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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Ungerechtigkeit, von den Deutschen zu glau-
ben, sie würden jemals so sehr, als es hierinn
die Engländer wären, von allem Geschmacke
verlassen seyn, daß sie den Dichtern einen sol-
chen Verderb ihres Ausdruckes gestatten solten.
Um die Unpartheylichkeit der Dichter (der Ab-
geordnete wandte sich an seine Begleiter, un-
ter denen Altfranken waren) richtig zu beur-
theilen, muß man sich, (denn bis dahin würd
es zulezt kommen) auf der einen Seite, die
Sprache der Prosaisten beynah auf englische
Art, und selbst mit dem Englischen, denn
warum denn nicht auch dieß? vermischt, und
also als eine halbausländische, oder mit dem
nicht so gelinden Worte der Alten, als eine
halbbarbarische vorstellen; und auf der andern
Seite, daß die Dichter die deutsche Sprache
behalten haben: ein Unterschied zwischen Prosa
und Poesie, der selbst bey den Griechen, bey
denen er doch am weitesten geht, so weit nicht
gegangen ist. Wer unter euch die Alten kent,
der vergleiche hier, nicht etwa Herodotus und
Sophokles, denn bey ihnen ist die Verschieden-
heit weniger merklich; sondern Xenophon und
Homer: und thue dann den Ausspruch.

Die Zünfte wurden durch das jezige Ver-
fahren der Scholiasten von neuem gegen sie
aufgebracht. Denn sie fanden in demselben

eine
O 5

Ungerechtigkeit, von den Deutſchen zu glau-
ben, ſie wuͤrden jemals ſo ſehr, als es hierinn
die Englaͤnder waͤren, von allem Geſchmacke
verlaſſen ſeyn, daß ſie den Dichtern einen ſol-
chen Verderb ihres Ausdruckes geſtatten ſolten.
Um die Unpartheylichkeit der Dichter (der Ab-
geordnete wandte ſich an ſeine Begleiter, un-
ter denen Altfranken waren) richtig zu beur-
theilen, muß man ſich, (denn bis dahin wuͤrd
es zulezt kommen) auf der einen Seite, die
Sprache der Proſaiſten beynah auf engliſche
Art, und ſelbſt mit dem Engliſchen, denn
warum denn nicht auch dieß? vermiſcht, und
alſo als eine halbauslaͤndiſche, oder mit dem
nicht ſo gelinden Worte der Alten, als eine
halbbarbariſche vorſtellen; und auf der andern
Seite, daß die Dichter die deutſche Sprache
behalten haben: ein Unterſchied zwiſchen Proſa
und Poeſie, der ſelbſt bey den Griechen, bey
denen er doch am weiteſten geht, ſo weit nicht
gegangen iſt. Wer unter euch die Alten kent,
der vergleiche hier, nicht etwa Herodotus und
Sophokles, denn bey ihnen iſt die Verſchieden-
heit weniger merklich; ſondern Xenophon und
Homer: und thue dann den Ausſpruch.

Die Zuͤnfte wurden durch das jezige Ver-
fahren der Scholiaſten von neuem gegen ſie
aufgebracht. Denn ſie fanden in demſelben

eine
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[217/0293] Ungerechtigkeit, von den Deutſchen zu glau- ben, ſie wuͤrden jemals ſo ſehr, als es hierinn die Englaͤnder waͤren, von allem Geſchmacke verlaſſen ſeyn, daß ſie den Dichtern einen ſol- chen Verderb ihres Ausdruckes geſtatten ſolten. Um die Unpartheylichkeit der Dichter (der Ab- geordnete wandte ſich an ſeine Begleiter, un- ter denen Altfranken waren) richtig zu beur- theilen, muß man ſich, (denn bis dahin wuͤrd es zulezt kommen) auf der einen Seite, die Sprache der Proſaiſten beynah auf engliſche Art, und ſelbſt mit dem Engliſchen, denn warum denn nicht auch dieß? vermiſcht, und alſo als eine halbauslaͤndiſche, oder mit dem nicht ſo gelinden Worte der Alten, als eine halbbarbariſche vorſtellen; und auf der andern Seite, daß die Dichter die deutſche Sprache behalten haben: ein Unterſchied zwiſchen Proſa und Poeſie, der ſelbſt bey den Griechen, bey denen er doch am weiteſten geht, ſo weit nicht gegangen iſt. Wer unter euch die Alten kent, der vergleiche hier, nicht etwa Herodotus und Sophokles, denn bey ihnen iſt die Verſchieden- heit weniger merklich; ſondern Xenophon und Homer: und thue dann den Ausſpruch. Die Zuͤnfte wurden durch das jezige Ver- fahren der Scholiaſten von neuem gegen ſie aufgebracht. Denn ſie fanden in demſelben eine O 5

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/293>, abgerufen am 22.11.2024.