Der Aldermann bemerkte den Beyfall, mit dem der Anwald selbst vom Volke gehört wur- de. Jener fuhrt fort:
Jhr werft uns eine Gelindigkeit vor, auf deren Seite uns gleichwol noch immer gute Gründe zu seyn scheinen; aber gesezt auch wir irten, und nicht ihr: so ist doch das ein Vor- wurf von viel weiterem Umfange, daß sich die Zünfte niemals haben einlassen wollen, Grund- säze der Politik anzunehmen. Wir meinen nicht jene listige, die bey Beherschung der Völ- ker und dem Betragen der Beherscher gegen einander, noch immer so viele Einflüsse hat: wir meinen eine freye, ofne, gerechte Politik, die auch erkant, und an hellem Tage ausgeübt, ihre Zwecke nicht verfehlt. Wolt ihr nie auf- hören auch diese zu verachten? Die grosse Pflicht, die uns obliegt, bey keiner wichtigen Sache zu ermüden, gebietet uns jezt, was wir an sich selbst so sehr hassen, auch ohne Er- wartung eines guten Erfolgs, uns von neuem an euch zu wenden.
Er fuhr noch einige Zeit auf diese Art fort, und sagte zulezt, daß er den Zünften vor- nämlich drey Grundsäze der Politik vorlegen wolte, welche den Aldermännern, der Anneh- mung würdig geschienen hätten.
Wir
M
Der Aldermann bemerkte den Beyfall, mit dem der Anwald ſelbſt vom Volke gehoͤrt wur- de. Jener fuhrt fort:
Jhr werft uns eine Gelindigkeit vor, auf deren Seite uns gleichwol noch immer gute Gruͤnde zu ſeyn ſcheinen; aber geſezt auch wir irten, und nicht ihr: ſo iſt doch das ein Vor- wurf von viel weiterem Umfange, daß ſich die Zuͤnfte niemals haben einlaſſen wollen, Grund- ſaͤze der Politik anzunehmen. Wir meinen nicht jene liſtige, die bey Beherſchung der Voͤl- ker und dem Betragen der Beherſcher gegen einander, noch immer ſo viele Einfluͤſſe hat: wir meinen eine freye, ofne, gerechte Politik, die auch erkant, und an hellem Tage ausgeuͤbt, ihre Zwecke nicht verfehlt. Wolt ihr nie auf- hoͤren auch dieſe zu verachten? Die groſſe Pflicht, die uns obliegt, bey keiner wichtigen Sache zu ermuͤden, gebietet uns jezt, was wir an ſich ſelbſt ſo ſehr haſſen, auch ohne Er- wartung eines guten Erfolgs, uns von neuem an euch zu wenden.
Er fuhr noch einige Zeit auf dieſe Art fort, und ſagte zulezt, daß er den Zuͤnften vor- naͤmlich drey Grundſaͤze der Politik vorlegen wolte, welche den Aldermaͤnnern, der Anneh- mung wuͤrdig geſchienen haͤtten.
Wir
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Der Aldermann bemerkte den Beyfall, mit
dem der Anwald ſelbſt vom Volke gehoͤrt wur-
de. Jener fuhrt fort:
Jhr werft uns eine Gelindigkeit vor, auf
deren Seite uns gleichwol noch immer gute
Gruͤnde zu ſeyn ſcheinen; aber geſezt auch wir
irten, und nicht ihr: ſo iſt doch das ein Vor-
wurf von viel weiterem Umfange, daß ſich die
Zuͤnfte niemals haben einlaſſen wollen, Grund-
ſaͤze der Politik anzunehmen. Wir meinen
nicht jene liſtige, die bey Beherſchung der Voͤl-
ker und dem Betragen der Beherſcher gegen
einander, noch immer ſo viele Einfluͤſſe hat:
wir meinen eine freye, ofne, gerechte Politik,
die auch erkant, und an hellem Tage ausgeuͤbt,
ihre Zwecke nicht verfehlt. Wolt ihr nie auf-
hoͤren auch dieſe zu verachten? Die groſſe
Pflicht, die uns obliegt, bey keiner wichtigen
Sache zu ermuͤden, gebietet uns jezt, was
wir an ſich ſelbſt ſo ſehr haſſen, auch ohne Er-
wartung eines guten Erfolgs, uns von neuem
an euch zu wenden.
Er fuhr noch einige Zeit auf dieſe Art fort,
und ſagte zulezt, daß er den Zuͤnften vor-
naͤmlich drey Grundſaͤze der Politik vorlegen
wolte, welche den Aldermaͤnnern, der Anneh-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/253>, abgerufen am 25.11.2024.
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