entziehn, da sie es am wenigsten thun solten, mit uns, indem wir dieß erhabne Amt eben verwalten, zugleich sizen?
Die Aldermänner hatten noch nie so deut- lich als jezo gesehn, wie aufgebracht die Zünfte gegen sie wären. So sehr sie dieses, weil sie es nicht zu verdienen glaubten, auch schmerzte; so waren sie doch grosmütig genung, sich lie- ber neuen Vorwürfen auszusezen, als etwas von dem unversucht zu lassen, was vielleicht noch eine Sache hintertreiben könte, die, aus- geführt, der Republik, wie sie meinten, nach- theilig seyn würde.
Wie empfindlich ihnen also die Frage des Anwalds auch gewesen war, so entschlossen sie sich doch, sie mit ihm zu thun. Sie glaub- ten, daß man sich mit Untersuchung derselben, wegen ihrer Neuheit, lange aufhalten würde; und so könten denn heute über die Anklage die Stimmen nicht gesammelt werden. Am Abend wolten sie sich unter die Zünfter mi- schen, wenn diese am vergnügtesten seyn wür- den, und alles anwenden, es dahin zu brin- gen, daß den künftigen Morgen die Abwei- sung der Anklage durchginge.
Es trat daher einer von ihnen hervor, und sagte in seiner Anrede an die Zünfte von un- gefähr eben das, wodurch sie den Anwald von
seiner
entziehn, da ſie es am wenigſten thun ſolten, mit uns, indem wir dieß erhabne Amt eben verwalten, zugleich ſizen?
Die Aldermaͤnner hatten noch nie ſo deut- lich als jezo geſehn, wie aufgebracht die Zuͤnfte gegen ſie waͤren. So ſehr ſie dieſes, weil ſie es nicht zu verdienen glaubten, auch ſchmerzte; ſo waren ſie doch grosmuͤtig genung, ſich lie- ber neuen Vorwuͤrfen auszuſezen, als etwas von dem unverſucht zu laſſen, was vielleicht noch eine Sache hintertreiben koͤnte, die, aus- gefuͤhrt, der Republik, wie ſie meinten, nach- theilig ſeyn wuͤrde.
Wie empfindlich ihnen alſo die Frage des Anwalds auch geweſen war, ſo entſchloſſen ſie ſich doch, ſie mit ihm zu thun. Sie glaub- ten, daß man ſich mit Unterſuchung derſelben, wegen ihrer Neuheit, lange aufhalten wuͤrde; und ſo koͤnten denn heute uͤber die Anklage die Stimmen nicht geſammelt werden. Am Abend wolten ſie ſich unter die Zuͤnfter mi- ſchen, wenn dieſe am vergnuͤgteſten ſeyn wuͤr- den, und alles anwenden, es dahin zu brin- gen, daß den kuͤnftigen Morgen die Abwei- ſung der Anklage durchginge.
Es trat daher einer von ihnen hervor, und ſagte in ſeiner Anrede an die Zuͤnfte von un- gefaͤhr eben das, wodurch ſie den Anwald von
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entziehn, da ſie es am wenigſten thun ſolten,
mit uns, indem wir dieß erhabne Amt eben
verwalten, zugleich ſizen?
Die Aldermaͤnner hatten noch nie ſo deut-
lich als jezo geſehn, wie aufgebracht die Zuͤnfte
gegen ſie waͤren. So ſehr ſie dieſes, weil ſie
es nicht zu verdienen glaubten, auch ſchmerzte;
ſo waren ſie doch grosmuͤtig genung, ſich lie-
ber neuen Vorwuͤrfen auszuſezen, als etwas
von dem unverſucht zu laſſen, was vielleicht
noch eine Sache hintertreiben koͤnte, die, aus-
gefuͤhrt, der Republik, wie ſie meinten, nach-
theilig ſeyn wuͤrde.
Wie empfindlich ihnen alſo die Frage des
Anwalds auch geweſen war, ſo entſchloſſen ſie
ſich doch, ſie mit ihm zu thun. Sie glaub-
ten, daß man ſich mit Unterſuchung derſelben,
wegen ihrer Neuheit, lange aufhalten wuͤrde;
und ſo koͤnten denn heute uͤber die Anklage die
Stimmen nicht geſammelt werden. Am
Abend wolten ſie ſich unter die Zuͤnfter mi-
ſchen, wenn dieſe am vergnuͤgteſten ſeyn wuͤr-
den, und alles anwenden, es dahin zu brin-
gen, daß den kuͤnftigen Morgen die Abwei-
ſung der Anklage durchginge.
Es trat daher einer von ihnen hervor, und
ſagte in ſeiner Anrede an die Zuͤnfte von un-
gefaͤhr eben das, wodurch ſie den Anwald von
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/272>, abgerufen am 25.11.2024.
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