Ja, wir wollen lieber mit ihm sterben, als an- derswo in Freude leben!
Grimoald ließ sie mit aller ihrer Habe, und von einer Bedeckung geschüzt, zu ihrem geliebten Berta- rith ziehn.
Gesez der rheinischen Franken vom Todtschlage.
Wenn ein Franke des Rheinufers tödtet, so büs- set ers, ist der Erschlagne ein Römer, durch hundert Gülden; ist er ein Alemann, ein Bayer, ein Friese, ein Burgunder, ein Sachse, durch hundert und sech- zig; ist er aber ein salischer Franke, durch zwey hun- dert Gülden, oder auch durch fünf Schwerter mit den Gürteln, einen Schild, zwo Lanzen, zween Helme, zween Panzer, vier abgerichtete Falken, und dreyssig Hengste.
Verspottete Warnung.
Die Wandalen in Deutschland sendeten zu den Eroberern, den Wandalen in Africa: Glük euch zu euren Thaten! Aber ihr bauet unter uns keine Hüt- ten mehr; gebt uns eure Einöde, daß wir wissen, für welches Vaterland wir sterben müssen! Der Kö- nig Gizerich, und das Volk gaben die Einöde. Al- lein ein weiser Greis, und bald nach ihm Gizerich sprachen: Breitet euch nicht aus. Das Gegenwär- tige so gar ist ungewiß; noch ungewisser das Zukünf- tige. Das Volk lachte, und wuste nicht, wie sein lezter überwundner König vor Wut der Verzweif- lung lachen würde.
Die
Jch ſehe es, ihr waͤret lieber bey eurem Freunde!
Ja, wir wollen lieber mit ihm ſterben, als an- derswo in Freude leben!
Grimoald ließ ſie mit aller ihrer Habe, und von einer Bedeckung geſchuͤzt, zu ihrem geliebten Berta- rith ziehn.
Geſez der rheiniſchen Franken vom Todtſchlage.
Wenn ein Franke des Rheinufers toͤdtet, ſo buͤſ- ſet ers, iſt der Erſchlagne ein Roͤmer, durch hundert Guͤlden; iſt er ein Alemann, ein Bayer, ein Frieſe, ein Burgunder, ein Sachſe, durch hundert und ſech- zig; iſt er aber ein ſaliſcher Franke, durch zwey hun- dert Guͤlden, oder auch durch fuͤnf Schwerter mit den Guͤrteln, einen Schild, zwo Lanzen, zween Helme, zween Panzer, vier abgerichtete Falken, und dreyſſig Hengſte.
Verſpottete Warnung.
Die Wandalen in Deutſchland ſendeten zu den Eroberern, den Wandalen in Africa: Gluͤk euch zu euren Thaten! Aber ihr bauet unter uns keine Huͤt- ten mehr; gebt uns eure Einoͤde, daß wir wiſſen, fuͤr welches Vaterland wir ſterben muͤſſen! Der Koͤ- nig Gizerich, und das Volk gaben die Einoͤde. Al- lein ein weiſer Greis, und bald nach ihm Gizerich ſprachen: Breitet euch nicht aus. Das Gegenwaͤr- tige ſo gar iſt ungewiß; noch ungewiſſer das Zukuͤnf- tige. Das Volk lachte, und wuſte nicht, wie ſein lezter uͤberwundner Koͤnig vor Wut der Verzweif- lung lachen wuͤrde.
Die
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Jch ſehe es, ihr waͤret lieber bey eurem Freunde!
Ja, wir wollen lieber mit ihm ſterben, als an-
derswo in Freude leben!
Grimoald ließ ſie mit aller ihrer Habe, und von
einer Bedeckung geſchuͤzt, zu ihrem geliebten Berta-
rith ziehn.
Geſez der rheiniſchen Franken vom Todtſchlage.
Wenn ein Franke des Rheinufers toͤdtet, ſo buͤſ-
ſet ers, iſt der Erſchlagne ein Roͤmer, durch hundert
Guͤlden; iſt er ein Alemann, ein Bayer, ein Frieſe,
ein Burgunder, ein Sachſe, durch hundert und ſech-
zig; iſt er aber ein ſaliſcher Franke, durch zwey hun-
dert Guͤlden, oder auch durch fuͤnf Schwerter mit
den Guͤrteln, einen Schild, zwo Lanzen, zween
Helme, zween Panzer, vier abgerichtete Falken, und
dreyſſig Hengſte.
Verſpottete Warnung.
Die Wandalen in Deutſchland ſendeten zu den
Eroberern, den Wandalen in Africa: Gluͤk euch zu
euren Thaten! Aber ihr bauet unter uns keine Huͤt-
ten mehr; gebt uns eure Einoͤde, daß wir wiſſen,
fuͤr welches Vaterland wir ſterben muͤſſen! Der Koͤ-
nig Gizerich, und das Volk gaben die Einoͤde. Al-
lein ein weiſer Greis, und bald nach ihm Gizerich
ſprachen: Breitet euch nicht aus. Das Gegenwaͤr-
tige ſo gar iſt ungewiß; noch ungewiſſer das Zukuͤnf-
tige. Das Volk lachte, und wuſte nicht, wie ſein
lezter uͤberwundner Koͤnig vor Wut der Verzweif-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/375>, abgerufen am 22.11.2024.
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