Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes| Buch. baren Verfahren übereinstimme/ und so gleichsolches sich befände/ so sollt ihr euch doch bemühen/ euch auch über diese/ durch die zwey Flügel der Tu- gend und Tapfferkeit/ zu schwingen. Gedencket/ daß euch diese Krone von der Hand des höchsten GOttes ertheilet werde/ und daß ihr auch solche den Nachkommen hinterlassen müsset. Erinnert euch/ daß der Zepter ein gutes/ zugleich aber auch ein betrügliches Wesen sey. Vor allen Dingen aber befestiget eure Majestät durch die Gesetze mit Gerechtigkeit: Denn das Gesetze ist eine schwei- gende Majestät/ und die Majestät ein redendes Gesetze. Diesem allen nun soll die Gottseligkeit/ wie das Gold dem Silber vorgehen: Denn in derselbigen bestehet des Reiches Feste/ und die Hoffnung aller Siege. Fället euch etwas unge- meines und schweres vor/ so berathet euch mit den Gelehrten/ und verachtet solche nicht: Denn die Weißheit ist des Reichs Ancker/ und ein Compaß der Fürsten. Nimmt aber diese Tugend ab/ da lieget die Seele der Regierung in letzten Zügen. Ja durch diese werdet ihr die Krone und das An- sehen erhalten. Jm Glück und Unglück seyd un- veränderlich: Denn wer mit dem Glücke sein Ge- müthe ändert/ der bekennet/ daß er dessen nicht würdig sey/ sondern hoffet und harret: so wird euch aus den Dornen der Wiederwertigkeit eine Rose des Glückes blühen: und so ihr aus zweyen Ubeln das beste erwehlet/ so werdet ihr mit allen Win- den fahren. Bemühet euch/ daß ihr von allen ge- liebet
Drittes| Buch. baren Verfahren uͤbereinſtimme/ und ſo gleichſolches ſich befaͤnde/ ſo ſollt ihr euch doch bemuͤhen/ euch auch uͤber dieſe/ durch die zwey Fluͤgel der Tu- gend und Tapfferkeit/ zu ſchwingen. Gedencket/ daß euch dieſe Krone von der Hand des hoͤchſten GOttes ertheilet werde/ und daß ihr auch ſolche den Nachkommen hinterlaſſen muͤſſet. Erinnert euch/ daß der Zepter ein gutes/ zugleich aber auch ein betruͤgliches Weſen ſey. Vor allen Dingen aber befeſtiget eure Majeſtaͤt durch die Geſetze mit Gerechtigkeit: Denn das Geſetze iſt eine ſchwei- gende Majeſtaͤt/ und die Majeſtaͤt ein redendes Geſetze. Dieſem allen nun ſoll die Gottſeligkeit/ wie das Gold dem Silber vorgehen: Denn in derſelbigen beſtehet des Reiches Feſte/ und die Hoffnung aller Siege. Faͤllet euch etwas unge- meines und ſchweres vor/ ſo berathet euch mit den Gelehrten/ und verachtet ſolche nicht: Denn die Weißheit iſt des Reichs Ancker/ und ein Compaß der Fuͤrſten. Nimmt aber dieſe Tugend ab/ da lieget die Seele der Regierung in letzten Zuͤgen. Ja durch dieſe werdet ihr die Krone und das An- ſehen erhalten. Jm Gluͤck und Ungluͤck ſeyd un- veraͤnderlich: Denn wer mit dem Gluͤcke ſein Ge- muͤthe aͤndert/ der bekennet/ daß er deſſen nicht wuͤrdig ſey/ ſondern hoffet und harret: ſo wird euch aus den Dornen der Wiederwertigkeit eine Roſe des Gluͤckes bluͤhen: und ſo ihr aus zweyen Ubeln das beſte erwehlet/ ſo werdet ihr mit allen Win- den fahren. Bemuͤhet euch/ daß ihr von allen ge- liebet
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Drittes| Buch.
baren Verfahren uͤbereinſtimme/ und ſo gleich
ſolches ſich befaͤnde/ ſo ſollt ihr euch doch bemuͤhen/
euch auch uͤber dieſe/ durch die zwey Fluͤgel der Tu-
gend und Tapfferkeit/ zu ſchwingen. Gedencket/
daß euch dieſe Krone von der Hand des hoͤchſten
GOttes ertheilet werde/ und daß ihr auch ſolche
den Nachkommen hinterlaſſen muͤſſet. Erinnert
euch/ daß der Zepter ein gutes/ zugleich aber auch
ein betruͤgliches Weſen ſey. Vor allen Dingen
aber befeſtiget eure Majeſtaͤt durch die Geſetze mit
Gerechtigkeit: Denn das Geſetze iſt eine ſchwei-
gende Majeſtaͤt/ und die Majeſtaͤt ein redendes
Geſetze. Dieſem allen nun ſoll die Gottſeligkeit/
wie das Gold dem Silber vorgehen: Denn in
derſelbigen beſtehet des Reiches Feſte/ und die
Hoffnung aller Siege. Faͤllet euch etwas unge-
meines und ſchweres vor/ ſo berathet euch mit den
Gelehrten/ und verachtet ſolche nicht: Denn die
Weißheit iſt des Reichs Ancker/ und ein Compaß
der Fuͤrſten. Nimmt aber dieſe Tugend ab/ da
lieget die Seele der Regierung in letzten Zuͤgen.
Ja durch dieſe werdet ihr die Krone und das An-
ſehen erhalten. Jm Gluͤck und Ungluͤck ſeyd un-
veraͤnderlich: Denn wer mit dem Gluͤcke ſein Ge-
muͤthe aͤndert/ der bekennet/ daß er deſſen nicht
wuͤrdig ſey/ ſondern hoffet und harret: ſo wird euch
aus den Dornen der Wiederwertigkeit eine Roſe
des Gluͤckes bluͤhen: und ſo ihr aus zweyen Ubeln
das beſte erwehlet/ ſo werdet ihr mit allen Win-
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 701. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/721>, abgerufen am 29.06.2024. |