Kein Freyer oder Edler kann den Sattel tragen. Den tragen nur die Knechte. Un- terdeß beehrt man, bey geringerer Straffäl- ligkeit, auch wol Knechte mit dem Hunde. Es ist dieß eine gelinde Strafe. Sie wird der Runzel gleich gehalten. Wir haben's dabey im Sinne unsrer Alten genommen. Diese, die den wirklichen Hund tragen liessen, meinten's mit demjenigen nicht schlimm, wel- cher dem einzigen Geselschafter des Menschen unter allen Thieren diese kleine Gegenfreund- schaft erweisen muste. Mit dem Sattel ist es ganz was anders, nicht sowol deswegen, weil es vier Folianten, sondern weil es aus- ländische sind.
Die Landesverweisung geschieht durch den Herold mit diesem Zurufe:
Geh, du trinkst nicht mehr aus der Quelle dieses Hains! und wärmst dich nicht mehr an unserm Feuer!
Einem die Todtenfackel anzünden, heist: Jhm durch den Herold zurufen lassen, daß seine Schrift todt sey, ob er gleich selbst noch lebe.
Es ist schon gesagt worden, was die He- rolde bey den Belonungen, und auch bey zwey Bestrafungen zu thun haben.
Wir
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Kein Freyer oder Edler kann den Sattel tragen. Den tragen nur die Knechte. Un- terdeß beehrt man, bey geringerer Straffaͤl- ligkeit, auch wol Knechte mit dem Hunde. Es iſt dieß eine gelinde Strafe. Sie wird der Runzel gleich gehalten. Wir haben’s dabey im Sinne unſrer Alten genommen. Dieſe, die den wirklichen Hund tragen lieſſen, meinten’s mit demjenigen nicht ſchlimm, wel- cher dem einzigen Geſelſchafter des Menſchen unter allen Thieren dieſe kleine Gegenfreund- ſchaft erweiſen muſte. Mit dem Sattel iſt es ganz was anders, nicht ſowol deswegen, weil es vier Folianten, ſondern weil es aus- laͤndiſche ſind.
Die Landesverweiſung geſchieht durch den Herold mit dieſem Zurufe:
Geh, du trinkſt nicht mehr aus der Quelle dieſes Hains! und waͤrmſt dich nicht mehr an unſerm Feuer!
Einem die Todtenfackel anzuͤnden, heiſt: Jhm durch den Herold zurufen laſſen, daß ſeine Schrift todt ſey, ob er gleich ſelbſt noch lebe.
Es iſt ſchon geſagt worden, was die He- rolde bey den Belonungen, und auch bey zwey Beſtrafungen zu thun haben.
Wir
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Kein Freyer oder Edler kann den Sattel
tragen. Den tragen nur die Knechte. Un-
terdeß beehrt man, bey geringerer Straffaͤl-
ligkeit, auch wol Knechte mit dem Hunde.
Es iſt dieß eine gelinde Strafe. Sie wird
der Runzel gleich gehalten. Wir haben’s
dabey im Sinne unſrer Alten genommen.
Dieſe, die den wirklichen Hund tragen lieſſen,
meinten’s mit demjenigen nicht ſchlimm, wel-
cher dem einzigen Geſelſchafter des Menſchen
unter allen Thieren dieſe kleine Gegenfreund-
ſchaft erweiſen muſte. Mit dem Sattel iſt
es ganz was anders, nicht ſowol deswegen,
weil es vier Folianten, ſondern weil es aus-
laͤndiſche ſind.
Die Landesverweiſung geſchieht durch den
Herold mit dieſem Zurufe:
Geh, du trinkſt nicht mehr aus der
Quelle dieſes Hains! und waͤrmſt dich
nicht mehr an unſerm Feuer!
Einem die Todtenfackel anzuͤnden, heiſt:
Jhm durch den Herold zurufen laſſen, daß
ſeine Schrift todt ſey, ob er gleich ſelbſt
noch lebe.
Es iſt ſchon geſagt worden, was die He-
rolde bey den Belonungen, und auch bey
zwey Beſtrafungen zu thun haben.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/101>, abgerufen am 22.11.2024.
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