nachahmen, und als Entdecker oder Erfinder wenigstens zu einiger Höhe gekommen sind. Die Oberzünfte haben jezt Anwalde und Ael- teste, auf welche sie stolz seyn dürfen. Bey einem Aeltesten kömt es nicht auf seine Jah- re, sondern auf die Zeit an, die er Zünfter gewesen ist.
Wir sind verpflichtet bey der Nachricht von den Oberzünften allzeit zu erwähnen, daß diese oder jene derselben entweder ent- decke oder erfinde, oder auch beydes vereine. Damit wird nicht gesagt, daß es jeder Zünf- ter thue, auch nicht, daß es die meisten zu allen Zeiten gethan hätten; (denn man kon- te ja wol bisweilen bey der Wahl eines Mit- zünfters Erwartungen von ihm haben, die er nicht erfülte,) aber die Zunft selbst kann sich deswegen nichts vergeben, noch Vorzüge verschweigen lassen, in deren Besize sie sei[t] vielen Jahren ist.
Weil wir Deutschen von uns selbst so we- nig wissen; so sind uns auch grossentheils unsre eignen Reichthümer, wenigstens ihrem ganzen Werthe nach, unbekant. Auch das gehört zu diesen Reichthümern, was wir roh hinwarfen, und was dann die Ausländer nahmen, ausbildeten, und sich zueigneten.
Aber
nachahmen, und als Entdecker oder Erfinder wenigſtens zu einiger Hoͤhe gekommen ſind. Die Oberzuͤnfte haben jezt Anwalde und Ael- teſte, auf welche ſie ſtolz ſeyn duͤrfen. Bey einem Aelteſten koͤmt es nicht auf ſeine Jah- re, ſondern auf die Zeit an, die er Zuͤnfter geweſen iſt.
Wir ſind verpflichtet bey der Nachricht von den Oberzuͤnften allzeit zu erwaͤhnen, daß dieſe oder jene derſelben entweder ent- decke oder erfinde, oder auch beydes vereine. Damit wird nicht geſagt, daß es jeder Zuͤnf- ter thue, auch nicht, daß es die meiſten zu allen Zeiten gethan haͤtten; (denn man kon- te ja wol bisweilen bey der Wahl eines Mit- zuͤnfters Erwartungen von ihm haben, die er nicht erfuͤlte,) aber die Zunft ſelbſt kann ſich deswegen nichts vergeben, noch Vorzuͤge verſchweigen laſſen, in deren Beſize ſie ſei[t] vielen Jahren iſt.
Weil wir Deutſchen von uns ſelbſt ſo we- nig wiſſen; ſo ſind uns auch groſſentheils unſre eignen Reichthuͤmer, wenigſtens ihrem ganzen Werthe nach, unbekant. Auch das gehoͤrt zu dieſen Reichthuͤmern, was wir roh hinwarfen, und was dann die Auslaͤnder nahmen, ausbildeten, und ſich zueigneten.
Aber
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nachahmen, und als Entdecker oder Erfinder
wenigſtens zu einiger Hoͤhe gekommen ſind.
Die Oberzuͤnfte haben jezt Anwalde und Ael-
teſte, auf welche ſie ſtolz ſeyn duͤrfen. Bey
einem Aelteſten koͤmt es nicht auf ſeine Jah-
re, ſondern auf die Zeit an, die er Zuͤnfter
geweſen iſt.
Wir ſind verpflichtet bey der Nachricht
von den Oberzuͤnften allzeit zu erwaͤhnen,
daß dieſe oder jene derſelben entweder ent-
decke oder erfinde, oder auch beydes vereine.
Damit wird nicht geſagt, daß es jeder Zuͤnf-
ter thue, auch nicht, daß es die meiſten zu
allen Zeiten gethan haͤtten; (denn man kon-
te ja wol bisweilen bey der Wahl eines Mit-
zuͤnfters Erwartungen von ihm haben, die
er nicht erfuͤlte,) aber die Zunft ſelbſt kann
ſich deswegen nichts vergeben, noch Vorzuͤge
verſchweigen laſſen, in deren Beſize ſie ſeit
vielen Jahren iſt.
Weil wir Deutſchen von uns ſelbſt ſo we-
nig wiſſen; ſo ſind uns auch groſſentheils
unſre eignen Reichthuͤmer, wenigſtens ihrem
ganzen Werthe nach, unbekant. Auch das
gehoͤrt zu dieſen Reichthuͤmern, was wir roh
hinwarfen, und was dann die Auslaͤnder
nahmen, ausbildeten, und ſich zueigneten.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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