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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Erster Gesang.

Unterdeß nahte sich Jesus dem Vater, der wegen des Volkes,
Zu dem die Stimme geschah, voll Zorn zum Himmel hinaufstieg.
Vor ihm wollt er noch einmal sein göttliches freyes Entschließen,
Seine Geliebten, die Menschen, zu heiligen, feyerlich kund thun.

Gegen die östliche Seite Jerusalems liegt ein Gebirge,
Welches schon oft den göttlichen Mittler auf seinen Gipfeln,
Wie ins Heilige Gottes, verhüllt, wenn er einsame Nächte
Unter dem Anschaun des Vaters in großen Gebeten durchwachte.
Nach dem Gebirge begab er sich itzt. Johannes alleine
Folgt ihm bis zu den Gräbern der Seher, in heiligen Grotten,
Wie sein göttlicher Freund, die Nacht im Gebete zu bleiben.
Von da erhub sich der Mittler zur obersten Spitze des Berges.
Da umgab ihn vom hohen Moria ein Schimmer der Opfer,
Die den ewigen Vater noch itzt im Bilde versöhnten.
Um und um nahm ihn der Oelbaum ins Kühle. Gelindere Lüfte,
Gleich dem Säuseln der Gegenwart Gottes, umflossen sein Antlitz.
Der dem Meßias auf Erden zum Dienste gegebene Seraph,
Gabriel ist sein himmlischer Name, stand eben am Eingang
Zwoer umdufteten Cedern, und dachte dem Heile der Menschen
Und dem Triumphe der Ewigkeit nach, als itzt der Erlöser
Seinem Vater entgegen vor ihm im stillen vorbeygieng.
Gabriel wußte, daß nun die Zeit der Erlösung herankam.
Diese Betrachtung entzückt ihn, er sprach mit zärtlicher Stimme:
Willst du die Nacht, o Göttlicher, hier im Gebete durchwachen?
Oder verlangt dein ermüdeter Leib nach seiner Erquickung?
Soll
A 3

Erſter Geſang.

Unterdeß nahte ſich Jeſus dem Vater, der wegen des Volkes,
Zu dem die Stimme geſchah, voll Zorn zum Himmel hinaufſtieg.
Vor ihm wollt er noch einmal ſein goͤttliches freyes Entſchließen,
Seine Geliebten, die Menſchen, zu heiligen, feyerlich kund thun.

Gegen die oͤſtliche Seite Jeruſalems liegt ein Gebirge,
Welches ſchon oft den goͤttlichen Mittler auf ſeinen Gipfeln,
Wie ins Heilige Gottes, verhuͤllt, wenn er einſame Naͤchte
Unter dem Anſchaun des Vaters in großen Gebeten durchwachte.
Nach dem Gebirge begab er ſich itzt. Johannes alleine
Folgt ihm bis zu den Graͤbern der Seher, in heiligen Grotten,
Wie ſein goͤttlicher Freund, die Nacht im Gebete zu bleiben.
Von da erhub ſich der Mittler zur oberſten Spitze des Berges.
Da umgab ihn vom hohen Moria ein Schimmer der Opfer,
Die den ewigen Vater noch itzt im Bilde verſoͤhnten.
Um und um nahm ihn der Oelbaum ins Kuͤhle. Gelindere Luͤfte,
Gleich dem Saͤuſeln der Gegenwart Gottes, umfloſſen ſein Antlitz.
Der dem Meßias auf Erden zum Dienſte gegebene Seraph,
Gabriel iſt ſein himmliſcher Name, ſtand eben am Eingang
Zwoer umdufteten Cedern, und dachte dem Heile der Menſchen
Und dem Triumphe der Ewigkeit nach, als itzt der Erloͤſer
Seinem Vater entgegen vor ihm im ſtillen vorbeygieng.
Gabriel wußte, daß nun die Zeit der Erloͤſung herankam.
Dieſe Betrachtung entzuͤckt ihn, er ſprach mit zaͤrtlicher Stimme:
Willſt du die Nacht, o Goͤttlicher, hier im Gebete durchwachen?
Oder verlangt dein ermuͤdeter Leib nach ſeiner Erquickung?
Soll
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[5/0017] Erſter Geſang. Unterdeß nahte ſich Jeſus dem Vater, der wegen des Volkes, Zu dem die Stimme geſchah, voll Zorn zum Himmel hinaufſtieg. Vor ihm wollt er noch einmal ſein goͤttliches freyes Entſchließen, Seine Geliebten, die Menſchen, zu heiligen, feyerlich kund thun. Gegen die oͤſtliche Seite Jeruſalems liegt ein Gebirge, Welches ſchon oft den goͤttlichen Mittler auf ſeinen Gipfeln, Wie ins Heilige Gottes, verhuͤllt, wenn er einſame Naͤchte Unter dem Anſchaun des Vaters in großen Gebeten durchwachte. Nach dem Gebirge begab er ſich itzt. Johannes alleine Folgt ihm bis zu den Graͤbern der Seher, in heiligen Grotten, Wie ſein goͤttlicher Freund, die Nacht im Gebete zu bleiben. Von da erhub ſich der Mittler zur oberſten Spitze des Berges. Da umgab ihn vom hohen Moria ein Schimmer der Opfer, Die den ewigen Vater noch itzt im Bilde verſoͤhnten. Um und um nahm ihn der Oelbaum ins Kuͤhle. Gelindere Luͤfte, Gleich dem Saͤuſeln der Gegenwart Gottes, umfloſſen ſein Antlitz. Der dem Meßias auf Erden zum Dienſte gegebene Seraph, Gabriel iſt ſein himmliſcher Name, ſtand eben am Eingang Zwoer umdufteten Cedern, und dachte dem Heile der Menſchen Und dem Triumphe der Ewigkeit nach, als itzt der Erloͤſer Seinem Vater entgegen vor ihm im ſtillen vorbeygieng. Gabriel wußte, daß nun die Zeit der Erloͤſung herankam. Dieſe Betrachtung entzuͤckt ihn, er ſprach mit zaͤrtlicher Stimme: Willſt du die Nacht, o Goͤttlicher, hier im Gebete durchwachen? Oder verlangt dein ermuͤdeter Leib nach ſeiner Erquickung? Soll A 3

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/17>, abgerufen am 21.11.2024.