Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

des Ausgangs nicht wenig. Den alten Herold
hatte es so angegriffen, daß er nicht im Stande
war, den Ausruf zu thun. Ein Unterherold
muste daher sein Amt verrichten. Endlich
wurde der Ausgang, den die Sache genom-
men hatte, bekant. Die Zunft der Drittler
erklärte beynah mit allen Stimmen; der
Rechtsgelehrten mit zwey Stimmen Mehrheit;
der Mathematiker durch den Ausschlag des
Anwaldes; die gemischte Zunft durch sieben
Stimmen Mehrheit, und das Volk mit drey
Stimmen, daß die Entscheidung bis gegen
das Ende des Landtages solte ausgesezt blei-
ben. Aber alle übrigen Zünfte, und unter
ihnen die Zünfte der Naturforscher, der Dich-
ter, der Redner, und der Geschichtschreiber
mit allen Stimmen, waren für Urtheil und
Recht nach den Gesezen.

Drey Aldermänner verliessen den halben
Kreis, und gingen nach derjenigen Zunft zu,
auf welcher sie die meisten Mitglieder der
Müncher Academie sahen. Einige Academi-
sten kamen ihnen entgegen. Wir kommen,
euch unsern Dank abzustatten, sagten die Al-
dermänner.

Wir würden erröthen, deswegen Dank an-
zunehmen, weil wir thun, wir sagen nicht,
was wir zu thun schuldig sind, denn an die

Schul-

des Ausgangs nicht wenig. Den alten Herold
hatte es ſo angegriffen, daß er nicht im Stande
war, den Ausruf zu thun. Ein Unterherold
muſte daher ſein Amt verrichten. Endlich
wurde der Ausgang, den die Sache genom-
men hatte, bekant. Die Zunft der Drittler
erklaͤrte beynah mit allen Stimmen; der
Rechtsgelehrten mit zwey Stimmen Mehrheit;
der Mathematiker durch den Ausſchlag des
Anwaldes; die gemiſchte Zunft durch ſieben
Stimmen Mehrheit, und das Volk mit drey
Stimmen, daß die Entſcheidung bis gegen
das Ende des Landtages ſolte ausgeſezt blei-
ben. Aber alle uͤbrigen Zuͤnfte, und unter
ihnen die Zuͤnfte der Naturforſcher, der Dich-
ter, der Redner, und der Geſchichtſchreiber
mit allen Stimmen, waren fuͤr Urtheil und
Recht nach den Geſezen.

Drey Aldermaͤnner verlieſſen den halben
Kreis, und gingen nach derjenigen Zunft zu,
auf welcher ſie die meiſten Mitglieder der
Muͤncher Academie ſahen. Einige Academi-
ſten kamen ihnen entgegen. Wir kommen,
euch unſern Dank abzuſtatten, ſagten die Al-
dermaͤnner.

Wir wuͤrden erroͤthen, deswegen Dank an-
zunehmen, weil wir thun, wir ſagen nicht,
was wir zu thun ſchuldig ſind, denn an die

Schul-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0476" n="400"/>
des Ausgangs nicht wenig. Den alten Herold<lb/>
hatte es &#x017F;o angegriffen, daß er nicht im Stande<lb/>
war, den Ausruf zu thun. Ein Unterherold<lb/>
mu&#x017F;te daher &#x017F;ein Amt verrichten. Endlich<lb/>
wurde der Ausgang, den die Sache genom-<lb/>
men hatte, bekant. Die Zunft der Drittler<lb/>
erkla&#x0364;rte beynah mit allen Stimmen; der<lb/>
Rechtsgelehrten mit zwey Stimmen Mehrheit;<lb/>
der Mathematiker durch den Aus&#x017F;chlag des<lb/>
Anwaldes; die gemi&#x017F;chte Zunft durch &#x017F;ieben<lb/>
Stimmen Mehrheit, und das Volk mit drey<lb/>
Stimmen, daß die Ent&#x017F;cheidung bis gegen<lb/>
das Ende des Landtages &#x017F;olte ausge&#x017F;ezt blei-<lb/>
ben. Aber alle u&#x0364;brigen Zu&#x0364;nfte, und unter<lb/>
ihnen die Zu&#x0364;nfte der Naturfor&#x017F;cher, der Dich-<lb/>
ter, der Redner, und der Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreiber<lb/>
mit allen Stimmen, waren fu&#x0364;r Urtheil und<lb/>
Recht nach den Ge&#x017F;ezen.</p><lb/>
          <p>Drey Alderma&#x0364;nner verlie&#x017F;&#x017F;en den halben<lb/>
Kreis, und gingen nach derjenigen Zunft zu,<lb/>
auf welcher &#x017F;ie die mei&#x017F;ten Mitglieder der<lb/>
Mu&#x0364;ncher Academie &#x017F;ahen. Einige Academi-<lb/>
&#x017F;ten kamen ihnen entgegen. Wir kommen,<lb/>
euch un&#x017F;ern Dank abzu&#x017F;tatten, &#x017F;agten die Al-<lb/>
derma&#x0364;nner.</p><lb/>
          <p>Wir wu&#x0364;rden erro&#x0364;then, deswegen Dank an-<lb/>
zunehmen, weil wir thun, wir &#x017F;agen nicht,<lb/>
was wir zu thun &#x017F;chuldig &#x017F;ind, denn an die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schul-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[400/0476] des Ausgangs nicht wenig. Den alten Herold hatte es ſo angegriffen, daß er nicht im Stande war, den Ausruf zu thun. Ein Unterherold muſte daher ſein Amt verrichten. Endlich wurde der Ausgang, den die Sache genom- men hatte, bekant. Die Zunft der Drittler erklaͤrte beynah mit allen Stimmen; der Rechtsgelehrten mit zwey Stimmen Mehrheit; der Mathematiker durch den Ausſchlag des Anwaldes; die gemiſchte Zunft durch ſieben Stimmen Mehrheit, und das Volk mit drey Stimmen, daß die Entſcheidung bis gegen das Ende des Landtages ſolte ausgeſezt blei- ben. Aber alle uͤbrigen Zuͤnfte, und unter ihnen die Zuͤnfte der Naturforſcher, der Dich- ter, der Redner, und der Geſchichtſchreiber mit allen Stimmen, waren fuͤr Urtheil und Recht nach den Geſezen. Drey Aldermaͤnner verlieſſen den halben Kreis, und gingen nach derjenigen Zunft zu, auf welcher ſie die meiſten Mitglieder der Muͤncher Academie ſahen. Einige Academi- ſten kamen ihnen entgegen. Wir kommen, euch unſern Dank abzuſtatten, ſagten die Al- dermaͤnner. Wir wuͤrden erroͤthen, deswegen Dank an- zunehmen, weil wir thun, wir ſagen nicht, was wir zu thun ſchuldig ſind, denn an die Schul-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/476
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/476>, abgerufen am 22.11.2024.