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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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sie bey sich reifen lassen, und, wenn sie nun
Männer sind, ausführen. Jhnen empsehlen
wir sie recht sehr, und bitten sie zu erwägen,
daß die Republik durch ihren Entschluß gewiß
an Ansehn gewinnen werde, wenn die Zünfte
auch fortfahren solten durch ihren versagten
Beyfall zu machen, daß sie die höchste Stufe
dieses Ansehns nicht erreichen kann.

Der Rathfrager trat ab. Der Aldermann
wendete sich wieder an die Zünfte:

Wie es dem, was wir vorgetragen haben,
auch glücken, oder nicht glücken möge; so sind
wir, dieser Ungewisheit ungeachtet, entschlos-
sen, den Zünften und dem Volke vor-
zuschlagen, daß sie Alambert, ob er gleich ein
Ausländer ist, wegen seiner vortreflichen
Schrift "über die Gelehrten und die Gros-
sen
" mitten in diesem heiligen Haine ein
Denkmal seze.

Die Zünfte waren seit dem kleinen Streite,
welchen der Anwald der Mathematiker ange-
fangen hatte, in einige Bewegung wider ein-
ander gekommen. Durch die Antwort, welche
der Aldermann dem Rathfrager gegeben hatte,
war diese Bewegung noch vermehrt worden.

Der Aldermann stand wieder auf:

Die Gährung, sagte er, in der bisher die
Republik gewesen ist, mag immer in einige zu

warme

ſie bey ſich reifen laſſen, und, wenn ſie nun
Maͤnner ſind, ausfuͤhren. Jhnen empſehlen
wir ſie recht ſehr, und bitten ſie zu erwaͤgen,
daß die Republik durch ihren Entſchluß gewiß
an Anſehn gewinnen werde, wenn die Zuͤnfte
auch fortfahren ſolten durch ihren verſagten
Beyfall zu machen, daß ſie die hoͤchſte Stufe
dieſes Anſehns nicht erreichen kann.

Der Rathfrager trat ab. Der Aldermann
wendete ſich wieder an die Zuͤnfte:

Wie es dem, was wir vorgetragen haben,
auch gluͤcken, oder nicht gluͤcken moͤge; ſo ſind
wir, dieſer Ungewisheit ungeachtet, entſchloſ-
ſen, den Zuͤnften und dem Volke vor-
zuſchlagen, daß ſie Alambert, ob er gleich ein
Auslaͤnder iſt, wegen ſeiner vortreflichen
Schrift „uͤber die Gelehrten und die Groſ-
ſen
“ mitten in dieſem heiligen Haine ein
Denkmal ſeze.

Die Zuͤnfte waren ſeit dem kleinen Streite,
welchen der Anwald der Mathematiker ange-
fangen hatte, in einige Bewegung wider ein-
ander gekommen. Durch die Antwort, welche
der Aldermann dem Rathfrager gegeben hatte,
war dieſe Bewegung noch vermehrt worden.

Der Aldermann ſtand wieder auf:

Die Gaͤhrung, ſagte er, in der bisher die
Republik geweſen iſt, mag immer in einige zu

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[182/0258] ſie bey ſich reifen laſſen, und, wenn ſie nun Maͤnner ſind, ausfuͤhren. Jhnen empſehlen wir ſie recht ſehr, und bitten ſie zu erwaͤgen, daß die Republik durch ihren Entſchluß gewiß an Anſehn gewinnen werde, wenn die Zuͤnfte auch fortfahren ſolten durch ihren verſagten Beyfall zu machen, daß ſie die hoͤchſte Stufe dieſes Anſehns nicht erreichen kann. Der Rathfrager trat ab. Der Aldermann wendete ſich wieder an die Zuͤnfte: Wie es dem, was wir vorgetragen haben, auch gluͤcken, oder nicht gluͤcken moͤge; ſo ſind wir, dieſer Ungewisheit ungeachtet, entſchloſ- ſen, den Zuͤnften und dem Volke vor- zuſchlagen, daß ſie Alambert, ob er gleich ein Auslaͤnder iſt, wegen ſeiner vortreflichen Schrift „uͤber die Gelehrten und die Groſ- ſen“ mitten in dieſem heiligen Haine ein Denkmal ſeze. Die Zuͤnfte waren ſeit dem kleinen Streite, welchen der Anwald der Mathematiker ange- fangen hatte, in einige Bewegung wider ein- ander gekommen. Durch die Antwort, welche der Aldermann dem Rathfrager gegeben hatte, war dieſe Bewegung noch vermehrt worden. Der Aldermann ſtand wieder auf: Die Gaͤhrung, ſagte er, in der bisher die Republik geweſen iſt, mag immer in einige zu warme

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/258>, abgerufen am 22.11.2024.