Einer für Alle, und Alle für Einen. Wer es aus der Verborgenheit hervorbringt, und es den alten Franken lebendig sagt, oder singt, der ist vor- treflich, und er wird über verehrte Ausländer her- vorragen. Jhm gebührt das Blatt von der heili- gen Eiche, und daß er in der Zusammenkunft un- ter Blüthe, und bey dem schönsten Mädchen size. Geschieht es, daß ihn der Neidische anblekt; so empfängt er zwey Blätter von der heiligen Eiche. Heil sey, und Schatten im Haine dem Guten, der Gesang hört in dem Worte der Weisen: Einer für Alle, und Alle für Einen.
Diejenigen, welche über das eigentliche Alter der Felsenschrift, und darüber, ob man damals unter alten Franken eben das verstanden hätte, was wir jezt unter Altfranken verstünden, viel vorzu- bringen anfingen, wurden bald unterbrochen. Man ließ sich allein auf die Untersuchung der Fragen ein: Ob die entdekte Schrift nicht ein Gesez wäre? und ob die Republik dieses Gesez nicht von neuem annehmen solte? Alles war in Bewegung. Man ging, den ganzen Abend über, zwischen den Ul- men, der Laube, und dem Thale hin und wieder, und theilte sich seine Gedanken und Entschliessungen mit.
Elf-
Einer fuͤr Alle, und Alle fuͤr Einen. Wer es aus der Verborgenheit hervorbringt, und es den alten Franken lebendig ſagt, oder ſingt, der iſt vor- treflich, und er wird uͤber verehrte Auslaͤnder her- vorragen. Jhm gebuͤhrt das Blatt von der heili- gen Eiche, und daß er in der Zuſammenkunft un- ter Bluͤthe, und bey dem ſchoͤnſten Maͤdchen ſize. Geſchieht es, daß ihn der Neidiſche anblekt; ſo empfaͤngt er zwey Blaͤtter von der heiligen Eiche. Heil ſey, und Schatten im Haine dem Guten, der Geſang hoͤrt in dem Worte der Weiſen: Einer fuͤr Alle, und Alle fuͤr Einen.
Diejenigen, welche uͤber das eigentliche Alter der Felſenſchrift, und daruͤber, ob man damals unter alten Franken eben das verſtanden haͤtte, was wir jezt unter Altfranken verſtuͤnden, viel vorzu- bringen anfingen, wurden bald unterbrochen. Man ließ ſich allein auf die Unterſuchung der Fragen ein: Ob die entdekte Schrift nicht ein Geſez waͤre? und ob die Republik dieſes Geſez nicht von neuem annehmen ſolte? Alles war in Bewegung. Man ging, den ganzen Abend uͤber, zwiſchen den Ul- men, der Laube, und dem Thale hin und wieder, und theilte ſich ſeine Gedanken und Entſchlieſſungen mit.
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Einer fuͤr Alle, und Alle fuͤr Einen. Wer es
aus der Verborgenheit hervorbringt, und es den
alten Franken lebendig ſagt, oder ſingt, der iſt vor-
treflich, und er wird uͤber verehrte Auslaͤnder her-
vorragen. Jhm gebuͤhrt das Blatt von der heili-
gen Eiche, und daß er in der Zuſammenkunft un-
ter Bluͤthe, und bey dem ſchoͤnſten Maͤdchen ſize.
Geſchieht es, daß ihn der Neidiſche anblekt; ſo
empfaͤngt er zwey Blaͤtter von der heiligen Eiche.
Heil ſey, und Schatten im Haine dem Guten, der
Geſang hoͤrt in dem Worte der Weiſen: Einer fuͤr
Alle, und Alle fuͤr Einen.
Diejenigen, welche uͤber das eigentliche Alter der
Felſenſchrift, und daruͤber, ob man damals unter
alten Franken eben das verſtanden haͤtte, was
wir jezt unter Altfranken verſtuͤnden, viel vorzu-
bringen anfingen, wurden bald unterbrochen. Man
ließ ſich allein auf die Unterſuchung der Fragen ein:
Ob die entdekte Schrift nicht ein Geſez waͤre?
und ob die Republik dieſes Geſez nicht von neuem
annehmen ſolte? Alles war in Bewegung. Man
ging, den ganzen Abend uͤber, zwiſchen den Ul-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/487>, abgerufen am 25.11.2024.
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