[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="3"> <l> <pb facs="#f0172" n="160"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Meßias.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Seliger, unausſprechlicher Schoͤpfer, dich hoͤrt ich die Liebe</l><lb/> <l>Unter den Sterblichen nennen! Wie biſt du aber ſo ſchrecklich!</l><lb/> <l>Wie iſt dein Auge zum Tode geruͤſtet! Dein Seraph verhieß mir,</l><lb/> <l>Als ich geſtorben war, daß ich nicht ſollte dein ernſtes Gericht ſehn.</l><lb/> <l>Aber du biſt furchtbar, ſehr furchtbar, o Gott, mein Erbarmer!</l><lb/> <l>Doch du richteſt mich nicht! Das fuͤhlt ſie, die betende Seele,</l><lb/> <l>Die du dir ſchufſt, ihr Ewigkeit gabſt, und deinen Erloͤſer!</l><lb/> <l>Kamſt du, Richter der Welt, das Geſchlecht der Feinde zu toͤdten?</l><lb/> <l>Soll die Staͤtte der Suͤnder nicht mehr vor deinem Antlitz,</l><lb/> <l>Ewiger ſeyn? Und tilgſt du ſie weg, die den Sohn noch verkennen?</l><lb/> <l>Ach, ſo wirſt du nicht richten! Auch ihnen haſt du den Gottmenſch,</l><lb/> <l>Deinen erhabnen Meßias geſandt! So wirſt du nicht richten!</l><lb/> <l>Sey gegruͤſſet, des ewigen Sohns gleich ewiger Vater!</l><lb/> <l>Laß uns deiner Herrlichkeit Spur von ferne, Gott, anſchaun!</l><lb/> <l>Selima ſprach ſo, und fiel mit den Seelen aufs Angeſicht nieder.</l><lb/> <l>Auf der andern Seite des Sonnenwegs ſchwung ſich Eloa</l><lb/> <l>Muthig auf ſeinem glaͤnzenden Wagen, auf dem er Elias</l><lb/> <l>Zu dem Himmel erhub, auf dem er, ein Fuͤhrer der Engel,</l><lb/> <l>Dothan, auf deinen Bergen entwoͤlkt, von Eliſa geſehn ward.</l><lb/> <l>Seraph Eloa ſtand hoch auf dem Wagen. Jhm kam in ſein Antlitz,</l><lb/> <l>Durch die Himmel ein tauſendſtimmiger Sturmwind, entgegen.</l><lb/> <l>Da erklangen die goldenen Achſen, da flog ihm ſein Haupthaar</l><lb/> <l>Und ſein Gewand, wie Wolken, zuruͤck. Mit muthiger Staͤrke</l><lb/> <l>Stand des Seraphs Fuß da. Er hielt in der hohen Rechte</l><lb/> <l>Ein Gewitter empor. Bey jedem erhabnen Gedanken</l><lb/> <l>Donnert er aus dem Gewitter hervor, und folgte Jehovah.</l><lb/> <l>Tauſend Sonnenwege, (der Raum von Sonne zu Sonne<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jſt</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0172]
Der Meßias.
Seliger, unausſprechlicher Schoͤpfer, dich hoͤrt ich die Liebe
Unter den Sterblichen nennen! Wie biſt du aber ſo ſchrecklich!
Wie iſt dein Auge zum Tode geruͤſtet! Dein Seraph verhieß mir,
Als ich geſtorben war, daß ich nicht ſollte dein ernſtes Gericht ſehn.
Aber du biſt furchtbar, ſehr furchtbar, o Gott, mein Erbarmer!
Doch du richteſt mich nicht! Das fuͤhlt ſie, die betende Seele,
Die du dir ſchufſt, ihr Ewigkeit gabſt, und deinen Erloͤſer!
Kamſt du, Richter der Welt, das Geſchlecht der Feinde zu toͤdten?
Soll die Staͤtte der Suͤnder nicht mehr vor deinem Antlitz,
Ewiger ſeyn? Und tilgſt du ſie weg, die den Sohn noch verkennen?
Ach, ſo wirſt du nicht richten! Auch ihnen haſt du den Gottmenſch,
Deinen erhabnen Meßias geſandt! So wirſt du nicht richten!
Sey gegruͤſſet, des ewigen Sohns gleich ewiger Vater!
Laß uns deiner Herrlichkeit Spur von ferne, Gott, anſchaun!
Selima ſprach ſo, und fiel mit den Seelen aufs Angeſicht nieder.
Auf der andern Seite des Sonnenwegs ſchwung ſich Eloa
Muthig auf ſeinem glaͤnzenden Wagen, auf dem er Elias
Zu dem Himmel erhub, auf dem er, ein Fuͤhrer der Engel,
Dothan, auf deinen Bergen entwoͤlkt, von Eliſa geſehn ward.
Seraph Eloa ſtand hoch auf dem Wagen. Jhm kam in ſein Antlitz,
Durch die Himmel ein tauſendſtimmiger Sturmwind, entgegen.
Da erklangen die goldenen Achſen, da flog ihm ſein Haupthaar
Und ſein Gewand, wie Wolken, zuruͤck. Mit muthiger Staͤrke
Stand des Seraphs Fuß da. Er hielt in der hohen Rechte
Ein Gewitter empor. Bey jedem erhabnen Gedanken
Donnert er aus dem Gewitter hervor, und folgte Jehovah.
Tauſend Sonnenwege, (der Raum von Sonne zu Sonne
Jſt
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