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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Verhaltungsbefehlen; und dann für diesesmal
genung von der Sache.

Ein Abgeordneter muß ein Mann seyn, der
sich für die Republik aufzuopfern so entschlos-
sen ist, daß er sich, zur gehörigen Zeit, und
am gehörigen Orte, etwas tiefer bücke, nicht
tiefer, als es nöthig ist, denn sonst würd er
mehr schaden als unzen, sondern tiefer, als er
Lust hat.

Er muß die Geschiklichkeit, und so zu sagen
die Nase haben, alle die Widersprüche, die
sich in eines Altfranken Seele unaufhörlich
herumtummeln, zu entdecken, sie, wo nicht
zum Frieden, (denn das möchte wol nie an-
gehn) aber doch zum Waffenstillstande zu brin-
gen, und während dieses Waffenstillstandes
die Hand schnell aus Werk zu legen, daß es
bis zur Fassung eines Entschlusses komme.

Hat er jene Neigung und diese Geschiklich-
keit, so wird es euch leicht seyn, ihn durch
Vorschriften vollends zu dem zu machen, was
er seyn soll.

Vielleicht würden folgende zwey Vorschrif-
ten (doch wir sagen das nur so hin, ohne daß
es in geringsten Rathgebung seyn soll) nicht
undienlich seyn: Wenn auch ein ganzer Pfeil-
regen angenehmer nichts entscheidender Worte
auf dich fält; so must du dich das nicht irre

machen

Verhaltungsbefehlen; und dann fuͤr dieſesmal
genung von der Sache.

Ein Abgeordneter muß ein Mann ſeyn, der
ſich fuͤr die Republik aufzuopfern ſo entſchloſ-
ſen iſt, daß er ſich, zur gehoͤrigen Zeit, und
am gehoͤrigen Orte, etwas tiefer buͤcke, nicht
tiefer, als es noͤthig iſt, denn ſonſt wuͤrd er
mehr ſchaden als unzen, ſondern tiefer, als er
Luſt hat.

Er muß die Geſchiklichkeit, und ſo zu ſagen
die Naſe haben, alle die Widerſpruͤche, die
ſich in eines Altfranken Seele unaufhoͤrlich
herumtummeln, zu entdecken, ſie, wo nicht
zum Frieden, (denn das moͤchte wol nie an-
gehn) aber doch zum Waffenſtillſtande zu brin-
gen, und waͤhrend dieſes Waffenſtillſtandes
die Hand ſchnell aus Werk zu legen, daß es
bis zur Faſſung eines Entſchluſſes komme.

Hat er jene Neigung und dieſe Geſchiklich-
keit, ſo wird es euch leicht ſeyn, ihn durch
Vorſchriften vollends zu dem zu machen, was
er ſeyn ſoll.

Vielleicht wuͤrden folgende zwey Vorſchrif-
ten (doch wir ſagen das nur ſo hin, ohne daß
es in geringſten Rathgebung ſeyn ſoll) nicht
undienlich ſeyn: Wenn auch ein ganzer Pfeil-
regen angenehmer nichts entſcheidender Worte
auf dich faͤlt; ſo muſt du dich das nicht irre

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[187/0263] Verhaltungsbefehlen; und dann fuͤr dieſesmal genung von der Sache. Ein Abgeordneter muß ein Mann ſeyn, der ſich fuͤr die Republik aufzuopfern ſo entſchloſ- ſen iſt, daß er ſich, zur gehoͤrigen Zeit, und am gehoͤrigen Orte, etwas tiefer buͤcke, nicht tiefer, als es noͤthig iſt, denn ſonſt wuͤrd er mehr ſchaden als unzen, ſondern tiefer, als er Luſt hat. Er muß die Geſchiklichkeit, und ſo zu ſagen die Naſe haben, alle die Widerſpruͤche, die ſich in eines Altfranken Seele unaufhoͤrlich herumtummeln, zu entdecken, ſie, wo nicht zum Frieden, (denn das moͤchte wol nie an- gehn) aber doch zum Waffenſtillſtande zu brin- gen, und waͤhrend dieſes Waffenſtillſtandes die Hand ſchnell aus Werk zu legen, daß es bis zur Faſſung eines Entſchluſſes komme. Hat er jene Neigung und dieſe Geſchiklich- keit, ſo wird es euch leicht ſeyn, ihn durch Vorſchriften vollends zu dem zu machen, was er ſeyn ſoll. Vielleicht wuͤrden folgende zwey Vorſchrif- ten (doch wir ſagen das nur ſo hin, ohne daß es in geringſten Rathgebung ſeyn ſoll) nicht undienlich ſeyn: Wenn auch ein ganzer Pfeil- regen angenehmer nichts entſcheidender Worte auf dich faͤlt; ſo muſt du dich das nicht irre machen

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/263>, abgerufen am 22.11.2024.