versammelt hätte, in der Nähe wären. Die Aldermänner hiessen den Herold inne halten. Dieß geschah deswegen, weil die Botschafter gleich bey ihrer Ankunft eine wichtige Entschei- dung der Republik mit ansehn solten. Bald darauf schikten die Franzosen ihren Dolmet- scher, liessen von ihrer Ankunft Nachricht ge- ben, und zugleich anfragen: Ob, eh sie erschie- nen, ein Ceremoniel solte festgesezt werden? Die Aldermänner (die Zünfte erlaubten ihnen zu verfahren, wie es ihnen gefiele) schikten ei- nen Dolmetscher zurück, und liessen den Bot- schaftern sagen; Die deutschen Gelehrten ha- sten alles Ceremoniel, so sehr es auch viele Altfranken noch liebten. Sie würden aus freyer Neigung so gleich drey Anwalde losen, und sie ihnen, so weit sie nur kommen könten, entgegen gehn lassen. Ein Aldermann solte sie bey Leibnizens Eiche empfangen, und das nicht deswegen, weil sie nahe, sondern weil es Leibnizens Eiche wäre. Das einzige, was etwa vorher festzusezen wäre, bestünde darinn, daß bey den Unterredungen Dolmetscher ge- braucht würden. Das Loos traf die Anwalde der Kundigen, der Mathematiker, und der Drittler. Der Anwald der Geschichtschreiber erhielt es von diesem, seine Stelle zu vertreten. Unser Dolmetscher kam zuruk, und berichtete,
wo
C c 2
verſammelt haͤtte, in der Naͤhe waͤren. Die Aldermaͤnner hieſſen den Herold inne halten. Dieß geſchah deswegen, weil die Botſchafter gleich bey ihrer Ankunft eine wichtige Entſchei- dung der Republik mit anſehn ſolten. Bald darauf ſchikten die Franzoſen ihren Dolmet- ſcher, lieſſen von ihrer Ankunft Nachricht ge- ben, und zugleich anfragen: Ob, eh ſie erſchie- nen, ein Ceremoniel ſolte feſtgeſezt werden? Die Aldermaͤnner (die Zuͤnfte erlaubten ihnen zu verfahren, wie es ihnen gefiele) ſchikten ei- nen Dolmetſcher zuruͤck, und lieſſen den Bot- ſchaftern ſagen; Die deutſchen Gelehrten ha- ſten alles Ceremoniel, ſo ſehr es auch viele Altfranken noch liebten. Sie wuͤrden aus freyer Neigung ſo gleich drey Anwalde loſen, und ſie ihnen, ſo weit ſie nur kommen koͤnten, entgegen gehn laſſen. Ein Aldermann ſolte ſie bey Leibnizens Eiche empfangen, und das nicht deswegen, weil ſie nahe, ſondern weil es Leibnizens Eiche waͤre. Das einzige, was etwa vorher feſtzuſezen waͤre, beſtuͤnde darinn, daß bey den Unterredungen Dolmetſcher ge- braucht wuͤrden. Das Loos traf die Anwalde der Kundigen, der Mathematiker, und der Drittler. Der Anwald der Geſchichtſchreiber erhielt es von dieſem, ſeine Stelle zu vertreten. Unſer Dolmetſcher kam zuruk, und berichtete,
wo
C c 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0479"n="403"/>
verſammelt haͤtte, in der Naͤhe waͤren. Die<lb/>
Aldermaͤnner hieſſen den Herold inne halten.<lb/>
Dieß geſchah deswegen, weil die Botſchafter<lb/>
gleich bey ihrer Ankunft eine wichtige Entſchei-<lb/>
dung der Republik mit anſehn ſolten. Bald<lb/>
darauf ſchikten die Franzoſen ihren Dolmet-<lb/>ſcher, lieſſen von ihrer Ankunft Nachricht ge-<lb/>
ben, und zugleich anfragen: Ob, eh ſie erſchie-<lb/>
nen, ein Ceremoniel ſolte feſtgeſezt werden?<lb/>
Die Aldermaͤnner (die Zuͤnfte erlaubten ihnen<lb/>
zu verfahren, wie es ihnen gefiele) ſchikten ei-<lb/>
nen Dolmetſcher zuruͤck, und lieſſen den Bot-<lb/>ſchaftern ſagen; Die deutſchen Gelehrten ha-<lb/>ſten alles Ceremoniel, ſo ſehr es auch viele<lb/>
Altfranken noch liebten. Sie wuͤrden aus<lb/>
freyer Neigung ſo gleich drey Anwalde loſen,<lb/>
und ſie ihnen, ſo weit ſie nur kommen koͤnten,<lb/>
entgegen gehn laſſen. Ein Aldermann ſolte<lb/>ſie bey Leibnizens Eiche empfangen, und das<lb/>
nicht deswegen, weil ſie nahe, ſondern weil<lb/>
es Leibnizens Eiche waͤre. Das einzige, was<lb/>
etwa vorher feſtzuſezen waͤre, beſtuͤnde darinn,<lb/>
daß bey den Unterredungen Dolmetſcher ge-<lb/>
braucht wuͤrden. Das Loos traf die Anwalde<lb/>
der Kundigen, der Mathematiker, und der<lb/>
Drittler. Der Anwald der Geſchichtſchreiber<lb/>
erhielt es von dieſem, ſeine Stelle zu vertreten.<lb/>
Unſer Dolmetſcher kam zuruk, und berichtete,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">wo</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[403/0479]
verſammelt haͤtte, in der Naͤhe waͤren. Die
Aldermaͤnner hieſſen den Herold inne halten.
Dieß geſchah deswegen, weil die Botſchafter
gleich bey ihrer Ankunft eine wichtige Entſchei-
dung der Republik mit anſehn ſolten. Bald
darauf ſchikten die Franzoſen ihren Dolmet-
ſcher, lieſſen von ihrer Ankunft Nachricht ge-
ben, und zugleich anfragen: Ob, eh ſie erſchie-
nen, ein Ceremoniel ſolte feſtgeſezt werden?
Die Aldermaͤnner (die Zuͤnfte erlaubten ihnen
zu verfahren, wie es ihnen gefiele) ſchikten ei-
nen Dolmetſcher zuruͤck, und lieſſen den Bot-
ſchaftern ſagen; Die deutſchen Gelehrten ha-
ſten alles Ceremoniel, ſo ſehr es auch viele
Altfranken noch liebten. Sie wuͤrden aus
freyer Neigung ſo gleich drey Anwalde loſen,
und ſie ihnen, ſo weit ſie nur kommen koͤnten,
entgegen gehn laſſen. Ein Aldermann ſolte
ſie bey Leibnizens Eiche empfangen, und das
nicht deswegen, weil ſie nahe, ſondern weil
es Leibnizens Eiche waͤre. Das einzige, was
etwa vorher feſtzuſezen waͤre, beſtuͤnde darinn,
daß bey den Unterredungen Dolmetſcher ge-
braucht wuͤrden. Das Loos traf die Anwalde
der Kundigen, der Mathematiker, und der
Drittler. Der Anwald der Geſchichtſchreiber
erhielt es von dieſem, ſeine Stelle zu vertreten.
Unſer Dolmetſcher kam zuruk, und berichtete,
wo
C c 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/479>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.