verloren, und au dessen Statt Tyrann aus dem Griechischen genommen. Gleichergestalt haben wir auch kritisch aus dem Griechischen genommen; (aus dem Französischen denn, wenn ihr's so haben wolt, und die Franzosen haben's von den Römern, und die Römer von den Griechen) aber das frühere Wort kriddsk haben wir nicht wie Tyrn gänzlich verloren; sondern es ist, nebst etlichen Wörtern gleiches Stammes, noch im Niederdeutschen vorhan- den. Nun komt zwar der Glossierer, und sagt: Kriddsk kann nicht mit kritisch einerley seyn, so wie's Tyrn mit Tyrann ist. Denn kriddsk bedeutet zänkisch, auch haben die ver- wandten Wörter gleiche Bedeutung, als: Kriten (im Gothischen kritan) ein zanken- des Geschrey erheben, kreischen; ferner: Kriddelije Streit, heftiger Wortwechsel, wie auch: Kriddeler ein Zänker. Das sagt der Glossierer nun zwar; aber ich bin auch ei- ner, und wol ein besserer denn er, und sage: Er hätte bey seinem Vorbringen in Erwägung ziehn sollen, daß die angeführten Bedeutun- gen nur Nebenbedeutungen sind.
Denn Kritmann(Kritmann) heisset Richter.
Wor-
(Kritmann) Das brem. Wörterb. giebt dem Krit- manne S. 868. eben diese Bedeutung.
K
verloren, und au deſſen Statt Tyrann aus dem Griechiſchen genommen. Gleichergeſtalt haben wir auch kritiſch aus dem Griechiſchen genommen; (aus dem Franzoͤſiſchen denn, wenn ihr’s ſo haben wolt, und die Franzoſen haben’s von den Roͤmern, und die Roͤmer von den Griechen) aber das fruͤhere Wort kriddſk haben wir nicht wie Tyrn gaͤnzlich verloren; ſondern es iſt, nebſt etlichen Woͤrtern gleiches Stammes, noch im Niederdeutſchen vorhan- den. Nun komt zwar der Gloſſierer, und ſagt: Kriddſk kann nicht mit kritiſch einerley ſeyn, ſo wie’s Tyrn mit Tyrann iſt. Denn kriddſk bedeutet zaͤnkiſch, auch haben die ver- wandten Woͤrter gleiche Bedeutung, als: Kriten (im Gothiſchen kritan) ein zanken- des Geſchrey erheben, kreiſchen; ferner: Kriddelije Streit, heftiger Wortwechſel, wie auch: Kriddeler ein Zaͤnker. Das ſagt der Gloſſierer nun zwar; aber ich bin auch ei- ner, und wol ein beſſerer denn er, und ſage: Er haͤtte bey ſeinem Vorbringen in Erwaͤgung ziehn ſollen, daß die angefuͤhrten Bedeutun- gen nur Nebenbedeutungen ſind.
Denn Kritmann(Kritmann) heiſſet Richter.
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(Kritmann) Das brem. Woͤrterb. giebt dem Krit- manne S. 868. eben dieſe Bedeutung.
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verloren, und au deſſen Statt Tyrann aus
dem Griechiſchen genommen. Gleichergeſtalt
haben wir auch kritiſch aus dem Griechiſchen
genommen; (aus dem Franzoͤſiſchen denn,
wenn ihr’s ſo haben wolt, und die Franzoſen
haben’s von den Roͤmern, und die Roͤmer von
den Griechen) aber das fruͤhere Wort kriddſk
haben wir nicht wie Tyrn gaͤnzlich verloren;
ſondern es iſt, nebſt etlichen Woͤrtern gleiches
Stammes, noch im Niederdeutſchen vorhan-
den. Nun komt zwar der Gloſſierer, und
ſagt: Kriddſk kann nicht mit kritiſch einerley
ſeyn, ſo wie’s Tyrn mit Tyrann iſt. Denn
kriddſk bedeutet zaͤnkiſch, auch haben die ver-
wandten Woͤrter gleiche Bedeutung, als:
Kriten (im Gothiſchen kritan) ein zanken-
des Geſchrey erheben, kreiſchen; ferner:
Kriddelije Streit, heftiger Wortwechſel,
wie auch: Kriddeler ein Zaͤnker. Das ſagt
der Gloſſierer nun zwar; aber ich bin auch ei-
ner, und wol ein beſſerer denn er, und ſage:
Er haͤtte bey ſeinem Vorbringen in Erwaͤgung
ziehn ſollen, daß die angefuͤhrten Bedeutun-
gen nur Nebenbedeutungen ſind.
Denn Kritmann (Kritmann) heiſſet Richter.
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(Kritmann) Das brem. Woͤrterb. giebt dem Krit-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/221>, abgerufen am 24.11.2024.
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