solte, ob die Verfasser Katholiken, oder Protestan- ten wären. Wenigstens hätte die Festsezung dieser Grundsäze zu viel Zeit erfodert; und man hätte sich gleich Anfangs in Schwierigkeiten verwickelt, statr mit schnellen Schritten zur Erreichung des vorge- sezten Zweckes fortzueilen.
Die Belonungen für die guten, und für die vor- treflichen Scribenten, und für die nicht schreibenden Erfinder von gleichem Unterschiede, bestanden in Geschenken von zweyerley Art. Die ersten erhielten Geld und Ehre dadurch, daß ihnen jenes gegeben wurde; die zweyten Geschenke zwar auch nicht von geringem Werthe der ersten Art, aber zugleich von solcher Beschaffenheit, daß der Empfang nicht allein die Ehre derselben ausmachte. Man kante alle, die Verdienste um die Wissenschaften hatten, so unbe- kant sie auch ausser ihrem Kreise zu seyn glaubten; und man ließ es ihnen dadurch merken, daß man sie zu Schriften oder zu Erfindungen auffoderte. Diese Ausspähung des bescheidnen Verdienstes er- hielt den Beyfall der Welt so sehr, daß ihr Deutsch- lands Kaiser alle Fürsten zu übertreffen schien, die jemals durch die Unterstüzung der Wissenschaften waren berühmt geworden. Man war so gar auf junge Genies aufmerksam, und sie bekamen Bey- hülfe, sich weiter zu bilden. Wenn für angezeigte Erfindungen, oder für Schriften von bestimtem Jn- halte Preise ausgesezt wurden; so erfuhren die, wel- che sie erhielten, oder sich umsonst darum bemüht hatten, die Namen derjenigen, die ihre Beurtheiler gewesen waren ... Ueberhaupt wurde auf eine Art verfahren, die den Werth dessen, was geschah, noch erhöhte. Mannigfaltigkeit in dem Betragen, und Neigung, das Verdienst liebenswürdig zu machen,
gab
ſolte, ob die Verfaſſer Katholiken, oder Proteſtan- ten waͤren. Wenigſtens haͤtte die Feſtſezung dieſer Grundſaͤze zu viel Zeit erfodert; und man haͤtte ſich gleich Anfangs in Schwierigkeiten verwickelt, ſtatr mit ſchnellen Schritten zur Erreichung des vorge- ſezten Zweckes fortzueilen.
Die Belonungen fuͤr die guten, und fuͤr die vor- treflichen Scribenten, und fuͤr die nicht ſchreibenden Erfinder von gleichem Unterſchiede, beſtanden in Geſchenken von zweyerley Art. Die erſten erhielten Geld und Ehre dadurch, daß ihnen jenes gegeben wurde; die zweyten Geſchenke zwar auch nicht von geringem Werthe der erſten Art, aber zugleich von ſolcher Beſchaffenheit, daß der Empfang nicht allein die Ehre derſelben ausmachte. Man kante alle, die Verdienſte um die Wiſſenſchaften hatten, ſo unbe- kant ſie auch auſſer ihrem Kreiſe zu ſeyn glaubten; und man ließ es ihnen dadurch merken, daß man ſie zu Schriften oder zu Erfindungen auffoderte. Dieſe Ausſpaͤhung des beſcheidnen Verdienſtes er- hielt den Beyfall der Welt ſo ſehr, daß ihr Deutſch- lands Kaiſer alle Fuͤrſten zu uͤbertreffen ſchien, die jemals durch die Unterſtuͤzung der Wiſſenſchaften waren beruͤhmt geworden. Man war ſo gar auf junge Genies aufmerkſam, und ſie bekamen Bey- huͤlfe, ſich weiter zu bilden. Wenn fuͤr angezeigte Erfindungen, oder fuͤr Schriften von beſtimtem Jn- halte Preiſe ausgeſezt wurden; ſo erfuhren die, wel- che ſie erhielten, oder ſich umſonſt darum bemuͤht hatten, die Namen derjenigen, die ihre Beurtheiler geweſen waren … Ueberhaupt wurde auf eine Art verfahren, die den Werth deſſen, was geſchah, noch erhoͤhte. Mannigfaltigkeit in dem Betragen, und Neigung, das Verdienſt liebenswuͤrdig zu machen,
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ſolte, ob die Verfaſſer Katholiken, oder Proteſtan-
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Grundſaͤze zu viel Zeit erfodert; und man haͤtte ſich
gleich Anfangs in Schwierigkeiten verwickelt, ſtatr
mit ſchnellen Schritten zur Erreichung des vorge-
ſezten Zweckes fortzueilen.
Die Belonungen fuͤr die guten, und fuͤr die vor-
treflichen Scribenten, und fuͤr die nicht ſchreibenden
Erfinder von gleichem Unterſchiede, beſtanden in
Geſchenken von zweyerley Art. Die erſten erhielten
Geld und Ehre dadurch, daß ihnen jenes gegeben
wurde; die zweyten Geſchenke zwar auch nicht von
geringem Werthe der erſten Art, aber zugleich von
ſolcher Beſchaffenheit, daß der Empfang nicht allein
die Ehre derſelben ausmachte. Man kante alle, die
Verdienſte um die Wiſſenſchaften hatten, ſo unbe-
kant ſie auch auſſer ihrem Kreiſe zu ſeyn glaubten;
und man ließ es ihnen dadurch merken, daß man
ſie zu Schriften oder zu Erfindungen auffoderte.
Dieſe Ausſpaͤhung des beſcheidnen Verdienſtes er-
hielt den Beyfall der Welt ſo ſehr, daß ihr Deutſch-
lands Kaiſer alle Fuͤrſten zu uͤbertreffen ſchien, die
jemals durch die Unterſtuͤzung der Wiſſenſchaften
waren beruͤhmt geworden. Man war ſo gar auf
junge Genies aufmerkſam, und ſie bekamen Bey-
huͤlfe, ſich weiter zu bilden. Wenn fuͤr angezeigte
Erfindungen, oder fuͤr Schriften von beſtimtem Jn-
halte Preiſe ausgeſezt wurden; ſo erfuhren die, wel-
che ſie erhielten, oder ſich umſonſt darum bemuͤht
hatten, die Namen derjenigen, die ihre Beurtheiler
geweſen waren … Ueberhaupt wurde auf eine Art
verfahren, die den Werth deſſen, was geſchah, noch
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/498>, abgerufen am 22.11.2024.
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