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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Dritter Gesang.

Sanft mit unsichtbarer Hand die gebrochnen Augen zudrücken,
Und die entfliehende Seele zum Thron des Ewigen führen.

Selia sprach: wie rührest du mich! Wie reizt mich dein Wünfchen,
Auch ein Bruder der Menschen zu seyn. Die Männer dort unten
Die sind also die heiligen Zwölfe, die Freunde des Mittlers?
Welche zu seyn, selbst Seraphim, auch mit der Sterblichkeit, wünschen.
Seyd mir gesegnet! Jhr seyd es auch würdig, Unsterbliche, denn euch
Liebt der Erlöser, wie Brüder, ihr werdet auf goldenen Stülen
Sitzen, und den Weltkreis mit eurem Könige richten.
Seraphim, nennet sie mir! Jch will die Namen auch hören,
Die schon lang im Buche des Lebens vorzüglicher glänzen.
Nennt mir jenen zuerst, der dort mit feurigen Augen
Um sich blickt, und im schattichten Walde mit Ungeduld suchet;
Jesum vielleicht. Muth, und ein kühnes entschlossenes Wesen
Seh ich in seinem Gesicht. Aufrichtig sagt es mir alles,
Was vom fühlenden Herzen belebt die Seele gedenket.
Dieser ist Simon Petrus, erwiederte Seraph Orion
Einer der größten. Mich wählte der Mittler zu seinem Beschützer.
Wie du sagtest, so ist auch mein Freund. Du solltest ihn immer
Nebst mir in allem seinen Betragen, in Jesu Gesellschaft,
Wenn er inbrünstig ihn hört, auch wenn er am fernen Gestade
Von ihm getrennt, und von mir begleitet und von mir begeistert,
Schlummert und von Gott träumt, da solltest du immer ihn sehen,
Seraph, du würdest sein fühlendes Herz noch göttlicher nennen.
Jüngst

Dritter Geſang.

Sanft mit unſichtbarer Hand die gebrochnen Augen zudruͤcken,
Und die entfliehende Seele zum Thron des Ewigen fuͤhren.

Selia ſprach: wie ruͤhreſt du mich! Wie reizt mich dein Wuͤnfchen,
Auch ein Bruder der Menſchen zu ſeyn. Die Maͤnner dort unten
Die ſind alſo die heiligen Zwoͤlfe, die Freunde des Mittlers?
Welche zu ſeyn, ſelbſt Seraphim, auch mit der Sterblichkeit, wuͤnſchen.
Seyd mir geſegnet! Jhr ſeyd es auch wuͤrdig, Unſterbliche, denn euch
Liebt der Erloͤſer, wie Bruͤder, ihr werdet auf goldenen Stuͤlen
Sitzen, und den Weltkreis mit eurem Koͤnige richten.
Seraphim, nennet ſie mir! Jch will die Namen auch hoͤren,
Die ſchon lang im Buche des Lebens vorzuͤglicher glaͤnzen.
Nennt mir jenen zuerſt, der dort mit feurigen Augen
Um ſich blickt, und im ſchattichten Walde mit Ungeduld ſuchet;
Jeſum vielleicht. Muth, und ein kuͤhnes entſchloſſenes Weſen
Seh ich in ſeinem Geſicht. Aufrichtig ſagt es mir alles,
Was vom fuͤhlenden Herzen belebt die Seele gedenket.
Dieſer iſt Simon Petrus, erwiederte Seraph Orion
Einer der groͤßten. Mich waͤhlte der Mittler zu ſeinem Beſchuͤtzer.
Wie du ſagteſt, ſo iſt auch mein Freund. Du ſollteſt ihn immer
Nebſt mir in allem ſeinen Betragen, in Jeſu Geſellſchaft,
Wenn er inbruͤnſtig ihn hoͤrt, auch wenn er am fernen Geſtade
Von ihm getrennt, und von mir begleitet und von mir begeiſtert,
Schlummert und von Gott traͤumt, da ſollteſt du immer ihn ſehen,
Seraph, du wuͤrdeſt ſein fuͤhlendes Herz noch goͤttlicher nennen.
Juͤngſt
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[77/0089] Dritter Geſang. Sanft mit unſichtbarer Hand die gebrochnen Augen zudruͤcken, Und die entfliehende Seele zum Thron des Ewigen fuͤhren. Selia ſprach: wie ruͤhreſt du mich! Wie reizt mich dein Wuͤnfchen, Auch ein Bruder der Menſchen zu ſeyn. Die Maͤnner dort unten Die ſind alſo die heiligen Zwoͤlfe, die Freunde des Mittlers? Welche zu ſeyn, ſelbſt Seraphim, auch mit der Sterblichkeit, wuͤnſchen. Seyd mir geſegnet! Jhr ſeyd es auch wuͤrdig, Unſterbliche, denn euch Liebt der Erloͤſer, wie Bruͤder, ihr werdet auf goldenen Stuͤlen Sitzen, und den Weltkreis mit eurem Koͤnige richten. Seraphim, nennet ſie mir! Jch will die Namen auch hoͤren, Die ſchon lang im Buche des Lebens vorzuͤglicher glaͤnzen. Nennt mir jenen zuerſt, der dort mit feurigen Augen Um ſich blickt, und im ſchattichten Walde mit Ungeduld ſuchet; Jeſum vielleicht. Muth, und ein kuͤhnes entſchloſſenes Weſen Seh ich in ſeinem Geſicht. Aufrichtig ſagt es mir alles, Was vom fuͤhlenden Herzen belebt die Seele gedenket. Dieſer iſt Simon Petrus, erwiederte Seraph Orion Einer der groͤßten. Mich waͤhlte der Mittler zu ſeinem Beſchuͤtzer. Wie du ſagteſt, ſo iſt auch mein Freund. Du ſollteſt ihn immer Nebſt mir in allem ſeinen Betragen, in Jeſu Geſellſchaft, Wenn er inbruͤnſtig ihn hoͤrt, auch wenn er am fernen Geſtade Von ihm getrennt, und von mir begleitet und von mir begeiſtert, Schlummert und von Gott traͤumt, da ſollteſt du immer ihn ſehen, Seraph, du wuͤrdeſt ſein fuͤhlendes Herz noch goͤttlicher nennen. Juͤngſt

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/89>, abgerufen am 24.11.2024.