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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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undar louthi endi bi idiseo thero skonista. Si is
thesan anblekit thie gramo her insengit tweena blado
fram them lag Eek. Hail wäs joh skimo in hageno
themo biderbe ther tha horit sang in wordo wittena.
Ena furi alliu endi alliu furi eno.

Dieß übersezte man wörtlich so, und verstand es
auch, wie man meinte. Das Moos hatte dabey
nicht alle Schuld.

Einer für alle, die alle für Einen. So sey es!
Wer es nimt von dem Verborgnen, und seine Lippe
es sagt oder singt den alten Franken, sehr ist er es
allen. Er wird es (nur diese Stelle hielt man für
etwas schwer) den Helden des kleinen Eigenthums
überreichen. Jhm gebührt das Blatt von der hei-
ligen Ecke, (von dem Druiden nämlich. Denn die
Druiden trugen fünfeckichte Schuhe) ja, daß er size
in der Versamlung unter den Männern, und bey
dieser Schönsten. Sie ist es! Diesen blekt der Höl-
lenhund an. (Gramo, durch die Versezung, für:
garmo. Hela's Hund hieß Garm) Er empfängt
zwey Blätter von der Eiche des Gesezes. Heil sey,
ja Schatten im Haine dem Bidermanne, der Gesang
hört in den Worten der Richter.

Jndem man schon alles zu lesen glaubte, und auf
die angeführte Weise getrost übersezte, ließ der
Sprachkenner das übrige dünne Moos mit Sorgfalt
abnehmen, damit die vermutlich noch fehlenden Buch-
staben nicht beschädigt würden. Unterdeß hatte sich
die Nachricht von der entdekten Feisenschrift auch
ausser dem kühlen Thale ausgebreitet. Man könte
sie, wurde gesagt, schon ganz lesen, schon erklären.
Sie wäre von eisgrauen Zeiten her, und enthielte
viel Merkwürdiges. Die Druiden kämen darinn
vor; auch eine unbekante Heldin. Man hätte da-

mals

undar louthi endi bi idiſeo thero ſkoniſta. Si is
theſan anblekit thie gramo her inſengit tweena blado
fram them lag Eek. Hail waͤs joh ſkimo in hageno
themo biderbe ther tha horit ſang in wordo wittena.
Ena furi alliu endi alliu furi eno.

Dieß uͤberſezte man woͤrtlich ſo, und verſtand es
auch, wie man meinte. Das Moos hatte dabey
nicht alle Schuld.

Einer fuͤr alle, die alle fuͤr Einen. So ſey es!
Wer es nimt von dem Verborgnen, und ſeine Lippe
es ſagt oder ſingt den alten Franken, ſehr iſt er es
allen. Er wird es (nur dieſe Stelle hielt man fuͤr
etwas ſchwer) den Helden des kleinen Eigenthums
uͤberreichen. Jhm gebuͤhrt das Blatt von der hei-
ligen Ecke, (von dem Druiden naͤmlich. Denn die
Druiden trugen fuͤnfeckichte Schuhe) ja, daß er ſize
in der Verſamlung unter den Maͤnnern, und bey
dieſer Schoͤnſten. Sie iſt es! Dieſen blekt der Hoͤl-
lenhund an. (Gramo, durch die Verſezung, fuͤr:
garmo. Hela’s Hund hieß Garm) Er empfaͤngt
zwey Blaͤtter von der Eiche des Geſezes. Heil ſey,
ja Schatten im Haine dem Bidermanne, der Geſang
hoͤrt in den Worten der Richter.

Jndem man ſchon alles zu leſen glaubte, und auf
die angefuͤhrte Weiſe getroſt uͤberſezte, ließ der
Sprachkenner das uͤbrige duͤnne Moos mit Sorgfalt
abnehmen, damit die vermutlich noch fehlenden Buch-
ſtaben nicht beſchaͤdigt wuͤrden. Unterdeß hatte ſich
die Nachricht von der entdekten Feiſenſchrift auch
auſſer dem kuͤhlen Thale ausgebreitet. Man koͤnte
ſie, wurde geſagt, ſchon ganz leſen, ſchon erklaͤren.
Sie waͤre von eisgrauen Zeiten her, und enthielte
viel Merkwuͤrdiges. Die Druiden kaͤmen darinn
vor; auch eine unbekante Heldin. Man haͤtte da-

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[408/0484] undar louthi endi bi idiſeo thero ſkoniſta. Si is theſan anblekit thie gramo her inſengit tweena blado fram them lag Eek. Hail waͤs joh ſkimo in hageno themo biderbe ther tha horit ſang in wordo wittena. Ena furi alliu endi alliu furi eno. Dieß uͤberſezte man woͤrtlich ſo, und verſtand es auch, wie man meinte. Das Moos hatte dabey nicht alle Schuld. Einer fuͤr alle, die alle fuͤr Einen. So ſey es! Wer es nimt von dem Verborgnen, und ſeine Lippe es ſagt oder ſingt den alten Franken, ſehr iſt er es allen. Er wird es (nur dieſe Stelle hielt man fuͤr etwas ſchwer) den Helden des kleinen Eigenthums uͤberreichen. Jhm gebuͤhrt das Blatt von der hei- ligen Ecke, (von dem Druiden naͤmlich. Denn die Druiden trugen fuͤnfeckichte Schuhe) ja, daß er ſize in der Verſamlung unter den Maͤnnern, und bey dieſer Schoͤnſten. Sie iſt es! Dieſen blekt der Hoͤl- lenhund an. (Gramo, durch die Verſezung, fuͤr: garmo. Hela’s Hund hieß Garm) Er empfaͤngt zwey Blaͤtter von der Eiche des Geſezes. Heil ſey, ja Schatten im Haine dem Bidermanne, der Geſang hoͤrt in den Worten der Richter. Jndem man ſchon alles zu leſen glaubte, und auf die angefuͤhrte Weiſe getroſt uͤberſezte, ließ der Sprachkenner das uͤbrige duͤnne Moos mit Sorgfalt abnehmen, damit die vermutlich noch fehlenden Buch- ſtaben nicht beſchaͤdigt wuͤrden. Unterdeß hatte ſich die Nachricht von der entdekten Feiſenſchrift auch auſſer dem kuͤhlen Thale ausgebreitet. Man koͤnte ſie, wurde geſagt, ſchon ganz leſen, ſchon erklaͤren. Sie waͤre von eisgrauen Zeiten her, und enthielte viel Merkwuͤrdiges. Die Druiden kaͤmen darinn vor; auch eine unbekante Heldin. Man haͤtte da- mals

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/484>, abgerufen am 25.11.2024.