geben, als wir nur immer können. Wir ha- ben daher Oberküster, Unterküster, Klökner, Thurmbläser, Klockenspieler, Organisten. Diese lezten wissen wir genung zu beschäftigen; aber die Cantoren, die wir auch haben, nicht. Denn was solten wir wol singen lassen? Wir schränken uns daher weislich auf die Jnstru- mentalmusik ein. Unterdeß durften wir es doch, des Aeusserlichen halben, an den Canto- ren nicht fehlen lassen. Diese Leute haben ins- gesamt grosse Einkünfte. (Die Cantoren essen ihr Brodt mit Sünden; mögen sie doch!) Aber diejenigen, die unsre Schazkammer am meisten leeren, sind die Todtengräber. Gleich- wol wär es auch grausam, wenn wir Leute, die sich mit so sehr widrigen Dingen beschäfti- gen müssen, nicht gut bezahlen wolten. Auch der Kirchenarzt kriegt sein gutes Theil. Wen es Wunder nimt, daß wir einen Kirchenarzt haben, der ist noch ein Neuling. Kann denn einem ehrlichen Manne nicht mitten in der Kirche unvermutet eine Todesfurcht dergestalt anwandeln, daß er der schleunigen Hülfe ei- nes zu rechter Zeit angebrachten Aderschlages bedarf? Der Kirchenarzt führet den Titel Grosmächtiger. Auch unsre andern Kirchen- diener haben gehörige Titel. Denn wir müs- sen allen diesen Sachen ein gewisses Ansehn
geben.
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geben, als wir nur immer koͤnnen. Wir ha- ben daher Oberkuͤſter, Unterkuͤſter, Kloͤkner, Thurmblaͤſer, Klockenſpieler, Organiſten. Dieſe lezten wiſſen wir genung zu beſchaͤftigen; aber die Cantoren, die wir auch haben, nicht. Denn was ſolten wir wol ſingen laſſen? Wir ſchraͤnken uns daher weislich auf die Jnſtru- mentalmuſik ein. Unterdeß durften wir es doch, des Aeuſſerlichen halben, an den Canto- ren nicht fehlen laſſen. Dieſe Leute haben ins- geſamt groſſe Einkuͤnfte. (Die Cantoren eſſen ihr Brodt mit Suͤnden; moͤgen ſie doch!) Aber diejenigen, die unſre Schazkammer am meiſten leeren, ſind die Todtengraͤber. Gleich- wol waͤr es auch grauſam, wenn wir Leute, die ſich mit ſo ſehr widrigen Dingen beſchaͤfti- gen muͤſſen, nicht gut bezahlen wolten. Auch der Kirchenarzt kriegt ſein gutes Theil. Wen es Wunder nimt, daß wir einen Kirchenarzt haben, der iſt noch ein Neuling. Kann denn einem ehrlichen Manne nicht mitten in der Kirche unvermutet eine Todesfurcht dergeſtalt anwandeln, daß er der ſchleunigen Huͤlfe ei- nes zu rechter Zeit angebrachten Aderſchlages bedarf? Der Kirchenarzt fuͤhret den Titel Grosmaͤchtiger. Auch unſre andern Kirchen- diener haben gehoͤrige Titel. Denn wir muͤſ- ſen allen dieſen Sachen ein gewiſſes Anſehn
geben.
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geben, als wir nur immer koͤnnen. Wir ha-
ben daher Oberkuͤſter, Unterkuͤſter, Kloͤkner,
Thurmblaͤſer, Klockenſpieler, Organiſten.
Dieſe lezten wiſſen wir genung zu beſchaͤftigen;
aber die Cantoren, die wir auch haben, nicht.
Denn was ſolten wir wol ſingen laſſen? Wir
ſchraͤnken uns daher weislich auf die Jnſtru-
mentalmuſik ein. Unterdeß durften wir es
doch, des Aeuſſerlichen halben, an den Canto-
ren nicht fehlen laſſen. Dieſe Leute haben ins-
geſamt groſſe Einkuͤnfte. (Die Cantoren eſſen
ihr Brodt mit Suͤnden; moͤgen ſie doch!)
Aber diejenigen, die unſre Schazkammer am
meiſten leeren, ſind die Todtengraͤber. Gleich-
wol waͤr es auch grauſam, wenn wir Leute,
die ſich mit ſo ſehr widrigen Dingen beſchaͤfti-
gen muͤſſen, nicht gut bezahlen wolten. Auch
der Kirchenarzt kriegt ſein gutes Theil. Wen
es Wunder nimt, daß wir einen Kirchenarzt
haben, der iſt noch ein Neuling. Kann denn
einem ehrlichen Manne nicht mitten in der
Kirche unvermutet eine Todesfurcht dergeſtalt
anwandeln, daß er der ſchleunigen Huͤlfe ei-
nes zu rechter Zeit angebrachten Aderſchlages
bedarf? Der Kirchenarzt fuͤhret den Titel
Grosmaͤchtiger. Auch unſre andern Kirchen-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/449>, abgerufen am 25.11.2024.
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