Die kriegerischen Katten duldeten Gränzeu ihres Aufenthalts von den Römern, und entzogen sich dem Bündnisse der Deutschen gegen die Eroberer. Da- für suchten sie die Sikambrer, Tenchterer, Sueven, Brukterer, und Cherusker mit dem Schwerte heim. Wären diese nicht so stolz gewesen, als sie gerecht waren; so hätten sie Drusus nacheilende Legionen in dem engen Thale vertilgt, und schon damals Schatten vorausgesendet, die grossen Nachfolger von Teutoburg anzukündigen.
Die zurükgelasne Streitaxt.
Authari, der König der Longobarden, hatte sich Theudelinden, die Tochter Garibaldes, des Königs der Bayern, zur Braut gewählt. Er ging mit sei- nen Gesandten, als einer von ihnen, zu Garibalden. Der Jüngling Authari, schöner Bildung, und weis- ses Haars, sahe die junge Fürstin. Er sagte zu ihrem Vater: Sie ist würdig, die Königin der Lon- gobarden zu seyn. Laß sie uns Kriegern, wie sie künftig nach unsrer Sitte thun wird, die goldne Schale reichen. Theudelinde bracht auch ihm die Schale. Er berührte ihr, da er getrunken hatte, leise die Hand, und ließ sie über sein Gesicht gleiten. Die Fürstin erzählt' es, vor Scham glühend, ihrer Amme. Es ist der König, Theudelinde, sonst hätt ers nicht gewagt, dich zu berühren. Die Gesandten kehrten begleitet zurük. Da sie an die Gränze ge- kommen waren, erhub sich Authari an einem nahen
Bau-
T 3
Denkmale der Deutſchen.
Eine gute, und eine ſchlimme That.
Die kriegeriſchen Katten duldeten Graͤnzeu ihres Aufenthalts von den Roͤmern, und entzogen ſich dem Buͤndniſſe der Deutſchen gegen die Eroberer. Da- fuͤr ſuchten ſie die Sikambrer, Tenchterer, Sueven, Brukterer, und Cherusker mit dem Schwerte heim. Waͤren dieſe nicht ſo ſtolz geweſen, als ſie gerecht waren; ſo haͤtten ſie Druſus nacheilende Legionen in dem engen Thale vertilgt, und ſchon damals Schatten vorausgeſendet, die groſſen Nachfolger von Teutoburg anzukuͤndigen.
Die zuruͤkgelasne Streitaxt.
Authari, der Koͤnig der Longobarden, hatte ſich Theudelinden, die Tochter Garibaldes, des Koͤnigs der Bayern, zur Braut gewaͤhlt. Er ging mit ſei- nen Geſandten, als einer von ihnen, zu Garibalden. Der Juͤngling Authari, ſchoͤner Bildung, und weiſ- ſes Haars, ſahe die junge Fuͤrſtin. Er ſagte zu ihrem Vater: Sie iſt wuͤrdig, die Koͤnigin der Lon- gobarden zu ſeyn. Laß ſie uns Kriegern, wie ſie kuͤnftig nach unſrer Sitte thun wird, die goldne Schale reichen. Theudelinde bracht auch ihm die Schale. Er beruͤhrte ihr, da er getrunken hatte, leiſe die Hand, und ließ ſie uͤber ſein Geſicht gleiten. Die Fuͤrſtin erzaͤhlt’ es, vor Scham gluͤhend, ihrer Amme. Es iſt der Koͤnig, Theudelinde, ſonſt haͤtt ers nicht gewagt, dich zu beruͤhren. Die Geſandten kehrten begleitet zuruͤk. Da ſie an die Graͤnze ge- kommen waren, erhub ſich Authari an einem nahen
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Denkmale der Deutſchen.
Eine gute, und eine ſchlimme That.
Die kriegeriſchen Katten duldeten Graͤnzeu ihres
Aufenthalts von den Roͤmern, und entzogen ſich dem
Buͤndniſſe der Deutſchen gegen die Eroberer. Da-
fuͤr ſuchten ſie die Sikambrer, Tenchterer, Sueven,
Brukterer, und Cherusker mit dem Schwerte heim.
Waͤren dieſe nicht ſo ſtolz geweſen, als ſie gerecht
waren; ſo haͤtten ſie Druſus nacheilende Legionen
in dem engen Thale vertilgt, und ſchon damals
Schatten vorausgeſendet, die groſſen Nachfolger von
Teutoburg anzukuͤndigen.
Die zuruͤkgelasne Streitaxt.
Authari, der Koͤnig der Longobarden, hatte ſich
Theudelinden, die Tochter Garibaldes, des Koͤnigs
der Bayern, zur Braut gewaͤhlt. Er ging mit ſei-
nen Geſandten, als einer von ihnen, zu Garibalden.
Der Juͤngling Authari, ſchoͤner Bildung, und weiſ-
ſes Haars, ſahe die junge Fuͤrſtin. Er ſagte zu
ihrem Vater: Sie iſt wuͤrdig, die Koͤnigin der Lon-
gobarden zu ſeyn. Laß ſie uns Kriegern, wie ſie
kuͤnftig nach unſrer Sitte thun wird, die goldne
Schale reichen. Theudelinde bracht auch ihm die
Schale. Er beruͤhrte ihr, da er getrunken hatte,
leiſe die Hand, und ließ ſie uͤber ſein Geſicht gleiten.
Die Fuͤrſtin erzaͤhlt’ es, vor Scham gluͤhend, ihrer
Amme. Es iſt der Koͤnig, Theudelinde, ſonſt haͤtt
ers nicht gewagt, dich zu beruͤhren. Die Geſandten
kehrten begleitet zuruͤk. Da ſie an die Graͤnze ge-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/369>, abgerufen am 22.11.2024.
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