ist gewiß, daß sich einige Ausrufer wegschli- chen, als ich mich unter dasselbe mischte. Jch muß es dem Rathfrager nachrühmen, daß er sehr gut gesint ist. Er nahm meinen Vor- schlag, die Aldermänner zu fragen, gleich an; und seine Zurükkunft brachte eine so merkliche Veränderung hervor, daß ich beym Weggehn fast mit Gewisheit auf die drey Stimmen hof- fen konte.
Jch kam hierauf mit einigen Ausländern in Geselschaft, deren Aufmerksamkeit auf alles, was vorging, ich schon mehr als einmal be- merkt hatte. Jch freue mich, sagte mir einer von ihnen, auf den Landtag der deutschen Ge- lehrten gekommen zu seyn. Jhr habt einige Geseze, die wir nicht haben, und haben solten. Und mit welcher Einsicht und Entschlossenheit bringt ihr sie zur Wirksamkeit. Diese Auf- hebung der Scholiastenzunft ist ein kühner Schritt. Die Gelehrtenrepubliken Europa's machen, wie ihr wisset, Eine grosse lateini- sche Republik aus. Jhr sondert euch, und tretet aus diesem vieljährigen Bunde, und wagt es mit eurer Sprache, wie weit sie sich, und mit ihr die darinn vorgetragnen Wissen- schaften ausbreiten, oder nicht ausbreiten wer- den. Wir wissen, antwortete ich, daß wir uns sondern, und was wir wagen. Unsre
Sprache
Q
iſt gewiß, daß ſich einige Ausrufer wegſchli- chen, als ich mich unter daſſelbe miſchte. Jch muß es dem Rathfrager nachruͤhmen, daß er ſehr gut geſint iſt. Er nahm meinen Vor- ſchlag, die Aldermaͤnner zu fragen, gleich an; und ſeine Zuruͤkkunft brachte eine ſo merkliche Veraͤnderung hervor, daß ich beym Weggehn faſt mit Gewisheit auf die drey Stimmen hof- fen konte.
Jch kam hierauf mit einigen Auslaͤndern in Geſelſchaft, deren Aufmerkſamkeit auf alles, was vorging, ich ſchon mehr als einmal be- merkt hatte. Jch freue mich, ſagte mir einer von ihnen, auf den Landtag der deutſchen Ge- lehrten gekommen zu ſeyn. Jhr habt einige Geſeze, die wir nicht haben, und haben ſolten. Und mit welcher Einſicht und Entſchloſſenheit bringt ihr ſie zur Wirkſamkeit. Dieſe Auf- hebung der Scholiaſtenzunft iſt ein kuͤhner Schritt. Die Gelehrtenrepubliken Europa’s machen, wie ihr wiſſet, Eine groſſe lateini- ſche Republik aus. Jhr ſondert euch, und tretet aus dieſem vieljaͤhrigen Bunde, und wagt es mit eurer Sprache, wie weit ſie ſich, und mit ihr die darinn vorgetragnen Wiſſen- ſchaften ausbreiten, oder nicht ausbreiten wer- den. Wir wiſſen, antwortete ich, daß wir uns ſondern, und was wir wagen. Unſre
Sprache
Q
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iſt gewiß, daß ſich einige Ausrufer wegſchli-
chen, als ich mich unter daſſelbe miſchte. Jch
muß es dem Rathfrager nachruͤhmen, daß er
ſehr gut geſint iſt. Er nahm meinen Vor-
ſchlag, die Aldermaͤnner zu fragen, gleich an;
und ſeine Zuruͤkkunft brachte eine ſo merkliche
Veraͤnderung hervor, daß ich beym Weggehn
faſt mit Gewisheit auf die drey Stimmen hof-
fen konte.
Jch kam hierauf mit einigen Auslaͤndern in
Geſelſchaft, deren Aufmerkſamkeit auf alles,
was vorging, ich ſchon mehr als einmal be-
merkt hatte. Jch freue mich, ſagte mir einer
von ihnen, auf den Landtag der deutſchen Ge-
lehrten gekommen zu ſeyn. Jhr habt einige
Geſeze, die wir nicht haben, und haben ſolten.
Und mit welcher Einſicht und Entſchloſſenheit
bringt ihr ſie zur Wirkſamkeit. Dieſe Auf-
hebung der Scholiaſtenzunft iſt ein kuͤhner
Schritt. Die Gelehrtenrepubliken Europa’s
machen, wie ihr wiſſet, Eine groſſe lateini-
ſche Republik aus. Jhr ſondert euch, und
tretet aus dieſem vieljaͤhrigen Bunde, und
wagt es mit eurer Sprache, wie weit ſie ſich,
und mit ihr die darinn vorgetragnen Wiſſen-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/317>, abgerufen am 22.11.2024.
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