sind, werden abgesungen. A. Der Namen des Verlegers auch mit? R. Allerdings. Manchmal auch die Ueberschrift der Dedication. Ja einmal hab ich so gar die ganze Dedication durchwaten, und bis auf den geliebten Leser, und den Anfang der Vorrede kommen müssen. So hartnäckig und starr- köpfisch war dießmal der Geist, eh er sich wolte se- hen lassen. A. Niemals weiter? R. Ach! erinre mich an den verdrieslichsten Vorfall meines Lebens nicht! Noch möcht ich vor Zorne bersten, wenn ich daran denke. Stelle dir's nur einmal vor! Ein dickes Buch mit Anmerkungen war's! ein Quar- tant war's! Und nun hatt ich schon bis in die Mitte hineingesungen; aber noch immer der Geist nicht! und nun bis zum Ende, und nun bis ins Register hinein; aber immer, immer noch kein Geist nicht! und nun gar das lezte Wort des Registers; und der widrigste unter allen Geistern, die jemals in einem Buche gewesen sind, noch, noch, noch nicht! Aber ich kriegt ihn auch dafür! Jch entschloß mich als ein Mann, und sang zurük. Davor hatte er sich nicht gehütet. Kurz, er kam, und ich ließ ihn aus Rache wenigstens so lange stehn, als ein Knecht, (ist aus'm Englischen) der was anhängig machen will, im Borzimmer stehen muß, wenn der Fürst .. nichts zu thun hat. A. Wie geht dir's, wenn du ein Buch für Todes verfahren hältst; und es doch nicht Todes verfahren ist? R. Für erst weis ich so ziemlich gut, welche es sind, und welche nicht; und dann, wenn ich mich hier auch einmal irre, so geschieht es doch eben nicht sehr. Denn mit solchen Büchern, bey denen ich etwan einmal in Jrthum ge- rathe, pflegt es auf die Neige zu gehen. Dieß wit- tre ich aus folgendem: Allerhand Geisterchen aus
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ſind, werden abgeſungen. A. Der Namen des Verlegers auch mit? R. Allerdings. Manchmal auch die Ueberſchrift der Dedication. Ja einmal hab ich ſo gar die ganze Dedication durchwaten, und bis auf den geliebten Leſer, und den Anfang der Vorrede kommen muͤſſen. So hartnaͤckig und ſtarr- koͤpfiſch war dießmal der Geiſt, eh er ſich wolte ſe- hen laſſen. A. Niemals weiter? R. Ach! erinre mich an den verdrieslichſten Vorfall meines Lebens nicht! Noch moͤcht ich vor Zorne berſten, wenn ich daran denke. Stelle dir’s nur einmal vor! Ein dickes Buch mit Anmerkungen war’s! ein Quar- tant war’s! Und nun hatt ich ſchon bis in die Mitte hineingeſungen; aber noch immer der Geiſt nicht! und nun bis zum Ende, und nun bis ins Regiſter hinein; aber immer, immer noch kein Geiſt nicht! und nun gar das lezte Wort des Regiſters; und der widrigſte unter allen Geiſtern, die jemals in einem Buche geweſen ſind, noch, noch, noch nicht! Aber ich kriegt ihn auch dafuͤr! Jch entſchloß mich als ein Mann, und ſang zuruͤk. Davor hatte er ſich nicht gehuͤtet. Kurz, er kam, und ich ließ ihn aus Rache wenigſtens ſo lange ſtehn, als ein Knecht, (iſt aus’m Engliſchen) der was anhaͤngig machen will, im Borzimmer ſtehen muß, wenn der Fuͤrſt .. nichts zu thun hat. A. Wie geht dir’s, wenn du ein Buch fuͤr Todes verfahren haͤltſt; und es doch nicht Todes verfahren iſt? R. Fuͤr erſt weis ich ſo ziemlich gut, welche es ſind, und welche nicht; und dann, wenn ich mich hier auch einmal irre, ſo geſchieht es doch eben nicht ſehr. Denn mit ſolchen Buͤchern, bey denen ich etwan einmal in Jrthum ge- rathe, pflegt es auf die Neige zu gehen. Dieß wit- tre ich aus folgendem: Allerhand Geiſterchen aus
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ſind, werden abgeſungen. A. Der Namen des
Verlegers auch mit? R. Allerdings. Manchmal
auch die Ueberſchrift der Dedication. Ja einmal
hab ich ſo gar die ganze Dedication durchwaten,
und bis auf den geliebten Leſer, und den Anfang der
Vorrede kommen muͤſſen. So hartnaͤckig und ſtarr-
koͤpfiſch war dießmal der Geiſt, eh er ſich wolte ſe-
hen laſſen. A. Niemals weiter? R. Ach! erinre
mich an den verdrieslichſten Vorfall meines Lebens
nicht! Noch moͤcht ich vor Zorne berſten, wenn ich
daran denke. Stelle dir’s nur einmal vor! Ein
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tant war’s! Und nun hatt ich ſchon bis in die Mitte
hineingeſungen; aber noch immer der Geiſt nicht!
und nun bis zum Ende, und nun bis ins Regiſter
hinein; aber immer, immer noch kein Geiſt nicht!
und nun gar das lezte Wort des Regiſters; und der
widrigſte unter allen Geiſtern, die jemals in einem
Buche geweſen ſind, noch, noch, noch nicht! Aber
ich kriegt ihn auch dafuͤr! Jch entſchloß mich als
ein Mann, und ſang zuruͤk. Davor hatte er ſich
nicht gehuͤtet. Kurz, er kam, und ich ließ ihn aus
Rache wenigſtens ſo lange ſtehn, als ein Knecht,
(iſt aus’m Engliſchen) der was anhaͤngig machen
will, im Borzimmer ſtehen muß, wenn der Fuͤrſt ..
nichts zu thun hat. A. Wie geht dir’s, wenn
du ein Buch fuͤr Todes verfahren haͤltſt; und es
doch nicht Todes verfahren iſt? R. Fuͤr erſt weis
ich ſo ziemlich gut, welche es ſind, und welche nicht;
und dann, wenn ich mich hier auch einmal irre, ſo
geſchieht es doch eben nicht ſehr. Denn mit ſolchen
Buͤchern, bey denen ich etwan einmal in Jrthum ge-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/463>, abgerufen am 25.11.2024.
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