[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Jener ist Matthäus, sprach Seraph Bildai, ein Jünger, Der, im Schoße begüterter Eltern wollüstig erzogen, Doch auch zugleich zum niedern Geschäffte der Reichen verwöhnt ward, Die des unsterblichen Geistes uneingedenk, niemals ersättigt, Wie für die Ewigkeit sammeln. Allein die mächtigen Triebe Seines Geistes erhuben sich bald, da er Jesum erblickte. Jesus rief ihn kaum zu sich, so folgt er, und ließ die Geschäffte, Die ihn bisher zur Erde gedrückt, den Thieren zurücke. So entreißt sich ein Held der Könige weichlichen Töchtern, Wenn ihn der Tod fürs Vaterland ruft. Jns Feld hin, wo Gott steht, Und dem Tode, gerüstet mit Rache, die Schuldigen zuzählt, Ruft ihn mehr als ewiger Ruhm, die Stimme der Unschuld. Jhn wird dankbar und froh befreyter Völker Mund ehren, Denn sein Krieg war gerecht. Und bleibt er, mitten im Würgen, Da noch ein Mensch, so wollen wir ihn vor dem Ewigen singen. Seraph Siona fuhr fort. Der dort mit dem silbernen Haupthaar Jener freundliche Greis, ist Bartholomäus, mein Jünger. Schau
Jener iſt Matthaͤus, ſprach Seraph Bildai, ein Juͤnger, Der, im Schoße beguͤterter Eltern wolluͤſtig erzogen, Doch auch zugleich zum niedern Geſchaͤffte der Reichen verwoͤhnt ward, Die des unſterblichen Geiſtes uneingedenk, niemals erſaͤttigt, Wie fuͤr die Ewigkeit ſammeln. Allein die maͤchtigen Triebe Seines Geiſtes erhuben ſich bald, da er Jeſum erblickte. Jeſus rief ihn kaum zu ſich, ſo folgt er, und ließ die Geſchaͤffte, Die ihn bisher zur Erde gedruͤckt, den Thieren zuruͤcke. So entreißt ſich ein Held der Koͤnige weichlichen Toͤchtern, Wenn ihn der Tod fuͤrs Vaterland ruft. Jns Feld hin, wo Gott ſteht, Und dem Tode, geruͤſtet mit Rache, die Schuldigen zuzaͤhlt, Ruft ihn mehr als ewiger Ruhm, die Stimme der Unſchuld. Jhn wird dankbar und froh befreyter Voͤlker Mund ehren, Denn ſein Krieg war gerecht. Und bleibt er, mitten im Wuͤrgen, Da noch ein Menſch, ſo wollen wir ihn vor dem Ewigen ſingen. Seraph Siona fuhr fort. Der dort mit dem ſilbernen Haupthaar Jener freundliche Greis, iſt Bartholomaͤus, mein Juͤnger. Schau
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Der Meßias.
Stets zeugt ſein Geiſt aus Gedanken Gedanken, davon er das Ende
Vielmal nicht ſieht, wenn ſie, wie Meere, vor ihm ſich verbreiten.
Bald haͤtt er ſich im finſtern Gebaͤu ſadducaͤiſcher Traͤume
Klaͤglich verlohren; allein des Meßias gewaltige Wunder
Retteten ihn, er verließ das Bezirk labyrinthiſcher Jrren,
Und kam zu Jeſu. Doch wuͤrd ich mich ſeinentwegen noch oͤfters
Zaͤrtlich bekuͤmmern, haͤtt ihm zu dieſer denkenden Seele
Nicht die Natur ein redliches Herz und Tugend gegeben.
Jener iſt Matthaͤus, ſprach Seraph Bildai, ein Juͤnger,
Der, im Schoße beguͤterter Eltern wolluͤſtig erzogen,
Doch auch zugleich zum niedern Geſchaͤffte der Reichen verwoͤhnt ward,
Die des unſterblichen Geiſtes uneingedenk, niemals erſaͤttigt,
Wie fuͤr die Ewigkeit ſammeln. Allein die maͤchtigen Triebe
Seines Geiſtes erhuben ſich bald, da er Jeſum erblickte.
Jeſus rief ihn kaum zu ſich, ſo folgt er, und ließ die Geſchaͤffte,
Die ihn bisher zur Erde gedruͤckt, den Thieren zuruͤcke.
So entreißt ſich ein Held der Koͤnige weichlichen Toͤchtern,
Wenn ihn der Tod fuͤrs Vaterland ruft. Jns Feld hin, wo Gott ſteht,
Und dem Tode, geruͤſtet mit Rache, die Schuldigen zuzaͤhlt,
Ruft ihn mehr als ewiger Ruhm, die Stimme der Unſchuld.
Jhn wird dankbar und froh befreyter Voͤlker Mund ehren,
Denn ſein Krieg war gerecht. Und bleibt er, mitten im Wuͤrgen,
Da noch ein Menſch, ſo wollen wir ihn vor dem Ewigen ſingen.
Seraph Siona fuhr fort. Der dort mit dem ſilbernen Haupthaar
Jener freundliche Greis, iſt Bartholomaͤus, mein Juͤnger.
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