Grosse, und Alfred der Grosse haben sich, durch ähnliche Untersuchungen, beynah eben so lächerlich gemacht, wie Cäsar; ich sage: beynah, weil er darinn viel weiter gegangen ist, als sie. Jch sehe wol, ich komme Jhnen immer scherzhafter vor. Und das ist denn auch recht so, wie es seyn muß. Denn Sie scheinen gar nichts davon zu wissen, daß einer Na- tion viel mehr an ihrer Sprache gelegen seyn kann, als an hundert Sachen, die Sie nicht wenig bewun- dern. Doch nun zu dem, was ich Jhnen deutlich zu machen versprochen habe. Cäsar halt sich unter andern bey folgenden Untersuchungen auf: Man dürfe von arena nicht arenä in der Mehrheit sa- gen, so wie man im Gegentheile quadrigä, und nicht quadriga sagen müsse. Turbo müsse, auch wenn das Wort vom Ungewitter verstanden würde, turbonis, und nicht turbinis umgeendet werden. Jdem heisse in der Mehrheit iidem. Man müsse partum nicht partium von pars sagen. Wenn drey i auf einander folgten, so würde das lezte zum Mit- laute. Ens wäre von esse abzuleiten. Man sagte besser maximus als maxumus. Einige von diesen, und ähnlichen grammatischen Anmerkungen wurden zur Regel; einige nicht. Denn selbst Cäsar, der grosse Sieger, und der grosse Sprachkenner zugleich konte da, wo es über die Gränzen des Zwanges hinausgeht, nichts mehr, als ein anderer thun, der gleiche Sprachkentnis gehabt hätte. Schon ein Alter hat angemerkt, daß Cäsars Schlachten, der Bücher von der Sprachähnlichkeit ungeachtet, Cäsars Schlachten geblieben wären. Allein ich sehe, daß Sie sich entfernen wollen; und dieß ist auch die beste Parthey, die Sie zu nehmen haben. Denn Sie würden doch nichts, als Ausfluchte wider mich vor-
brin-
Groſſe, und Alfred der Groſſe haben ſich, durch aͤhnliche Unterſuchungen, beynah eben ſo laͤcherlich gemacht, wie Caͤſar; ich ſage: beynah, weil er darinn viel weiter gegangen iſt, als ſie. Jch ſehe wol, ich komme Jhnen immer ſcherzhafter vor. Und das iſt denn auch recht ſo, wie es ſeyn muß. Denn Sie ſcheinen gar nichts davon zu wiſſen, daß einer Na- tion viel mehr an ihrer Sprache gelegen ſeyn kann, als an hundert Sachen, die Sie nicht wenig bewun- dern. Doch nun zu dem, was ich Jhnen deutlich zu machen verſprochen habe. Caͤſar halt ſich unter andern bey folgenden Unterſuchungen auf: Man duͤrfe von arena nicht arenaͤ in der Mehrheit ſa- gen, ſo wie man im Gegentheile quadrigaͤ, und nicht quadriga ſagen muͤſſe. Turbo muͤſſe, auch wenn das Wort vom Ungewitter verſtanden wuͤrde, turbonis, und nicht turbinis umgeendet werden. Jdem heiſſe in der Mehrheit iidem. Man muͤſſe partum nicht partium von pars ſagen. Wenn drey i auf einander folgten, ſo wuͤrde das lezte zum Mit- laute. Ens waͤre von eſſe abzuleiten. Man ſagte beſſer maximus als maxumus. Einige von dieſen, und aͤhnlichen grammatiſchen Anmerkungen wurden zur Regel; einige nicht. Denn ſelbſt Caͤſar, der groſſe Sieger, und der groſſe Sprachkenner zugleich konte da, wo es uͤber die Graͤnzen des Zwanges hinausgeht, nichts mehr, als ein anderer thun, der gleiche Sprachkentnis gehabt haͤtte. Schon ein Alter hat angemerkt, daß Caͤſars Schlachten, der Buͤcher von der Sprachaͤhnlichkeit ungeachtet, Caͤſars Schlachten geblieben waͤren. Allein ich ſehe, daß Sie ſich entfernen wollen; und dieß iſt auch die beſte Parthey, die Sie zu nehmen haben. Denn Sie wuͤrden doch nichts, als Ausfluchte wider mich vor-
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Groſſe, und Alfred der Groſſe haben ſich, durch
aͤhnliche Unterſuchungen, beynah eben ſo laͤcherlich
gemacht, wie Caͤſar; ich ſage: beynah, weil er darinn
viel weiter gegangen iſt, als ſie. Jch ſehe wol, ich
komme Jhnen immer ſcherzhafter vor. Und das
iſt denn auch recht ſo, wie es ſeyn muß. Denn Sie
ſcheinen gar nichts davon zu wiſſen, daß einer Na-
tion viel mehr an ihrer Sprache gelegen ſeyn kann,
als an hundert Sachen, die Sie nicht wenig bewun-
dern. Doch nun zu dem, was ich Jhnen deutlich
zu machen verſprochen habe. Caͤſar halt ſich unter
andern bey folgenden Unterſuchungen auf: Man
duͤrfe von arena nicht arenaͤ in der Mehrheit ſa-
gen, ſo wie man im Gegentheile quadrigaͤ, und
nicht quadriga ſagen muͤſſe. Turbo muͤſſe, auch
wenn das Wort vom Ungewitter verſtanden wuͤrde,
turbonis, und nicht turbinis umgeendet werden.
Jdem heiſſe in der Mehrheit iidem. Man muͤſſe
partum nicht partium von pars ſagen. Wenn drey
i auf einander folgten, ſo wuͤrde das lezte zum Mit-
laute. Ens waͤre von eſſe abzuleiten. Man ſagte
beſſer maximus als maxumus. Einige von dieſen,
und aͤhnlichen grammatiſchen Anmerkungen wurden
zur Regel; einige nicht. Denn ſelbſt Caͤſar, der
groſſe Sieger, und der groſſe Sprachkenner zugleich
konte da, wo es uͤber die Graͤnzen des Zwanges
hinausgeht, nichts mehr, als ein anderer thun, der
gleiche Sprachkentnis gehabt haͤtte. Schon ein Alter
hat angemerkt, daß Caͤſars Schlachten, der Buͤcher
von der Sprachaͤhnlichkeit ungeachtet, Caͤſars
Schlachten geblieben waͤren. Allein ich ſehe, daß
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/346>, abgerufen am 25.11.2024.
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