Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

hat gelten lassen, über diese gröste unter allen
Schmeicheleyen sich nur zu betrüben, das wä-
re wenig; darüber aufgebracht zu werden,
auch nicht viel: wenn es möglich seyn soll, das
Geschehne zu vergessen; so müssen wir diese
Wissenschaft zu dem herunter sezen, was sie
ist, zu einer geringen, und vor allen andern
eingeschränkten Kentnis, sie die Wappen-
kunde, oder mit einem andern gleich angemes-
nen Namen nennen, und sie dann, als eine
solche Kentnis, studieren, oder auch, mit der
verzeihlichsten Unwissenheit, ganz unbekant
darinn bleiben. Wenn wir auch nur in ge-
ringstem von dem, was die Gewonheiten der
Landtage erfodern, abweichen möchten; so
würden wir jezt die Stimmen gar nicht sam-
meln lassen. Denn es dünket uns, daß hier
die blosse Vorstellung der Sache, und die Ein-
stimmung Aller einerley sind.

Der Herold war noch nicht wieder zurük-
gekommen; sonst würd er jezo gleich zur Stim-
mensamlung abgegangen seyn. Jndem er er-
wartet wurde, kamen etliche Altfranken zu den
Aldermännern herauf. (Andre waren unter-
deß auf die Zünfte gegangen.) Die anfängli-
che Verwundrung der Altfranken wurde von
den Aldermännern mit einer solchen Kälte
beantwortet, daß jene bald zu Vorstellungen

kamen.

hat gelten laſſen, uͤber dieſe groͤſte unter allen
Schmeicheleyen ſich nur zu betruͤben, das waͤ-
re wenig; daruͤber aufgebracht zu werden,
auch nicht viel: wenn es moͤglich ſeyn ſoll, das
Geſchehne zu vergeſſen; ſo muͤſſen wir dieſe
Wiſſenſchaft zu dem herunter ſezen, was ſie
iſt, zu einer geringen, und vor allen andern
eingeſchraͤnkten Kentnis, ſie die Wappen-
kunde, oder mit einem andern gleich angemes-
nen Namen nennen, und ſie dann, als eine
ſolche Kentnis, ſtudieren, oder auch, mit der
verzeihlichſten Unwiſſenheit, ganz unbekant
darinn bleiben. Wenn wir auch nur in ge-
ringſtem von dem, was die Gewonheiten der
Landtage erfodern, abweichen moͤchten; ſo
wuͤrden wir jezt die Stimmen gar nicht ſam-
meln laſſen. Denn es duͤnket uns, daß hier
die bloſſe Vorſtellung der Sache, und die Ein-
ſtimmung Aller einerley ſind.

Der Herold war noch nicht wieder zuruͤk-
gekommen; ſonſt wuͤrd er jezo gleich zur Stim-
menſamlung abgegangen ſeyn. Jndem er er-
wartet wurde, kamen etliche Altfranken zu den
Aldermaͤnnern herauf. (Andre waren unter-
deß auf die Zuͤnfte gegangen.) Die anfaͤngli-
che Verwundrung der Altfranken wurde von
den Aldermaͤnnern mit einer ſolchen Kaͤlte
beantwortet, daß jene bald zu Vorſtellungen

kamen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0390" n="314"/>
hat gelten la&#x017F;&#x017F;en, u&#x0364;ber die&#x017F;e gro&#x0364;&#x017F;te unter allen<lb/>
Schmeicheleyen &#x017F;ich nur zu betru&#x0364;ben, das wa&#x0364;-<lb/>
re wenig; daru&#x0364;ber aufgebracht zu werden,<lb/>
auch nicht viel: wenn es mo&#x0364;glich &#x017F;eyn &#x017F;oll, das<lb/>
Ge&#x017F;chehne zu verge&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir die&#x017F;e<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft zu dem herunter &#x017F;ezen, was &#x017F;ie<lb/>
i&#x017F;t, zu einer geringen, und vor allen andern<lb/>
einge&#x017F;chra&#x0364;nkten Kentnis, &#x017F;ie die Wappen-<lb/>
kunde, oder mit einem andern gleich angemes-<lb/>
nen Namen nennen, und &#x017F;ie dann, als eine<lb/>
&#x017F;olche Kentnis, &#x017F;tudieren, oder auch, mit der<lb/>
verzeihlich&#x017F;ten Unwi&#x017F;&#x017F;enheit, ganz unbekant<lb/>
darinn bleiben. Wenn wir auch nur in ge-<lb/>
ring&#x017F;tem von dem, was die Gewonheiten der<lb/>
Landtage erfodern, abweichen mo&#x0364;chten; &#x017F;o<lb/>
wu&#x0364;rden wir jezt die Stimmen gar nicht &#x017F;am-<lb/>
meln la&#x017F;&#x017F;en. Denn es du&#x0364;nket uns, daß hier<lb/>
die blo&#x017F;&#x017F;e Vor&#x017F;tellung der Sache, und die Ein-<lb/>
&#x017F;timmung Aller einerley &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Der Herold war noch nicht wieder zuru&#x0364;k-<lb/>
gekommen; &#x017F;on&#x017F;t wu&#x0364;rd er jezo gleich zur Stim-<lb/>
men&#x017F;amlung abgegangen &#x017F;eyn. Jndem er er-<lb/>
wartet wurde, kamen etliche Altfranken zu den<lb/>
Alderma&#x0364;nnern herauf. (Andre waren unter-<lb/>
deß auf die Zu&#x0364;nfte gegangen.) Die anfa&#x0364;ngli-<lb/>
che Verwundrung der Altfranken wurde von<lb/>
den Alderma&#x0364;nnern mit einer &#x017F;olchen Ka&#x0364;lte<lb/>
beantwortet, daß jene bald zu Vor&#x017F;tellungen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kamen.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0390] hat gelten laſſen, uͤber dieſe groͤſte unter allen Schmeicheleyen ſich nur zu betruͤben, das waͤ- re wenig; daruͤber aufgebracht zu werden, auch nicht viel: wenn es moͤglich ſeyn ſoll, das Geſchehne zu vergeſſen; ſo muͤſſen wir dieſe Wiſſenſchaft zu dem herunter ſezen, was ſie iſt, zu einer geringen, und vor allen andern eingeſchraͤnkten Kentnis, ſie die Wappen- kunde, oder mit einem andern gleich angemes- nen Namen nennen, und ſie dann, als eine ſolche Kentnis, ſtudieren, oder auch, mit der verzeihlichſten Unwiſſenheit, ganz unbekant darinn bleiben. Wenn wir auch nur in ge- ringſtem von dem, was die Gewonheiten der Landtage erfodern, abweichen moͤchten; ſo wuͤrden wir jezt die Stimmen gar nicht ſam- meln laſſen. Denn es duͤnket uns, daß hier die bloſſe Vorſtellung der Sache, und die Ein- ſtimmung Aller einerley ſind. Der Herold war noch nicht wieder zuruͤk- gekommen; ſonſt wuͤrd er jezo gleich zur Stim- menſamlung abgegangen ſeyn. Jndem er er- wartet wurde, kamen etliche Altfranken zu den Aldermaͤnnern herauf. (Andre waren unter- deß auf die Zuͤnfte gegangen.) Die anfaͤngli- che Verwundrung der Altfranken wurde von den Aldermaͤnnern mit einer ſolchen Kaͤlte beantwortet, daß jene bald zu Vorſtellungen kamen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/390
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/390>, abgerufen am 22.11.2024.