Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Meßias.
Also verlohr sich sein Geist, vom wünschenden Herzen empöret,
Jn verruchte Gedanken. Gott, der die Zukunft durchschaute,
Hört ihn, und schwieg. Voll ermüdenden Tiefsinns blieb Adramelech
Unvermerkt auf einer sich um ihn sammelnden Wolke,
Starr mit glühender Stirn, die der Grimm durchfaltete, stehen.
Doch das Getöse der wandelnden Erde, die itzt mit der Nacht kam,
Weckte den Verruchten von seinen schwarzen Gedanken.
Jtzo gesellt er sich wieder zu Satan. Sie giengen und stürmten
Gegen den Oelberg, den Mittler daselbst mit seinen Vertrauten
Grimmig zu suchen. So stürzen zween rollend tödtende Wagen
Jn die Thäler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes entgegen.
Jtzo sandten sie, hoch von himmelnahen Gebirgen,
Eherne Krieger; sie rauschen mit eisernem wilden Getöse
Ueber die Felsen, und krachen, und donnern, und tödten von ferne.
Also kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder.


Der
Der Meßias.
Alſo verlohr ſich ſein Geiſt, vom wuͤnſchenden Herzen empoͤret,
Jn verruchte Gedanken. Gott, der die Zukunft durchſchaute,
Hoͤrt ihn, und ſchwieg. Voll ermuͤdenden Tiefſinns blieb Adramelech
Unvermerkt auf einer ſich um ihn ſammelnden Wolke,
Starr mit gluͤhender Stirn, die der Grimm durchfaltete, ſtehen.
Doch das Getoͤſe der wandelnden Erde, die itzt mit der Nacht kam,
Weckte den Verruchten von ſeinen ſchwarzen Gedanken.
Jtzo geſellt er ſich wieder zu Satan. Sie giengen und ſtuͤrmten
Gegen den Oelberg, den Mittler daſelbſt mit ſeinen Vertrauten
Grimmig zu ſuchen. So ſtuͤrzen zween rollend toͤdtende Wagen
Jn die Thaͤler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes entgegen.
Jtzo ſandten ſie, hoch von himmelnahen Gebirgen,
Eherne Krieger; ſie rauſchen mit eiſernem wilden Getoͤſe
Ueber die Felſen, und krachen, und donnern, und toͤdten von ferne.
Alſo kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder.


Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0080" n="68"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="33">
              <l>Al&#x017F;o verlohr &#x017F;ich &#x017F;ein Gei&#x017F;t, vom wu&#x0364;n&#x017F;chenden Herzen empo&#x0364;ret,</l><lb/>
              <l>Jn verruchte Gedanken. Gott, der die Zukunft durch&#x017F;chaute,</l><lb/>
              <l>Ho&#x0364;rt ihn, und &#x017F;chwieg. Voll ermu&#x0364;denden Tief&#x017F;inns blieb Adramelech</l><lb/>
              <l>Unvermerkt auf einer &#x017F;ich um ihn &#x017F;ammelnden Wolke,</l><lb/>
              <l>Starr mit glu&#x0364;hender Stirn, die der Grimm durchfaltete, &#x017F;tehen.</l><lb/>
              <l>Doch das Geto&#x0364;&#x017F;e der wandelnden Erde, die itzt mit der Nacht kam,</l><lb/>
              <l>Weckte den Verruchten von &#x017F;einen &#x017F;chwarzen Gedanken.</l><lb/>
              <l>Jtzo ge&#x017F;ellt er &#x017F;ich wieder zu Satan. Sie giengen und &#x017F;tu&#x0364;rmten</l><lb/>
              <l>Gegen den Oelberg, den Mittler da&#x017F;elb&#x017F;t mit &#x017F;einen Vertrauten</l><lb/>
              <l>Grimmig zu &#x017F;uchen. So &#x017F;tu&#x0364;rzen zween rollend to&#x0364;dtende Wagen</l><lb/>
              <l>Jn die Tha&#x0364;ler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes entgegen.</l><lb/>
              <l>Jtzo &#x017F;andten &#x017F;ie, hoch von himmelnahen Gebirgen,</l><lb/>
              <l>Eherne Krieger; &#x017F;ie rau&#x017F;chen mit ei&#x017F;ernem wilden Geto&#x0364;&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Ueber die Fel&#x017F;en, und krachen, und donnern, und to&#x0364;dten von ferne.</l><lb/>
              <l>Al&#x017F;o kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Der</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0080] Der Meßias. Alſo verlohr ſich ſein Geiſt, vom wuͤnſchenden Herzen empoͤret, Jn verruchte Gedanken. Gott, der die Zukunft durchſchaute, Hoͤrt ihn, und ſchwieg. Voll ermuͤdenden Tiefſinns blieb Adramelech Unvermerkt auf einer ſich um ihn ſammelnden Wolke, Starr mit gluͤhender Stirn, die der Grimm durchfaltete, ſtehen. Doch das Getoͤſe der wandelnden Erde, die itzt mit der Nacht kam, Weckte den Verruchten von ſeinen ſchwarzen Gedanken. Jtzo geſellt er ſich wieder zu Satan. Sie giengen und ſtuͤrmten Gegen den Oelberg, den Mittler daſelbſt mit ſeinen Vertrauten Grimmig zu ſuchen. So ſtuͤrzen zween rollend toͤdtende Wagen Jn die Thaͤler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes entgegen. Jtzo ſandten ſie, hoch von himmelnahen Gebirgen, Eherne Krieger; ſie rauſchen mit eiſernem wilden Getoͤſe Ueber die Felſen, und krachen, und donnern, und toͤdten von ferne. Alſo kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/80
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/80>, abgerufen am 22.11.2024.