daß es uns oblag für das wahre Wohl des Lesers, selbst mit der Gefahr solcher lieblosen Verunglimpfungen, zu sorgen.
Wir würden Unrecht haben, wenn wir uns der bisher gesuchten, und hoffentlich erhaltnen Erlaubnis nicht auf der Stelle bedienen wol- ren. Also Vorgesehn!
Was der Weg des Nachahmens überhaupt für ein Jrweg sey, erhellet klärlich auch dar- aus, daß er für so Manchen nicht ein Weg des Nachgehens, Wandelns, Tanzens, und endlichen Erreichens, sondern lediglich ein Weg des Nachstolperns ist.
Diesen Zeitpunkt zu verkennen, der Blü- the und Frucht zugleich, und nur wenig wil- den Wuchs hat ..
Beynah nur mit dem Kennerange des von ihm gepriesenen sächsischen Schwans ..
Da nun die Eichel wenigstens hundert Jahre braucht, eh sie zur Eiche wird ..
Er endigte so: Meine Anklage geschieht vor den Zünften und dem Volke. Denn die Aldermänner haben sich selbst von der Theil- nehmung an dem Ausspruche ausgeschlossen. Sie mögen also nur immer stehn, wenn wir sizen, unsre Stimmen zu geben. Denn ich frage Zünfte und Volk, ob es sich zieme, daß die, welche sich dem Richteramte zu einer Zeit
ent-
N 2
daß es uns oblag fuͤr das wahre Wohl des Leſers, ſelbſt mit der Gefahr ſolcher liebloſen Verunglimpfungen, zu ſorgen.
Wir wuͤrden Unrecht haben, wenn wir uns der bisher geſuchten, und hoffentlich erhaltnen Erlaubnis nicht auf der Stelle bedienen wol- ren. Alſo Vorgeſehn!
Was der Weg des Nachahmens uͤberhaupt fuͤr ein Jrweg ſey, erhellet klaͤrlich auch dar- aus, daß er fuͤr ſo Manchen nicht ein Weg des Nachgehens, Wandelns, Tanzens, und endlichen Erreichens, ſondern lediglich ein Weg des Nachſtolperns iſt.
Dieſen Zeitpunkt zu verkennen, der Bluͤ- the und Frucht zugleich, und nur wenig wil- den Wuchs hat ..
Beynah nur mit dem Kennerange des von ihm geprieſenen ſaͤchſiſchen Schwans ..
Da nun die Eichel wenigſtens hundert Jahre braucht, eh ſie zur Eiche wird ..
Er endigte ſo: Meine Anklage geſchieht vor den Zuͤnften und dem Volke. Denn die Aldermaͤnner haben ſich ſelbſt von der Theil- nehmung an dem Ausſpruche ausgeſchloſſen. Sie moͤgen alſo nur immer ſtehn, wenn wir ſizen, unſre Stimmen zu geben. Denn ich frage Zuͤnfte und Volk, ob es ſich zieme, daß die, welche ſich dem Richteramte zu einer Zeit
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daß es uns oblag fuͤr das wahre Wohl des
Leſers, ſelbſt mit der Gefahr ſolcher liebloſen
Verunglimpfungen, zu ſorgen.
Wir wuͤrden Unrecht haben, wenn wir uns
der bisher geſuchten, und hoffentlich erhaltnen
Erlaubnis nicht auf der Stelle bedienen wol-
ren. Alſo Vorgeſehn!
Was der Weg des Nachahmens uͤberhaupt
fuͤr ein Jrweg ſey, erhellet klaͤrlich auch dar-
aus, daß er fuͤr ſo Manchen nicht ein Weg
des Nachgehens, Wandelns, Tanzens, und
endlichen Erreichens, ſondern lediglich ein
Weg des Nachſtolperns iſt.
Dieſen Zeitpunkt zu verkennen, der Bluͤ-
the und Frucht zugleich, und nur wenig wil-
den Wuchs hat ..
Beynah nur mit dem Kennerange des von
ihm geprieſenen ſaͤchſiſchen Schwans ..
Da nun die Eichel wenigſtens hundert
Jahre braucht, eh ſie zur Eiche wird ..
Er endigte ſo: Meine Anklage geſchieht
vor den Zuͤnften und dem Volke. Denn die
Aldermaͤnner haben ſich ſelbſt von der Theil-
nehmung an dem Ausſpruche ausgeſchloſſen.
Sie moͤgen alſo nur immer ſtehn, wenn wir
ſizen, unſre Stimmen zu geben. Denn ich
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/271>, abgerufen am 22.11.2024.
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