glieder dieser Zünfte, bey Bereicherung der Sprache, eben nicht ekler Wahl seyn, und auch wol die Bedürfnis nicht genau mochten unter- sucht haben; aber die Mehrheit war doch wi- der ihn. Die Aldermänner, und die übrigen Zünfte waren's beynah mit allen einzelnen Stimmen. Für ihn waren nur die Zunft der Scholiasten, und das Volk; aber dieß, zu Vie- ler Verwundrung, doch nur mit zwey Stimmen.
Die Aldermänner schikten zu den Dichtern, und liessen ihnen, wegen ihrer Unpartheylich- keit, in Absicht auf ... n, und auf sich selbst, danken; auf jenen, weil sie ihn überhaupt und als ihren Mitzünfter hochachteten, und auf sich selbst, weil ihnen die Sprachmischung so vortheilhaft wäre. Denn, gemischt, wäre die Prosa am meisten von der Poesie unter- schieden; und bekantlich müsten die Dichter nach nichts so sehr trachten, als sich von den Prosaisten zu unterscheiden. Der würde sehr Unrecht haben, fuhr der Abgeordnete der Al- dermänner fort, welcher das Verdienst der Unpartheylichkeit, für die jezo den Dichtern ge- dankt würde, durch die Vermutung schmälern wolte, daß sie gefürchtet hätten, das Gemisch könte wol einmal bis zur poetischen Sprache durchdringen. Denn es wäre eine offenbare
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glieder dieſer Zuͤnfte, bey Bereicherung der Sprache, eben nicht ekler Wahl ſeyn, und auch wol die Beduͤrfnis nicht genau mochten unter- ſucht haben; aber die Mehrheit war doch wi- der ihn. Die Aldermaͤnner, und die uͤbrigen Zuͤnfte waren’s beynah mit allen einzelnen Stimmen. Fuͤr ihn waren nur die Zunft der Scholiaſten, und das Volk; aber dieß, zu Vie- ler Verwundrung, doch nur mit zwey Stimmen.
Die Aldermaͤnner ſchikten zu den Dichtern, und lieſſen ihnen, wegen ihrer Unpartheylich- keit, in Abſicht auf … n, und auf ſich ſelbſt, danken; auf jenen, weil ſie ihn uͤberhaupt und als ihren Mitzuͤnfter hochachteten, und auf ſich ſelbſt, weil ihnen die Sprachmiſchung ſo vortheilhaft waͤre. Denn, gemiſcht, waͤre die Proſa am meiſten von der Poeſie unter- ſchieden; und bekantlich muͤſten die Dichter nach nichts ſo ſehr trachten, als ſich von den Proſaiſten zu unterſcheiden. Der wuͤrde ſehr Unrecht haben, fuhr der Abgeordnete der Al- dermaͤnner fort, welcher das Verdienſt der Unpartheylichkeit, fuͤr die jezo den Dichtern ge- dankt wuͤrde, durch die Vermutung ſchmaͤlern wolte, daß ſie gefuͤrchtet haͤtten, das Gemiſch koͤnte wol einmal bis zur poetiſchen Sprache durchdringen. Denn es waͤre eine offenbare
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glieder dieſer Zuͤnfte, bey Bereicherung der
Sprache, eben nicht ekler Wahl ſeyn, und auch
wol die Beduͤrfnis nicht genau mochten unter-
ſucht haben; aber die Mehrheit war doch wi-
der ihn. Die Aldermaͤnner, und die uͤbrigen
Zuͤnfte waren’s beynah mit allen einzelnen
Stimmen. Fuͤr ihn waren nur die Zunft der
Scholiaſten, und das Volk; aber dieß, zu Vie-
ler Verwundrung, doch nur mit zwey
Stimmen.
Die Aldermaͤnner ſchikten zu den Dichtern,
und lieſſen ihnen, wegen ihrer Unpartheylich-
keit, in Abſicht auf … n, und auf ſich ſelbſt,
danken; auf jenen, weil ſie ihn uͤberhaupt und
als ihren Mitzuͤnfter hochachteten, und auf
ſich ſelbſt, weil ihnen die Sprachmiſchung ſo
vortheilhaft waͤre. Denn, gemiſcht, waͤre
die Proſa am meiſten von der Poeſie unter-
ſchieden; und bekantlich muͤſten die Dichter
nach nichts ſo ſehr trachten, als ſich von den
Proſaiſten zu unterſcheiden. Der wuͤrde ſehr
Unrecht haben, fuhr der Abgeordnete der Al-
dermaͤnner fort, welcher das Verdienſt der
Unpartheylichkeit, fuͤr die jezo den Dichtern ge-
dankt wuͤrde, durch die Vermutung ſchmaͤlern
wolte, daß ſie gefuͤrchtet haͤtten, das Gemiſch
koͤnte wol einmal bis zur poetiſchen Sprache
durchdringen. Denn es waͤre eine offenbare
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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