zu wenig. Sie verfahren auch auf eine Art, welche die guten Sitten gerade zu beleidigt. Wird der entschlossenste, ja selbst der hizigste Mann, wenn er nur noch einen Schatten deß, was den Sitten gemäß ist, übrig hat, irgend Jemanden, wer er auch sey, selbst in der klein- sten Geselschaft, jemals Dinge sagen, wie diese Kritiker, selbst guten Scribenten, und das in der grösten Geselschaft, in der man nur reden kann, so oft sagen? Und so gar dieses ist ihnen noch zu wenig. Sie handeln auch hinter dem Rücken, indem sie ihre Namen verschweigen. Nur die sehr wenigen dürfen ihre Namen verschweigen, (eine ganz andre Frage ist es, ob sie es thun solten, und ob sie nicht manchmal misvergnügt mit sich gewesen sind, es gethan zu haben) die sehr wenigen, sag ich, welche den Verstand, die Kentnis, die Wissenschaft, und den Willen haben, ge- recht zu seyn. Diese werd ich auf Erfordern anzeigen (*), damit sich nicht Leute ausnehmen, die der Ausname unwürdig sind. Denn wie
viele
(*) Salogast und Wlemar hatten mir ihr Manuscript, mit der Erlaubnis, daran zu ändern, anvertraut. Jch habe mich dieser Erlaubnis nur in dem Einen Puncte bedient, daß ich die Beylagen wegge- lassen habe, und dieß aus keiner andern Ursach, als aus Neigung zum Schonen. Solten aber die
Ver-
zu wenig. Sie verfahren auch auf eine Art, welche die guten Sitten gerade zu beleidigt. Wird der entſchloſſenſte, ja ſelbſt der hizigſte Mann, wenn er nur noch einen Schatten deß, was den Sitten gemaͤß iſt, uͤbrig hat, irgend Jemanden, wer er auch ſey, ſelbſt in der klein- ſten Geſelſchaft, jemals Dinge ſagen, wie dieſe Kritiker, ſelbſt guten Scribenten, und das in der groͤſten Geſelſchaft, in der man nur reden kann, ſo oft ſagen? Und ſo gar dieſes iſt ihnen noch zu wenig. Sie handeln auch hinter dem Ruͤcken, indem ſie ihre Namen verſchweigen. Nur die ſehr wenigen duͤrfen ihre Namen verſchweigen, (eine ganz andre Frage iſt es, ob ſie es thun ſolten, und ob ſie nicht manchmal misvergnuͤgt mit ſich geweſen ſind, es gethan zu haben) die ſehr wenigen, ſag ich, welche den Verſtand, die Kentnis, die Wiſſenſchaft, und den Willen haben, ge- recht zu ſeyn. Dieſe werd ich auf Erfordern anzeigen (*), damit ſich nicht Leute ausnehmen, die der Ausname unwuͤrdig ſind. Denn wie
viele
(*) Salogaſt und Wlemar hatten mir ihr Manuſcript, mit der Erlaubnis, daran zu aͤndern, anvertraut. Jch habe mich dieſer Erlaubnis nur in dem Einen Puncte bedient, daß ich die Beylagen wegge- laſſen habe, und dieß aus keiner andern Urſach, als aus Neigung zum Schonen. Solten aber die
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zu wenig. Sie verfahren auch auf eine Art,
welche die guten Sitten gerade zu beleidigt.
Wird der entſchloſſenſte, ja ſelbſt der hizigſte
Mann, wenn er nur noch einen Schatten deß,
was den Sitten gemaͤß iſt, uͤbrig hat, irgend
Jemanden, wer er auch ſey, ſelbſt in der klein-
ſten Geſelſchaft, jemals Dinge ſagen, wie
dieſe Kritiker, ſelbſt guten Scribenten, und
das in der groͤſten Geſelſchaft, in der man nur
reden kann, ſo oft ſagen? Und ſo gar dieſes
iſt ihnen noch zu wenig. Sie handeln auch
hinter dem Ruͤcken, indem ſie ihre Namen
verſchweigen. Nur die ſehr wenigen duͤrfen
ihre Namen verſchweigen, (eine ganz andre
Frage iſt es, ob ſie es thun ſolten, und ob ſie
nicht manchmal misvergnuͤgt mit ſich geweſen
ſind, es gethan zu haben) die ſehr wenigen,
ſag ich, welche den Verſtand, die Kentnis,
die Wiſſenſchaft, und den Willen haben, ge-
recht zu ſeyn. Dieſe werd ich auf Erfordern
anzeigen (*), damit ſich nicht Leute ausnehmen,
die der Ausname unwuͤrdig ſind. Denn wie
viele
(*) Salogaſt und Wlemar hatten mir ihr Manuſcript,
mit der Erlaubnis, daran zu aͤndern, anvertraut.
Jch habe mich dieſer Erlaubnis nur in dem Einen
Puncte bedient, daß ich die Beylagen wegge-
laſſen habe, und dieß aus keiner andern Urſach,
als aus Neigung zum Schonen. Solten aber die
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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