Zeitungen oder Monathschriften, in welchen dieß Buch sehr ist gelobpriesen worden, schleichen herbey, so bald das Beschwören angeht, und lassen ein gar klägliches Gewimmer von sich hören. Da hab ichs dann gleich weg, und singe, wenigstens diesen Tag, nicht weiter. A. Jezo, Jünglinge, mit denen wir eben nicht zufrieden seyn können, weil ihr unsre Verbote so wenig geachtet habt, ist die Reihe an euch. Jhr solt mir vornämlich auf zwey Dinge antworten: Welche Geister ihr habt in das Fünfek rufen lassen, und wie sie ausgesehen haben? Zwey- tens: Woher es gekommen ist, daß man euch wie todt gefunden hat? Wär es zulezt nur nicht so schlimm abgelaufen, Alter! so möcht es dir allenfalls hingehn, daß du dich von der Neubegierde dieser jungen Leute zu deinen Bannungen hast verführen lassen. Wem ich unter euch winke, den frag ich. Der Anfang eurer Bekantschaft mit Laurenz Rohr- dommeln? J. Gestern Abend beym Mondlichte. Wir sahen ihn gehn. Er strich sich den Bart, und sang dabey. Da gingen wir zu ihm hin. A. Was sagte er euch? J. Kein Aldermann könte, was er könte. Wir fragten ihn ziemlich hönisch: Was er denn könte? Nur nicht gespottet, junge Herren, sagte er. Wenn ich bey der Laune bleibe, in der ich jezo bin; so will ich euch noch diese Nacht zeigen, was ich kann. Und was kanst du denn? riefen wir, was denn? was? Er antwortete: Die Gei- ster verblichner Bücher in ihrer völligen langen ha- gern Gestalt vor eure sichtlichen Augen hinbaunen, daß ihr sie, so lange ihr nur möget und wolt, da vor euch betrachten könt. Nun hatten wir schon oft von diesen Geisterbannungen gehört; freylich hatten wir's nie so recht glauben können: aber jezo
war
Zeitungen oder Monathſchriften, in welchen dieß Buch ſehr iſt gelobprieſen worden, ſchleichen herbey, ſo bald das Beſchwoͤren angeht, und laſſen ein gar klaͤgliches Gewimmer von ſich hoͤren. Da hab ichs dann gleich weg, und ſinge, wenigſtens dieſen Tag, nicht weiter. A. Jezo, Juͤnglinge, mit denen wir eben nicht zufrieden ſeyn koͤnnen, weil ihr unſre Verbote ſo wenig geachtet habt, iſt die Reihe an euch. Jhr ſolt mir vornaͤmlich auf zwey Dinge antworten: Welche Geiſter ihr habt in das Fuͤnfek rufen laſſen, und wie ſie ausgeſehen haben? Zwey- tens: Woher es gekommen iſt, daß man euch wie todt gefunden hat? Waͤr es zulezt nur nicht ſo ſchlimm abgelaufen, Alter! ſo moͤcht es dir allenfalls hingehn, daß du dich von der Neubegierde dieſer jungen Leute zu deinen Bannungen haſt verfuͤhren laſſen. Wem ich unter euch winke, den frag ich. Der Anfang eurer Bekantſchaft mit Laurenz Rohr- dommeln? J. Geſtern Abend beym Mondlichte. Wir ſahen ihn gehn. Er ſtrich ſich den Bart, und ſang dabey. Da gingen wir zu ihm hin. A. Was ſagte er euch? J. Kein Aldermann koͤnte, was er koͤnte. Wir fragten ihn ziemlich hoͤniſch: Was er denn koͤnte? Nur nicht geſpottet, junge Herren, ſagte er. Wenn ich bey der Laune bleibe, in der ich jezo bin; ſo will ich euch noch dieſe Nacht zeigen, was ich kann. Und was kanſt du denn? riefen wir, was denn? was? Er antwortete: Die Gei- ſter verblichner Buͤcher in ihrer voͤlligen langen ha- gern Geſtalt vor eure ſichtlichen Augen hinbaunen, daß ihr ſie, ſo lange ihr nur moͤget und wolt, da vor euch betrachten koͤnt. Nun hatten wir ſchon oft von dieſen Geiſterbannungen gehoͤrt; freylich hatten wir’s nie ſo recht glauben koͤnnen: aber jezo
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Zeitungen oder Monathſchriften, in welchen dieß
Buch ſehr iſt gelobprieſen worden, ſchleichen herbey,
ſo bald das Beſchwoͤren angeht, und laſſen ein gar
klaͤgliches Gewimmer von ſich hoͤren. Da hab ichs
dann gleich weg, und ſinge, wenigſtens dieſen Tag,
nicht weiter. A. Jezo, Juͤnglinge, mit denen wir
eben nicht zufrieden ſeyn koͤnnen, weil ihr unſre
Verbote ſo wenig geachtet habt, iſt die Reihe an
euch. Jhr ſolt mir vornaͤmlich auf zwey Dinge
antworten: Welche Geiſter ihr habt in das Fuͤnfek
rufen laſſen, und wie ſie ausgeſehen haben? Zwey-
tens: Woher es gekommen iſt, daß man euch
wie todt gefunden hat? Waͤr es zulezt nur nicht ſo
ſchlimm abgelaufen, Alter! ſo moͤcht es dir allenfalls
hingehn, daß du dich von der Neubegierde dieſer
jungen Leute zu deinen Bannungen haſt verfuͤhren
laſſen. Wem ich unter euch winke, den frag ich.
Der Anfang eurer Bekantſchaft mit Laurenz Rohr-
dommeln? J. Geſtern Abend beym Mondlichte.
Wir ſahen ihn gehn. Er ſtrich ſich den Bart, und
ſang dabey. Da gingen wir zu ihm hin. A. Was
ſagte er euch? J. Kein Aldermann koͤnte, was
er koͤnte. Wir fragten ihn ziemlich hoͤniſch: Was
er denn koͤnte? Nur nicht geſpottet, junge Herren,
ſagte er. Wenn ich bey der Laune bleibe, in der
ich jezo bin; ſo will ich euch noch dieſe Nacht zeigen,
was ich kann. Und was kanſt du denn? riefen
wir, was denn? was? Er antwortete: Die Gei-
ſter verblichner Buͤcher in ihrer voͤlligen langen ha-
gern Geſtalt vor eure ſichtlichen Augen hinbaunen,
daß ihr ſie, ſo lange ihr nur moͤget und wolt, da
vor euch betrachten koͤnt. Nun hatten wir ſchon
oft von dieſen Geiſterbannungen gehoͤrt; freylich
hatten wir’s nie ſo recht glauben koͤnnen: aber jezo
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/464>, abgerufen am 25.11.2024.
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