lange oder kurze Zeit gewährt hat, schon ab- strafen wird.
L. G. Da solch Eigenlob, welches einer durch eines Andern Schlund und Maul gehen läst, so unsäglich stinkt, daß ...
Wir sind einige Zeit bey uns angestanden, ob wir dieß Gesez mit anführen wolten. Wir dachten nämlich, es könte der Ehre der Re- publik nachtheilig seyn, wenn wir einen so schlimmen Schaden aufdekten, als der ist, zu dessen Heilung sich hier die Gesezgeber ha- ben herunter lassen müssen; allein bey reiferer Erwägung der Sache fanden wir, daß es denn doch billige Männer, und solten sie selbst Altfranken seyn, der Republik nicht würden zu Schulden kommen lassen, wenn sie etwa ein Paar solcher reudiger Mitbürger hätte. Jst doch wol vielfachere und grössere Reudig- keit unter denen vorhanden, welche, mit ei- nem der feinsten Töne der sogenanten grossen Welt, das gleich von allen Gelehrten be- haupten, weswegen doch nur einige wenige unter ihnen Vorwürfe verdienen.
3 Die-
lange oder kurze Zeit gewaͤhrt hat, ſchon ab- ſtrafen wird.
L. G. Da ſolch Eigenlob, welches einer durch eines Andern Schlund und Maul gehen laͤſt, ſo unſaͤglich ſtinkt, daß …
Wir ſind einige Zeit bey uns angeſtanden, ob wir dieß Geſez mit anfuͤhren wolten. Wir dachten naͤmlich, es koͤnte der Ehre der Re- publik nachtheilig ſeyn, wenn wir einen ſo ſchlimmen Schaden aufdekten, als der iſt, zu deſſen Heilung ſich hier die Geſezgeber ha- ben herunter laſſen muͤſſen; allein bey reiferer Erwaͤgung der Sache fanden wir, daß es denn doch billige Maͤnner, und ſolten ſie ſelbſt Altfranken ſeyn, der Republik nicht wuͤrden zu Schulden kommen laſſen, wenn ſie etwa ein Paar ſolcher reudiger Mitbuͤrger haͤtte. Jſt doch wol vielfachere und groͤſſere Reudig- keit unter denen vorhanden, welche, mit ei- nem der feinſten Toͤne der ſogenanten groſſen Welt, das gleich von allen Gelehrten be- haupten, weswegen doch nur einige wenige unter ihnen Vorwuͤrfe verdienen.
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lange oder kurze Zeit gewaͤhrt hat, ſchon ab-
ſtrafen wird.
L. G.
Da ſolch Eigenlob, welches einer durch
eines Andern Schlund und Maul gehen
laͤſt, ſo unſaͤglich ſtinkt, daß …
Wir ſind einige Zeit bey uns angeſtanden,
ob wir dieß Geſez mit anfuͤhren wolten. Wir
dachten naͤmlich, es koͤnte der Ehre der Re-
publik nachtheilig ſeyn, wenn wir einen ſo
ſchlimmen Schaden aufdekten, als der iſt,
zu deſſen Heilung ſich hier die Geſezgeber ha-
ben herunter laſſen muͤſſen; allein bey reiferer
Erwaͤgung der Sache fanden wir, daß es
denn doch billige Maͤnner, und ſolten ſie ſelbſt
Altfranken ſeyn, der Republik nicht wuͤrden
zu Schulden kommen laſſen, wenn ſie etwa
ein Paar ſolcher reudiger Mitbuͤrger haͤtte.
Jſt doch wol vielfachere und groͤſſere Reudig-
keit unter denen vorhanden, welche, mit ei-
nem der feinſten Toͤne der ſogenanten groſſen
Welt, das gleich von allen Gelehrten be-
haupten, weswegen doch nur einige wenige
unter ihnen Vorwuͤrfe verdienen.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/142>, abgerufen am 22.11.2024.
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