kommen. Er hatte folgendes vorzutragen: Jch habe, sagte er, von meiner Zunft Befehl, auf nähere Bestimmung der eigentlichen Be- schaffenheit solcher Bücher zu dringen, die, wie es meiner Zunft vorkomt, in den vorge- schlagnen Geseze nur so obenhin angedeutet sind. Denn sehr ungerechter Weise würde man bey dieser Dunkelheit des neuen Gesezes in die Strafe der Lache, oder wol gar der Lan- desverweisung verfallen. Die Zunft schlägt auch, obwol ohne Maasgebung, vor, daß die Dichter angehalten werden, einige schon vor- handne Bücher von der Art, wie sie in Sinne haben, anzuzeigen. Jst es denn, sagte der wortführende Aldermann, so schwer zu wissen, mas mittelmässig sey? Wenn ich schlimm seyn wolte, könte ich die Zunft in Verdacht haben, daß es vielleicht Leute unter ihr gäbe, die den Schleichhandel mit den Bilderchen auch trie- ben. Solt es seyn, Anwald, so laß sie in Zeiten aus der Zunft stossen. Jn diesem Falle soll das Gesez, das wider sie ist, noch schweigen. Du weist, daß wir einen gemesnen, und ge- wiß nicht glimpflichen Auftrag die Bilder be- treffend von den Zünften haben. Und wenn es auch einigen gelänge (denn wir hören, daß so was vorseyn soll) uns den Auftrag wieder nehmen zu lassen; so würd es ihnen, und ihres
gleichen
kommen. Er hatte folgendes vorzutragen: Jch habe, ſagte er, von meiner Zunft Befehl, auf naͤhere Beſtimmung der eigentlichen Be- ſchaffenheit ſolcher Buͤcher zu dringen, die, wie es meiner Zunft vorkomt, in den vorge- ſchlagnen Geſeze nur ſo obenhin angedeutet ſind. Denn ſehr ungerechter Weiſe wuͤrde man bey dieſer Dunkelheit des neuen Geſezes in die Strafe der Lache, oder wol gar der Lan- desverweiſung verfallen. Die Zunft ſchlaͤgt auch, obwol ohne Maasgebung, vor, daß die Dichter angehalten werden, einige ſchon vor- handne Buͤcher von der Art, wie ſie in Sinne haben, anzuzeigen. Jſt es denn, ſagte der wortfuͤhrende Aldermann, ſo ſchwer zu wiſſen, mas mittelmaͤſſig ſey? Wenn ich ſchlimm ſeyn wolte, koͤnte ich die Zunft in Verdacht haben, daß es vielleicht Leute unter ihr gaͤbe, die den Schleichhandel mit den Bilderchen auch trie- ben. Solt es ſeyn, Anwald, ſo laß ſie in Zeiten aus der Zunft ſtoſſen. Jn dieſem Falle ſoll das Geſez, das wider ſie iſt, noch ſchweigen. Du weiſt, daß wir einen gemesnen, und ge- wiß nicht glimpflichen Auftrag die Bilder be- treffend von den Zuͤnften haben. Und wenn es auch einigen gelaͤnge (denn wir hoͤren, daß ſo was vorſeyn ſoll) uns den Auftrag wieder nehmen zu laſſen; ſo wuͤrd es ihnen, und ihres
gleichen
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kommen. Er hatte folgendes vorzutragen:
Jch habe, ſagte er, von meiner Zunft Befehl,
auf naͤhere Beſtimmung der eigentlichen Be-
ſchaffenheit ſolcher Buͤcher zu dringen, die,
wie es meiner Zunft vorkomt, in den vorge-
ſchlagnen Geſeze nur ſo obenhin angedeutet
ſind. Denn ſehr ungerechter Weiſe wuͤrde
man bey dieſer Dunkelheit des neuen Geſezes
in die Strafe der Lache, oder wol gar der Lan-
desverweiſung verfallen. Die Zunft ſchlaͤgt
auch, obwol ohne Maasgebung, vor, daß die
Dichter angehalten werden, einige ſchon vor-
handne Buͤcher von der Art, wie ſie in Sinne
haben, anzuzeigen. Jſt es denn, ſagte der
wortfuͤhrende Aldermann, ſo ſchwer zu wiſſen,
mas mittelmaͤſſig ſey? Wenn ich ſchlimm ſeyn
wolte, koͤnte ich die Zunft in Verdacht haben,
daß es vielleicht Leute unter ihr gaͤbe, die den
Schleichhandel mit den Bilderchen auch trie-
ben. Solt es ſeyn, Anwald, ſo laß ſie in
Zeiten aus der Zunft ſtoſſen. Jn dieſem Falle
ſoll das Geſez, das wider ſie iſt, noch ſchweigen.
Du weiſt, daß wir einen gemesnen, und ge-
wiß nicht glimpflichen Auftrag die Bilder be-
treffend von den Zuͤnften haben. Und wenn
es auch einigen gelaͤnge (denn wir hoͤren, daß
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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