Die Gesezgeber müssen sich bekantlich nach dem Character der Nation richten, für welche die Geseze bestimt sind. Daß dieß, in Be- tracht des eben angeführten Gesezes, gut beobachtet sey, werden wenigstens die unver- feinerten Deutschen einsehn, die hier aus der Erfahrung noch mitsprechen können. Wär es in der französischen oder englischen Gelehr- tenrepublik gegeben worden; so würd es von der Weisheit der Gesezgeber gar nachtheilige Begriffe erwecken. Denn dort (es versteht sich, daß einige Ausnamen zugestanden wer- den) würd es eine barbarische Strenge haben, und übermenschliche Dinge fodern.
Glücklicher Staat, der solche Geseze ha- ben kann, hat, und darüber hält. Hochver- rath kann wider ihn begangen, seine Majestät kann beleidigt werden: aber seine Grundfe- sten bleiben unerschüttert.
2
Steiget bey einem Jünglinge der Stolz so hoch, oder ist er (denn man kann nicht recht wissen, wie es hier eigentlich mit ihm bewandt ist) so übertrieben demütig, daß er eine erste Schrift dennoch herausgiebt, ob sie gleich nichts, als geruchlose Blüthe hat, und nir-
gends
Die Geſezgeber muͤſſen ſich bekantlich nach dem Character der Nation richten, fuͤr welche die Geſeze beſtimt ſind. Daß dieß, in Be- tracht des eben angefuͤhrten Geſezes, gut beobachtet ſey, werden wenigſtens die unver- feinerten Deutſchen einſehn, die hier aus der Erfahrung noch mitſprechen koͤnnen. Waͤr es in der franzoͤſiſchen oder engliſchen Gelehr- tenrepublik gegeben worden; ſo wuͤrd es von der Weisheit der Geſezgeber gar nachtheilige Begriffe erwecken. Denn dort (es verſteht ſich, daß einige Ausnamen zugeſtanden wer- den) wuͤrd es eine barbariſche Strenge haben, und uͤbermenſchliche Dinge fodern.
Gluͤcklicher Staat, der ſolche Geſeze ha- ben kann, hat, und daruͤber haͤlt. Hochver- rath kann wider ihn begangen, ſeine Majeſtaͤt kann beleidigt werden: aber ſeine Grundfe- ſten bleiben unerſchuͤttert.
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Steiget bey einem Juͤnglinge der Stolz ſo hoch, oder iſt er (denn man kann nicht recht wiſſen, wie es hier eigentlich mit ihm bewandt iſt) ſo uͤbertrieben demuͤtig, daß er eine erſte Schrift dennoch herausgiebt, ob ſie gleich nichts, als geruchloſe Bluͤthe hat, und nir-
gends
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Die Geſezgeber muͤſſen ſich bekantlich nach
dem Character der Nation richten, fuͤr welche
die Geſeze beſtimt ſind. Daß dieß, in Be-
tracht des eben angefuͤhrten Geſezes, gut
beobachtet ſey, werden wenigſtens die unver-
feinerten Deutſchen einſehn, die hier aus der
Erfahrung noch mitſprechen koͤnnen. Waͤr
es in der franzoͤſiſchen oder engliſchen Gelehr-
tenrepublik gegeben worden; ſo wuͤrd es von
der Weisheit der Geſezgeber gar nachtheilige
Begriffe erwecken. Denn dort (es verſteht
ſich, daß einige Ausnamen zugeſtanden wer-
den) wuͤrd es eine barbariſche Strenge haben,
und uͤbermenſchliche Dinge fodern.
Gluͤcklicher Staat, der ſolche Geſeze ha-
ben kann, hat, und daruͤber haͤlt. Hochver-
rath kann wider ihn begangen, ſeine Majeſtaͤt
kann beleidigt werden: aber ſeine Grundfe-
ſten bleiben unerſchuͤttert.
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Steiget bey einem Juͤnglinge der Stolz ſo
hoch, oder iſt er (denn man kann nicht recht
wiſſen, wie es hier eigentlich mit ihm bewandt
iſt) ſo uͤbertrieben demuͤtig, daß er eine erſte
Schrift dennoch herausgiebt, ob ſie gleich
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/160>, abgerufen am 22.12.2024.
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