[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.
Theurer Seraph, was sagt denn der Mittler, sprach Selia ferner, Ach was sagt denn der göttliche Mittler von seinem Verlohrnen? Kann er den Verruchten vor seinem Gesichte noch sehen? Liebt er ihn noch? Und wenn er ihn liebt, wie entdeckt er sein Mitleid? Selia, du zwingst mich, ich muß dir alles entdecken, Was ich so gern vor mir selbst, vor dir, und den Engeln verbürge. Jesus liebt den Unwürdigen noch. Voll sorgsamer Liebe, Zwar mit Worten nicht, aber mit Blicken der göttlichsten Freundschaft, Sagt er ihm jüngst, bey einem zufriednen vertraulichen Mahle, Vor der Versammlung der Jünger, er sey es, er werd ihn verrathen. Theurer Seraph, er wird ihn verrathen! Der Strafbare fühlte Jesu erbarmende Blicke nicht mehr. Er wird ihn verrathen! Selia, siehe, da kömmt er herauf. Jch will den Verruchten Ferner nicht sehn, komm mit mir. Jthuriel sagt es, und eilte. Selia folgte betrübt. Johannes zweyter Beschützer, Salem, F 5
Theurer Seraph, was ſagt denn der Mittler, ſprach Selia ferner, Ach was ſagt denn der goͤttliche Mittler von ſeinem Verlohrnen? Kann er den Verruchten vor ſeinem Geſichte noch ſehen? Liebt er ihn noch? Und wenn er ihn liebt, wie entdeckt er ſein Mitleid? Selia, du zwingſt mich, ich muß dir alles entdecken, Was ich ſo gern vor mir ſelbſt, vor dir, und den Engeln verbuͤrge. Jeſus liebt den Unwuͤrdigen noch. Voll ſorgſamer Liebe, Zwar mit Worten nicht, aber mit Blicken der goͤttlichſten Freundſchaft, Sagt er ihm juͤngſt, bey einem zufriednen vertraulichen Mahle, Vor der Verſammlung der Juͤnger, er ſey es, er werd ihn verrathen. Theurer Seraph, er wird ihn verrathen! Der Strafbare fuͤhlte Jeſu erbarmende Blicke nicht mehr. Er wird ihn verrathen! Selia, ſiehe, da koͤmmt er herauf. Jch will den Verruchten Ferner nicht ſehn, komm mit mir. Jthuriel ſagt es, und eilte. Selia folgte betruͤbt. Johannes zweyter Beſchuͤtzer, Salem, F 5
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Dritter Geſang.
Daß ich fuͤr jeden Gedanken, fuͤr jede Bewegung des Herzens
Jnnig beſorgt bin, daß ſie zum ſchnellen Verderben ihn fuͤhren.
Gott! Daß deine gefuͤrchtete Hand itzt im Abgrunde Satan
Mit diamantenen Ketten der tiefſten Finſterniß hielte
Daß die unſterbliche Seele, die du, erhabner Meßias,
Auch zu deiner Ewigkeit ſchufſt, von ihrer Verirrung
Wiederzukehren die theuren Minuten noch lange genoͤſſe!
Daß ſie, wuͤrdig der hohen Geburt und der ſchaffenden Stimme,
Mit der ſie Gott zur Unſterblichkeit rief, und zur Juͤngerinn weihte,
Jhrem ergrimmten Verderber unuͤberwindlich und furchtbar,
Gleich dem muthigſten Seraph, mit Heiligkeit widerſtuͤnde!
Theurer Seraph, was ſagt denn der Mittler, ſprach Selia ferner,
Ach was ſagt denn der goͤttliche Mittler von ſeinem Verlohrnen?
Kann er den Verruchten vor ſeinem Geſichte noch ſehen?
Liebt er ihn noch? Und wenn er ihn liebt, wie entdeckt er ſein Mitleid?
Selia, du zwingſt mich, ich muß dir alles entdecken,
Was ich ſo gern vor mir ſelbſt, vor dir, und den Engeln verbuͤrge.
Jeſus liebt den Unwuͤrdigen noch. Voll ſorgſamer Liebe,
Zwar mit Worten nicht, aber mit Blicken der goͤttlichſten Freundſchaft,
Sagt er ihm juͤngſt, bey einem zufriednen vertraulichen Mahle,
Vor der Verſammlung der Juͤnger, er ſey es, er werd ihn verrathen.
Theurer Seraph, er wird ihn verrathen! Der Strafbare fuͤhlte
Jeſu erbarmende Blicke nicht mehr. Er wird ihn verrathen!
Selia, ſiehe, da koͤmmt er herauf. Jch will den Verruchten
Ferner nicht ſehn, komm mit mir. Jthuriel ſagt es, und eilte.
Selia folgte betruͤbt. Johannes zweyter Beſchuͤtzer,
Salem,
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