Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

bringen können; und bloß das zu thun, dazu haben
Sie zu viel Verstand. Nur noch ein einziges Wort
zum Abschiede: Dieser bewunderte Cäsar, dessen
Schlachten, und Unterjochung Roms, dessen noch
auszuführende Entwürfe Sie auch nicht kennen,
(Jhre nahe Entfernung verbietet mir, mich auch über
diesen Punkt gegen Sie deutlich zu machen) dieser
grosse Krieger, der gröste vielleicht, der jemals ge-
lebt hat, sagt von Ciceronen, dessen Freund er in
Grunde nicht war: Sein Lorber wäre schöner, als
die Lorbern aller Triumphe. Denn es wäre grösser,
die Gränzen des römischen Geistes eben so sehr er-
weitert zu haben, als die Triumphirenden die Grän-
zen des Reichs erweitert hätten.

Die Unterredung endigte sich hiermit. Denn die
Altfranken begaben sich weg.



Fünfter Morgen.

Die Zunft der Kundigen dringt auf die Anklage der
straffälligen Ankündiger und Ausrufer. Diese
geht vor sich. Die Zünfte erklären, daß die
Landgemeine die Urtheile nicht sprechen müsse.
Die Aldermänner wollen sich auch nicht darauf
einlassen. Es wird gelost, welche Zunft es thun
solle. Nach gesprochnen und vollzognen Ur-
theilen, wird der Denkstein auf dem Plaze der
eingegangnen Scholiastenzunft errichtet.

Die Zunft der Kundigen war heut früher,
als die andern Zünfte zusammen gekom-
men, sich zu berathschlagen, ob sie ihren An-

wald,

bringen koͤnnen; und bloß das zu thun, dazu haben
Sie zu viel Verſtand. Nur noch ein einziges Wort
zum Abſchiede: Dieſer bewunderte Caͤſar, deſſen
Schlachten, und Unterjochung Roms, deſſen noch
auszufuͤhrende Entwuͤrfe Sie auch nicht kennen,
(Jhre nahe Entfernung verbietet mir, mich auch uͤber
dieſen Punkt gegen Sie deutlich zu machen) dieſer
groſſe Krieger, der groͤſte vielleicht, der jemals ge-
lebt hat, ſagt von Ciceronen, deſſen Freund er in
Grunde nicht war: Sein Lorber waͤre ſchoͤner, als
die Lorbern aller Triumphe. Denn es waͤre groͤſſer,
die Graͤnzen des roͤmiſchen Geiſtes eben ſo ſehr er-
weitert zu haben, als die Triumphirenden die Graͤn-
zen des Reichs erweitert haͤtten.

Die Unterredung endigte ſich hiermit. Denn die
Altfranken begaben ſich weg.



Fuͤnfter Morgen.

Die Zunft der Kundigen dringt auf die Anklage der
ſtraffaͤlligen Ankuͤndiger und Ausrufer. Dieſe
geht vor ſich. Die Zuͤnfte erklaͤren, daß die
Landgemeine die Urtheile nicht ſprechen muͤſſe.
Die Aldermaͤnner wollen ſich auch nicht darauf
einlaſſen. Es wird geloſt, welche Zunft es thun
ſolle. Nach geſprochnen und vollzognen Ur-
theilen, wird der Denkſtein auf dem Plaze der
eingegangnen Scholiaſtenzunft errichtet.

Die Zunft der Kundigen war heut fruͤher,
als die andern Zuͤnfte zuſammen gekom-
men, ſich zu berathſchlagen, ob ſie ihren An-

wald,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0347" n="271"/>
bringen ko&#x0364;nnen; und bloß das zu thun, dazu haben<lb/>
Sie zu viel Ver&#x017F;tand. Nur noch ein einziges Wort<lb/>
zum Ab&#x017F;chiede: Die&#x017F;er bewunderte Ca&#x0364;&#x017F;ar, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Schlachten, und Unterjochung Roms, de&#x017F;&#x017F;en noch<lb/>
auszufu&#x0364;hrende Entwu&#x0364;rfe Sie auch nicht kennen,<lb/>
(Jhre nahe Entfernung verbietet mir, mich auch u&#x0364;ber<lb/>
die&#x017F;en Punkt gegen Sie deutlich zu machen) die&#x017F;er<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Krieger, der gro&#x0364;&#x017F;te vielleicht, der jemals ge-<lb/>
lebt hat, &#x017F;agt von Ciceronen, de&#x017F;&#x017F;en Freund er in<lb/>
Grunde nicht war: Sein Lorber wa&#x0364;re &#x017F;cho&#x0364;ner, als<lb/>
die Lorbern aller Triumphe. Denn es wa&#x0364;re gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,<lb/>
die Gra&#x0364;nzen des ro&#x0364;mi&#x017F;chen Gei&#x017F;tes eben &#x017F;o &#x017F;ehr er-<lb/>
weitert zu haben, als die Triumphirenden die Gra&#x0364;n-<lb/>
zen des Reichs erweitert ha&#x0364;tten.</p><lb/>
            <p>Die Unterredung endigte &#x017F;ich hiermit. Denn die<lb/>
Altfranken begaben &#x017F;ich weg.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Morgen.</hi> </head><lb/>
          <argument>
            <p>Die Zunft der Kundigen dringt auf die Anklage der<lb/>
&#x017F;traffa&#x0364;lligen Anku&#x0364;ndiger und Ausrufer. Die&#x017F;e<lb/>
geht vor &#x017F;ich. Die Zu&#x0364;nfte erkla&#x0364;ren, daß die<lb/>
Landgemeine die Urtheile nicht &#x017F;prechen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Die Alderma&#x0364;nner wollen &#x017F;ich auch nicht darauf<lb/>
einla&#x017F;&#x017F;en. Es wird gelo&#x017F;t, welche Zunft es thun<lb/>
&#x017F;olle. Nach ge&#x017F;prochnen und vollzognen Ur-<lb/>
theilen, wird der Denk&#x017F;tein auf dem Plaze der<lb/>
eingegangnen Scholia&#x017F;tenzunft errichtet.</p>
          </argument><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Zunft der Kundigen war heut fru&#x0364;her,<lb/>
als die andern Zu&#x0364;nfte zu&#x017F;ammen gekom-<lb/>
men, &#x017F;ich zu berath&#x017F;chlagen, ob &#x017F;ie ihren An-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wald,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[271/0347] bringen koͤnnen; und bloß das zu thun, dazu haben Sie zu viel Verſtand. Nur noch ein einziges Wort zum Abſchiede: Dieſer bewunderte Caͤſar, deſſen Schlachten, und Unterjochung Roms, deſſen noch auszufuͤhrende Entwuͤrfe Sie auch nicht kennen, (Jhre nahe Entfernung verbietet mir, mich auch uͤber dieſen Punkt gegen Sie deutlich zu machen) dieſer groſſe Krieger, der groͤſte vielleicht, der jemals ge- lebt hat, ſagt von Ciceronen, deſſen Freund er in Grunde nicht war: Sein Lorber waͤre ſchoͤner, als die Lorbern aller Triumphe. Denn es waͤre groͤſſer, die Graͤnzen des roͤmiſchen Geiſtes eben ſo ſehr er- weitert zu haben, als die Triumphirenden die Graͤn- zen des Reichs erweitert haͤtten. Die Unterredung endigte ſich hiermit. Denn die Altfranken begaben ſich weg. Fuͤnfter Morgen. Die Zunft der Kundigen dringt auf die Anklage der ſtraffaͤlligen Ankuͤndiger und Ausrufer. Dieſe geht vor ſich. Die Zuͤnfte erklaͤren, daß die Landgemeine die Urtheile nicht ſprechen muͤſſe. Die Aldermaͤnner wollen ſich auch nicht darauf einlaſſen. Es wird geloſt, welche Zunft es thun ſolle. Nach geſprochnen und vollzognen Ur- theilen, wird der Denkſtein auf dem Plaze der eingegangnen Scholiaſtenzunft errichtet. Die Zunft der Kundigen war heut fruͤher, als die andern Zuͤnfte zuſammen gekom- men, ſich zu berathſchlagen, ob ſie ihren An- wald,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/347
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/347>, abgerufen am 22.12.2024.