Gnade erlangt haben. Der Verſoͤner ſieht voll Barm-<lb/> herzigkeit auf ſie herunter. Hierauf beten ſie, fuͤr das menſchliche Ge-<lb/> ſchlecht. Eloa ruft von der Zinne des Tempels, der Todesengel komme!<lb/> Dieſer trit auf den Sinai, fleht zum Meßias, um Staͤrke, den Be-<lb/><hi rendition="#c">fehl Gottes zu vollbringen, ſteht auf, und ſagt, was ihm<lb/> Jehova geboten hatte. Der Meßias ſtirbt.</hi></p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[122]/0150]
Jnhalt
des zehnten Geſangs.
Der Vater ſieht von ſeinem Throne auf den Sohn herunter. Der
Meßias empfindet, daß Gott noch nicht verſoͤnt ſey. Er fuͤhlt
den naͤheren Tod. Er ſieht nach ſeinem Grabe hinunter, und betet
ins Geheim fuͤr die Sterbenden. Darauf wendet er ſein Antliz nach
dem todten Meere. Satan, Adramelech und die Hoͤlle empfinden ſein
Gericht. Jzt blickt der Verſoͤner auf die Schaaren der Heiligen um-
her, die das Kreuz umgeben. Er verweilt am laͤngſten bey den See-
len des zukuͤnftigen menſchlichen Geſchlechts. Es war izt einer der
groſſen Zeitpunkte gekommen, in welchen viel edlere Seelen der Erde
gegeben werden. Eh dieſe noch von ihren Schutzengeln mit ihren Lei-
bern vereinigt werden, entwickelt eine von denſelben ihre Gedanken
uͤber den ſterbenden Verſoͤner. Nun ergeht der Befehl des Meßias.
Er ſegnet die Seelen, indem ſie von den Engeln fortgefuͤhrt werden.
Die Charaktere dieſer Seelen. Da ihre Engel mit ihnen vor den
zwanzig Palmen am Oelberge voruͤber ſchweben, wo der Erloͤſer das
erſte Gericht erduldet hatte; ſo ſegnen ihnen die Seelen der Vaͤter,
die dort verſammelt ſind, nach. Einige von dieſen Vaͤtern werden ge-
nannt. Ein Geſpraͤch zwiſchen Simeon und Johannes dem Taͤufer.
Mirjam und Debora klagen den ſterbenden Verſoͤner in einem Liede.
Er koͤmmt dem Tode ſichtbar naͤher. Die meiſten Frommen entfernen
ſich. Lazarus geht Lebbaͤo nach, ihn zu troͤſten. Lazarus hatte, ſeit
der Kreuzigung Jeſu, faſt eben die Empfindungen gehabt, derer er
ſich von der Zeit, da er todt geweſen war, erinnerte. Es deucht ihn,
als wenn er unter Unſterblichen ſey. Jndem er hiervon mit Lebbaͤus
redet, ſchwebt Uriel voruͤber, deſſen weggewendeten Glanz er ſieht.
Uriel kuͤndigt der Verſammlung der Heiligen an, daß er den erſten der
Todesengel gegen die Erde herkommen, geſehen habe. Der Eindruck,
den dieſe Nachricht auf die Vaͤter, und unter dieſen auf Henoch, Abel,
Seth, David und Hiob, am vorzuͤglichſten aber, auf unſre erſten El-
tern, macht. Dieſe ſchweben zu dem Grabe Jeſu hinab. Sie erin-
nern ſich, in einem Gebete an den Meßias, ihres Falls. Sie dan-
ken, daß ſie Gnade erlangt haben. Der Verſoͤner ſieht voll Barm-
herzigkeit auf ſie herunter. Hierauf beten ſie, fuͤr das menſchliche Ge-
ſchlecht. Eloa ruft von der Zinne des Tempels, der Todesengel komme!
Dieſer trit auf den Sinai, fleht zum Meßias, um Staͤrke, den Be-
fehl Gottes zu vollbringen, ſteht auf, und ſagt, was ihm
Jehova geboten hatte. Der Meßias ſtirbt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |