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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.

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Der Messias.

Glänzend gekleidet, und schwarz von Gesicht, fragt einen Alten,
Dessen Auge Vertraulichkeit ist, und dem ein geliebter
Zarter, bebender Sohn am Arm hängt: Aber so sag dann,
Sprach der Fremdling, was hat er, daß sie ihn tödten, verbrochen?

Was er verbrach? Sie tödten ihn, weil er den Kranken Gesundheit;
Gehende Füsse den Lahmen; den Tauben Ohren; den Blinden
Augen gab; weil er die Beseßnen (ich war ein Beseßner!)
Jhren Qualen entriß! ach weil er die Todten erweckte;
Weil er in mächtigen Reden die Pforten des ewigen Lebens
Unsern Seelen eröfnete; weil er ein göttlicher Mann war!
Aber (er sah, indem er sich wendete, Petrum) du siehst hier,
Fremdling, einen von seinen Geliebten, die der Prophet sich
Auserwählte, daß sie ihn sähen, und hörten, und die er
Von des Ewigen wahren Verehrung alles gelehrt hat.
Unterrichte du selbst (er kehrt sich zu Petro,) belehre
Diesen Fremdling, und mich: Warum sie den Göttlichen tödten?
Laß, Mann Gottes, laß dich erbitten! Und wende dein Antliz
Nicht von mir weg. Du kennst ihn, dich liebt er, du warst sein Erwählter!
Brüder lieben sich so nicht, als du und Johannes ihn lieben!
Petrus wandte noch immer sich weg, nicht, weil er erkannt war,
Denn izt war er, zu sterben, bereit! Das Wort, von Johannes,
Und ihm selber, durchdrang sein innerstes Mark ihm. Jhr Freunde,
Sprach er endlich mit stammelnder Wehmut, was ich zu sagen
Jtzo vermag, das ist: Es stirbt der Beste der Menschen!
Mit dem eilenden Worte verlor er sich unter die Menge.
Aber Samma, und Joel, mit ihnen Candaces Vertrauter,
Welchen nachher Philippus, von Gottes Geiste gerufen,
Jn

Der Meſſias.

Glaͤnzend gekleidet, und ſchwarz von Geſicht, fragt einen Alten,
Deſſen Auge Vertraulichkeit iſt, und dem ein geliebter
Zarter, bebender Sohn am Arm haͤngt: Aber ſo ſag dann,
Sprach der Fremdling, was hat er, daß ſie ihn toͤdten, verbrochen?

Was er verbrach? Sie toͤdten ihn, weil er den Kranken Geſundheit;
Gehende Fuͤſſe den Lahmen; den Tauben Ohren; den Blinden
Augen gab; weil er die Beſeßnen (ich war ein Beſeßner!)
Jhren Qualen entriß! ach weil er die Todten erweckte;
Weil er in maͤchtigen Reden die Pforten des ewigen Lebens
Unſern Seelen eroͤfnete; weil er ein goͤttlicher Mann war!
Aber (er ſah, indem er ſich wendete, Petrum) du ſiehſt hier,
Fremdling, einen von ſeinen Geliebten, die der Prophet ſich
Auserwaͤhlte, daß ſie ihn ſaͤhen, und hoͤrten, und die er
Von des Ewigen wahren Verehrung alles gelehrt hat.
Unterrichte du ſelbſt (er kehrt ſich zu Petro,) belehre
Dieſen Fremdling, und mich: Warum ſie den Goͤttlichen toͤdten?
Laß, Mann Gottes, laß dich erbitten! Und wende dein Antliz
Nicht von mir weg. Du kennſt ihn, dich liebt er, du warſt ſein Erwaͤhlter!
Bruͤder lieben ſich ſo nicht, als du und Johannes ihn lieben!
Petrus wandte noch immer ſich weg, nicht, weil er erkannt war,
Denn izt war er, zu ſterben, bereit! Das Wort, von Johannes,
Und ihm ſelber, durchdrang ſein innerſtes Mark ihm. Jhr Freunde,
Sprach er endlich mit ſtammelnder Wehmut, was ich zu ſagen
Jtzo vermag, das iſt: Es ſtirbt der Beſte der Menſchen!
Mit dem eilenden Worte verlor er ſich unter die Menge.
Aber Samma, und Joel, mit ihnen Candaces Vertrauter,
Welchen nachher Philippus, von Gottes Geiſte gerufen,
Jn
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[94/0122] Der Meſſias. Glaͤnzend gekleidet, und ſchwarz von Geſicht, fragt einen Alten, Deſſen Auge Vertraulichkeit iſt, und dem ein geliebter Zarter, bebender Sohn am Arm haͤngt: Aber ſo ſag dann, Sprach der Fremdling, was hat er, daß ſie ihn toͤdten, verbrochen? Was er verbrach? Sie toͤdten ihn, weil er den Kranken Geſundheit; Gehende Fuͤſſe den Lahmen; den Tauben Ohren; den Blinden Augen gab; weil er die Beſeßnen (ich war ein Beſeßner!) Jhren Qualen entriß! ach weil er die Todten erweckte; Weil er in maͤchtigen Reden die Pforten des ewigen Lebens Unſern Seelen eroͤfnete; weil er ein goͤttlicher Mann war! Aber (er ſah, indem er ſich wendete, Petrum) du ſiehſt hier, Fremdling, einen von ſeinen Geliebten, die der Prophet ſich Auserwaͤhlte, daß ſie ihn ſaͤhen, und hoͤrten, und die er Von des Ewigen wahren Verehrung alles gelehrt hat. Unterrichte du ſelbſt (er kehrt ſich zu Petro,) belehre Dieſen Fremdling, und mich: Warum ſie den Goͤttlichen toͤdten? Laß, Mann Gottes, laß dich erbitten! Und wende dein Antliz Nicht von mir weg. Du kennſt ihn, dich liebt er, du warſt ſein Erwaͤhlter! Bruͤder lieben ſich ſo nicht, als du und Johannes ihn lieben! Petrus wandte noch immer ſich weg, nicht, weil er erkannt war, Denn izt war er, zu ſterben, bereit! Das Wort, von Johannes, Und ihm ſelber, durchdrang ſein innerſtes Mark ihm. Jhr Freunde, Sprach er endlich mit ſtammelnder Wehmut, was ich zu ſagen Jtzo vermag, das iſt: Es ſtirbt der Beſte der Menſchen! Mit dem eilenden Worte verlor er ſich unter die Menge. Aber Samma, und Joel, mit ihnen Candaces Vertrauter, Welchen nachher Philippus, von Gottes Geiſte gerufen, Jn

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/122>, abgerufen am 23.11.2024.