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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Jezo müssen wir euch, denen unsre Abgeord-
nete dieses vorlesen, oder zu lesen geben wer-
den, näheren Bescheid von der ganzen Sache
ertheilen. Hoffentlich wird der Fürst, an den
man sich wenden wird, selbst ein Freygeist
seyn. Solte man, wider alles Vermuten,
den lächerlichen Fehltrit begehn, und sich an
einen, der ein Christ wäre, wenden; so wird
man sich doch rechts oder links bald wieder zu-
recht finden können. Man braucht also dem
Fürsten kein Geheimnis daraus zu machen,
daß wir deswegen eine Kirche bauen lassen,
damit unsre Lehre öffentlich und oft durch Pre-
diger vorgetragen, und eingeschärft werden
könne; und daß es nur des gemeinen Mannes
halben geschehe, wenn wir derselben, so viel
sich dieses nur immer thun lassen will, das
äusserliche Ansehn einer Christenkirche geben.
Sie soll von Marmor, eyförmig, und so groß
seyn, daß sie, gleich einer Hochstiftskirche, auf
die Stadt heruntersehen kann. Denn was
brauchen wir die Kosten zu sparen; wir ha-
ben's ja dazu. Jhr werdet wissen, daß viele
auch von den reichen Grossen, und, unter den
Wucherern, die gierigsten Sauger der Unsern
sind. Diese achten, wie bekant ist, auf das
abgeschmakte Geschrey der Vervortheilten,
der Witwen, und der Waisen nicht. Aber

bis-

Jezo muͤſſen wir euch, denen unſre Abgeord-
nete dieſes vorleſen, oder zu leſen geben wer-
den, naͤheren Beſcheid von der ganzen Sache
ertheilen. Hoffentlich wird der Fuͤrſt, an den
man ſich wenden wird, ſelbſt ein Freygeiſt
ſeyn. Solte man, wider alles Vermuten,
den laͤcherlichen Fehltrit begehn, und ſich an
einen, der ein Chriſt waͤre, wenden; ſo wird
man ſich doch rechts oder links bald wieder zu-
recht finden koͤnnen. Man braucht alſo dem
Fuͤrſten kein Geheimnis daraus zu machen,
daß wir deswegen eine Kirche bauen laſſen,
damit unſre Lehre oͤffentlich und oft durch Pre-
diger vorgetragen, und eingeſchaͤrft werden
koͤnne; und daß es nur des gemeinen Mannes
halben geſchehe, wenn wir derſelben, ſo viel
ſich dieſes nur immer thun laſſen will, das
aͤuſſerliche Anſehn einer Chriſtenkirche geben.
Sie ſoll von Marmor, eyfoͤrmig, und ſo groß
ſeyn, daß ſie, gleich einer Hochſtiftskirche, auf
die Stadt herunterſehen kann. Denn was
brauchen wir die Koſten zu ſparen; wir ha-
ben’s ja dazu. Jhr werdet wiſſen, daß viele
auch von den reichen Groſſen, und, unter den
Wucherern, die gierigſten Sauger der Unſern
ſind. Dieſe achten, wie bekant iſt, auf das
abgeſchmakte Geſchrey der Vervortheilten,
der Witwen, und der Waiſen nicht. Aber

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[363/0439] Jezo muͤſſen wir euch, denen unſre Abgeord- nete dieſes vorleſen, oder zu leſen geben wer- den, naͤheren Beſcheid von der ganzen Sache ertheilen. Hoffentlich wird der Fuͤrſt, an den man ſich wenden wird, ſelbſt ein Freygeiſt ſeyn. Solte man, wider alles Vermuten, den laͤcherlichen Fehltrit begehn, und ſich an einen, der ein Chriſt waͤre, wenden; ſo wird man ſich doch rechts oder links bald wieder zu- recht finden koͤnnen. Man braucht alſo dem Fuͤrſten kein Geheimnis daraus zu machen, daß wir deswegen eine Kirche bauen laſſen, damit unſre Lehre oͤffentlich und oft durch Pre- diger vorgetragen, und eingeſchaͤrft werden koͤnne; und daß es nur des gemeinen Mannes halben geſchehe, wenn wir derſelben, ſo viel ſich dieſes nur immer thun laſſen will, das aͤuſſerliche Anſehn einer Chriſtenkirche geben. Sie ſoll von Marmor, eyfoͤrmig, und ſo groß ſeyn, daß ſie, gleich einer Hochſtiftskirche, auf die Stadt herunterſehen kann. Denn was brauchen wir die Koſten zu ſparen; wir ha- ben’s ja dazu. Jhr werdet wiſſen, daß viele auch von den reichen Groſſen, und, unter den Wucherern, die gierigſten Sauger der Unſern ſind. Dieſe achten, wie bekant iſt, auf das abgeſchmakte Geſchrey der Vervortheilten, der Witwen, und der Waiſen nicht. Aber bis-

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/439>, abgerufen am 25.11.2024.