[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Laza-
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<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <l> <pb facs="#f0139" n="127"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierter Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Oft nach euch um, und liebet die beyden Fremdlinge! Folgt ihm,</l><lb/> <l>Wo er hingeht. Und, kommt ihr ins Haus, ſo ſagt dem Bewohner:</l><lb/> <l>Unſer Lehrer ſendet uns her, das Feſt hier zu feyern.</l><lb/> <l>Und der redliche Mann wird auf einen erhabenen Saal euch</l><lb/> <l>Eilig fuͤhren. Der iſt ſchon bereitet. .. Es fanden die Juͤnger</l><lb/> <l>Alles ſo, und ließen das Lamm zum Male bereiten.</l><lb/> <l>Petrus ſaͤumte ſich nicht, das Mal bereiten zu ſehen,</l><lb/> <l>Eilt auf den hohen Soͤller des Hauſes, und ſchaute mit Sehnſucht</l><lb/> <l>Nach der Seite der Stadt, die auf Bethanien fuͤhrte,</l><lb/> <l>Jeſum kommen zu ſehn. Da er ſo mit gefluͤgeltem Blicke</l><lb/> <l>Jede Ferne durcheilt, da ſieht er die liebende Mutter</l><lb/> <l>Seines Meßias, von wenigen Freunden begleitet, dahergehn.</l><lb/> <l>Muͤd und voll Schmerz, (ſie hatte den Sohn ſchon Tage geſuchet,</l><lb/> <l>Vielmehr Naͤchte geweint!) Doch durch den Schmerz nicht entſtellet,</l><lb/> <l>Gieng die hohe Maria, unwiſſend der eigenen Wuͤrde,</l><lb/> <l>Die die Unſchuld ihr gab, und ſtrenge Tugend bewachte;</l><lb/> <l>Reines Herzens, vom Stolz nie entehrt, die menſchlichſte Seele!</l><lb/> <l>Wuͤrdig, wenns eine der Sterblichen war, der Toͤchter von Eva</l><lb/> <l>Erſtgeborne zu ſeyn, waͤr Eva unſchuldig geblieben:</l><lb/> <l>Hoch, wie ihr Lied, holdſelig, wie Jeſus, und von ihm geliebet.</l><lb/> <l>Und ſie gieng von Freunden umgeben, die immer ihr folgten.</l><lb/> <l>Lazarus, den der Meßias vor kurzem vom Tode erweckte,</l><lb/> <l>Lazarus himmliſch geſinnt, und gewiß des ewigen Lebens,</l><lb/> <l>Gieng am naͤchſten bey ihr. Sein niederſchauendes Auge</l><lb/> <l>Schaute Tiefſinn herab, mit einer Hoheit vereinbart,</l><lb/> <l>Die, unausſprechlich der Sprache des Menſchen, nur ſterbende Chriſten</l><lb/> <l>Fuͤhlen, und durch Laͤcheln im Tode beym Namen ſie nennen.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Laza-</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0139]
Vierter Geſang.
Oft nach euch um, und liebet die beyden Fremdlinge! Folgt ihm,
Wo er hingeht. Und, kommt ihr ins Haus, ſo ſagt dem Bewohner:
Unſer Lehrer ſendet uns her, das Feſt hier zu feyern.
Und der redliche Mann wird auf einen erhabenen Saal euch
Eilig fuͤhren. Der iſt ſchon bereitet. .. Es fanden die Juͤnger
Alles ſo, und ließen das Lamm zum Male bereiten.
Petrus ſaͤumte ſich nicht, das Mal bereiten zu ſehen,
Eilt auf den hohen Soͤller des Hauſes, und ſchaute mit Sehnſucht
Nach der Seite der Stadt, die auf Bethanien fuͤhrte,
Jeſum kommen zu ſehn. Da er ſo mit gefluͤgeltem Blicke
Jede Ferne durcheilt, da ſieht er die liebende Mutter
Seines Meßias, von wenigen Freunden begleitet, dahergehn.
Muͤd und voll Schmerz, (ſie hatte den Sohn ſchon Tage geſuchet,
Vielmehr Naͤchte geweint!) Doch durch den Schmerz nicht entſtellet,
Gieng die hohe Maria, unwiſſend der eigenen Wuͤrde,
Die die Unſchuld ihr gab, und ſtrenge Tugend bewachte;
Reines Herzens, vom Stolz nie entehrt, die menſchlichſte Seele!
Wuͤrdig, wenns eine der Sterblichen war, der Toͤchter von Eva
Erſtgeborne zu ſeyn, waͤr Eva unſchuldig geblieben:
Hoch, wie ihr Lied, holdſelig, wie Jeſus, und von ihm geliebet.
Und ſie gieng von Freunden umgeben, die immer ihr folgten.
Lazarus, den der Meßias vor kurzem vom Tode erweckte,
Lazarus himmliſch geſinnt, und gewiß des ewigen Lebens,
Gieng am naͤchſten bey ihr. Sein niederſchauendes Auge
Schaute Tiefſinn herab, mit einer Hoheit vereinbart,
Die, unausſprechlich der Sprache des Menſchen, nur ſterbende Chriſten
Fuͤhlen, und durch Laͤcheln im Tode beym Namen ſie nennen.
Laza-
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