wird nur dadurch eingeschränkt, daß sie vorstelbar seyn muß.
Dem lyrischen Gedichte, ob es gleich die Hand- lung nicht ausschliest, ist Leidenschaft zureichend. Aber es ist, in so fern es diese allein hat, dennoch nicht ganz ohne Handlung. Denn mit der Leiden- schaft ist ja wenigstens beginnende Handlung ver- bunden.
Die Erdichtung ist keine wesentliche Eigenschaft eines Gedichts. Denn der Dichter kann wirklich geschehene Handlung, und sie unvermischt mit er- dichteter, er kann seine eignen Empfindungen zu sei- nen Gegenständen wählen. Unterdeß, da unter je- nen Handlungen so wenige für ihn brauchbar sind, so gehört die Erdichtung beynah zu den wesentlichen Eigenschaften eines Gedichts.
Wenn ein Gedicht Handlung und Leidenschaft nicht darstelt, das heist, wenn es ihnen nicht alle die Lebendigkeit giebt, deren sie, nach ihrer verschied- nen Beschaffenheit fähig sind; so fehlt ihm eine Ei- genschaft, die zwar bisher von den Theoristen nur in Vorbeygehn ist bemerkt worden, die aber etwas so Wesentliches ist, daß man ein Gedicht ohne Dar- stellung, mit Recht, als etwas seiner Art nicht an- gehöriges, ansehn kann. Es ist ein Tänzer, der geht. Vielleicht giebt es nur zwey Grade der Dar- stellung; und der geglaubte dritte gehört schon nicht mehr zur Darstellung.
Leblose Dinge sind nur dann der Darstellung fä- hig, wenn sie in Bewegung, oder als in Bewegung gezeigt werden. Doch kann die Darstellung der leblosen Dinge nie den ersten Grad erreichen. Sie bringt es nicht bis zur Täuschung. Wenn die leb- losen Dinge nicht in Bewegung, oder als in Bewe-
gung,
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wird nur dadurch eingeſchraͤnkt, daß ſie vorſtelbar ſeyn muß.
Dem lyriſchen Gedichte, ob es gleich die Hand- lung nicht ausſchlieſt, iſt Leidenſchaft zureichend. Aber es iſt, in ſo fern es dieſe allein hat, dennoch nicht ganz ohne Handlung. Denn mit der Leiden- ſchaft iſt ja wenigſtens beginnende Handlung ver- bunden.
Die Erdichtung iſt keine weſentliche Eigenſchaft eines Gedichts. Denn der Dichter kann wirklich geſchehene Handlung, und ſie unvermiſcht mit er- dichteter, er kann ſeine eignen Empfindungen zu ſei- nen Gegenſtaͤnden waͤhlen. Unterdeß, da unter je- nen Handlungen ſo wenige fuͤr ihn brauchbar ſind, ſo gehoͤrt die Erdichtung beynah zu den weſentlichen Eigenſchaften eines Gedichts.
Wenn ein Gedicht Handlung und Leidenſchaft nicht darſtelt, das heiſt, wenn es ihnen nicht alle die Lebendigkeit giebt, deren ſie, nach ihrer verſchied- nen Beſchaffenheit faͤhig ſind; ſo fehlt ihm eine Ei- genſchaft, die zwar bisher von den Theoriſten nur in Vorbeygehn iſt bemerkt worden, die aber etwas ſo Weſentliches iſt, daß man ein Gedicht ohne Dar- ſtellung, mit Recht, als etwas ſeiner Art nicht an- gehoͤriges, anſehn kann. Es iſt ein Taͤnzer, der geht. Vielleicht giebt es nur zwey Grade der Dar- ſtellung; und der geglaubte dritte gehoͤrt ſchon nicht mehr zur Darſtellung.
Lebloſe Dinge ſind nur dann der Darſtellung faͤ- hig, wenn ſie in Bewegung, oder als in Bewegung gezeigt werden. Doch kann die Darſtellung der lebloſen Dinge nie den erſten Grad erreichen. Sie bringt es nicht bis zur Taͤuſchung. Wenn die leb- loſen Dinge nicht in Bewegung, oder als in Bewe-
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wird nur dadurch eingeſchraͤnkt, daß ſie vorſtelbar
ſeyn muß.
Dem lyriſchen Gedichte, ob es gleich die Hand-
lung nicht ausſchlieſt, iſt Leidenſchaft zureichend.
Aber es iſt, in ſo fern es dieſe allein hat, dennoch
nicht ganz ohne Handlung. Denn mit der Leiden-
ſchaft iſt ja wenigſtens beginnende Handlung ver-
bunden.
Die Erdichtung iſt keine weſentliche Eigenſchaft
eines Gedichts. Denn der Dichter kann wirklich
geſchehene Handlung, und ſie unvermiſcht mit er-
dichteter, er kann ſeine eignen Empfindungen zu ſei-
nen Gegenſtaͤnden waͤhlen. Unterdeß, da unter je-
nen Handlungen ſo wenige fuͤr ihn brauchbar ſind,
ſo gehoͤrt die Erdichtung beynah zu den weſentlichen
Eigenſchaften eines Gedichts.
Wenn ein Gedicht Handlung und Leidenſchaft
nicht darſtelt, das heiſt, wenn es ihnen nicht alle
die Lebendigkeit giebt, deren ſie, nach ihrer verſchied-
nen Beſchaffenheit faͤhig ſind; ſo fehlt ihm eine Ei-
genſchaft, die zwar bisher von den Theoriſten nur
in Vorbeygehn iſt bemerkt worden, die aber etwas
ſo Weſentliches iſt, daß man ein Gedicht ohne Dar-
ſtellung, mit Recht, als etwas ſeiner Art nicht an-
gehoͤriges, anſehn kann. Es iſt ein Taͤnzer, der
geht. Vielleicht giebt es nur zwey Grade der Dar-
ſtellung; und der geglaubte dritte gehoͤrt ſchon nicht
mehr zur Darſtellung.
Lebloſe Dinge ſind nur dann der Darſtellung faͤ-
hig, wenn ſie in Bewegung, oder als in Bewegung
gezeigt werden. Doch kann die Darſtellung der
lebloſen Dinge nie den erſten Grad erreichen. Sie
bringt es nicht bis zur Taͤuſchung. Wenn die leb-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/397>, abgerufen am 24.11.2024.
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