selbst zu geben! Nie wird die Republik zu dem Ansehn kommen, das sie haben könte, und zu haben verdient, wo diesem Unfuge nicht Ziel und Maaß gesezt wird. Wenn die Grossen sich noch einigermaassen um uns bekümmern; so geschieht es dadurch, daß sie den Schauspie- len, die wir von uns selbst geben, wol mit zu- sehn mögen. Jhr wolt zwar nicht, Aldermän- ner, daß wir uns viel um die Grossen beküm- mern sollen; aber so weit müssen wir es we- nigstens denn doch wol, daß wir endlich auf- hören ihre Lustigmacher zu seyn. Wir, sagst du, Anwald? Die Ausrufer sind ja nur die Lustigmacher. Aber sind's denn nicht, antwor- tete der Anwald, oft sehr würdige Gelehrte, auf deren Unkosten jene belustigen? Und deh- nen es nicht die Zuschauer auf die Gelehrten überhaupt aus, was die Lustigmacher von ei- nigen vorbringen? Und wird nicht, nach die- sem Vorbringen, von dem Zustande der Repu- blik geurtheilt? Jch bin erst viel zu gelinde gewesen, daß ich es nur Unfug genent habe. Doch wenn dieß Verfahren auch keinen ärgern Namen verdient; so ist es doch eure Pflicht, Aldermänner, ihm Einhalt zu thun.
Der Wortführer der Aldermänner wendete sich zu dem Herolde .. (Nur noch Ein Wort, sagte Ekhard zu dem Anwalde, eh fortgeschikt
wird.
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ſelbſt zu geben! Nie wird die Republik zu dem Anſehn kommen, das ſie haben koͤnte, und zu haben verdient, wo dieſem Unfuge nicht Ziel und Maaß geſezt wird. Wenn die Groſſen ſich noch einigermaaſſen um uns bekuͤmmern; ſo geſchieht es dadurch, daß ſie den Schauſpie- len, die wir von uns ſelbſt geben, wol mit zu- ſehn moͤgen. Jhr wolt zwar nicht, Aldermaͤn- ner, daß wir uns viel um die Groſſen bekuͤm- mern ſollen; aber ſo weit muͤſſen wir es we- nigſtens denn doch wol, daß wir endlich auf- hoͤren ihre Luſtigmacher zu ſeyn. Wir, ſagſt du, Anwald? Die Ausrufer ſind ja nur die Luſtigmacher. Aber ſind’s denn nicht, antwor- tete der Anwald, oft ſehr wuͤrdige Gelehrte, auf deren Unkoſten jene beluſtigen? Und deh- nen es nicht die Zuſchauer auf die Gelehrten uͤberhaupt aus, was die Luſtigmacher von ei- nigen vorbringen? Und wird nicht, nach die- ſem Vorbringen, von dem Zuſtande der Repu- blik geurtheilt? Jch bin erſt viel zu gelinde geweſen, daß ich es nur Unfug genent habe. Doch wenn dieß Verfahren auch keinen aͤrgern Namen verdient; ſo iſt es doch eure Pflicht, Aldermaͤnner, ihm Einhalt zu thun.
Der Wortfuͤhrer der Aldermaͤnner wendete ſich zu dem Herolde .. (Nur noch Ein Wort, ſagte Ekhard zu dem Anwalde, eh fortgeſchikt
wird.
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ſelbſt zu geben! Nie wird die Republik zu dem
Anſehn kommen, das ſie haben koͤnte, und zu
haben verdient, wo dieſem Unfuge nicht Ziel
und Maaß geſezt wird. Wenn die Groſſen
ſich noch einigermaaſſen um uns bekuͤmmern;
ſo geſchieht es dadurch, daß ſie den Schauſpie-
len, die wir von uns ſelbſt geben, wol mit zu-
ſehn moͤgen. Jhr wolt zwar nicht, Aldermaͤn-
ner, daß wir uns viel um die Groſſen bekuͤm-
mern ſollen; aber ſo weit muͤſſen wir es we-
nigſtens denn doch wol, daß wir endlich auf-
hoͤren ihre Luſtigmacher zu ſeyn. Wir, ſagſt
du, Anwald? Die Ausrufer ſind ja nur die
Luſtigmacher. Aber ſind’s denn nicht, antwor-
tete der Anwald, oft ſehr wuͤrdige Gelehrte,
auf deren Unkoſten jene beluſtigen? Und deh-
nen es nicht die Zuſchauer auf die Gelehrten
uͤberhaupt aus, was die Luſtigmacher von ei-
nigen vorbringen? Und wird nicht, nach die-
ſem Vorbringen, von dem Zuſtande der Repu-
blik geurtheilt? Jch bin erſt viel zu gelinde
geweſen, daß ich es nur Unfug genent habe.
Doch wenn dieß Verfahren auch keinen aͤrgern
Namen verdient; ſo iſt es doch eure Pflicht,
Aldermaͤnner, ihm Einhalt zu thun.
Der Wortfuͤhrer der Aldermaͤnner wendete
ſich zu dem Herolde .. (Nur noch Ein Wort,
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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