Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. habe Xemindo mit einer gewaltigen Armee dieGrentzen bereits auf zwantzig Meilen überschrit- ten/ und dürffte wol sein Haupt-Qvartier in Ava nehmen wollen. Worüber Dacosem hefftig erschrack/ die Armee eylend zusammen zog/ und den ältern Printz Dacosem hierüber zum Feld- Marschall setzte/ iedoch solte Chaumigrem über alles ein wachendes Auge haben. Mein Printz war damahls im 15. Jahre/ und achtete es sich vor die höchste Schande/ eine solche Gelegenheit/ wobey er die Probe seiner Tapfferkeit ablegen könte/ zu versäumen. Derowegen hielt er in- ständig bey dem Herrn Vater an/ daß er ihn end- lich mit diesen selbstschmeichelnden Worten er- ließ: Nun/ so zeuch hin/ mein Sohn/ und hilff deinem Bruder eine Krone erwerben/ damit du die von Ava nicht theilen dürffest. Untergab ihn auch so fort gleichfals der Auffsicht des Chaumi- grems/ welcher diesen künfftigen Stein des An- stosses gewiß bey dieser guten Gelegenheit würde aus dem Wege geräumet haben/ wenn er das be- vorstehende gewust hätte. Chaumigrem/ und zwar eben dieser ietzige Käyser und Tyrann von Pegu/ begab sich hierauff mit unsern zweyen Printzen nach der Armee/ und rückte schleunigst ins Feld/ weil Xemindo nur noch acht Meilen von Ava stund. Hier durfften sie nun nicht lange den Feind suchen/ und weiß ich am besten/ wie mir damals zu Muthe war/ als der ich unter meines Printzen Leib-Wacht ein Hellebardierer war. Denn
Der Aſiatiſchen Baniſe. habe Xemindo mit einer gewaltigen Armee dieGrentzen bereits auf zwantzig Meilen uͤberſchrit- ten/ und duͤrffte wol ſein Haupt-Qvartier in Ava nehmen wollen. Woruͤber Dacoſem hefftig erſchrack/ die Armee eylend zuſammen zog/ und den aͤltern Printz Dacoſem hieruͤber zum Feld- Marſchall ſetzte/ iedoch ſolte Chaumigrem uͤber alles ein wachendes Auge haben. Mein Printz war damahls im 15. Jahre/ und achtete es ſich vor die hoͤchſte Schande/ eine ſolche Gelegenheit/ wobey er die Probe ſeiner Tapfferkeit ablegen koͤnte/ zu verſaͤumen. Derowegen hielt er in- ſtaͤndig bey dem Herrn Vater an/ daß er ihn end- lich mit dieſen ſelbſtſchmeichelnden Worten er- ließ: Nun/ ſo zeuch hin/ mein Sohn/ und hilff deinem Bruder eine Krone erwerben/ damit du die von Ava nicht theilen duͤrffeſt. Untergab ihn auch ſo fort gleichfals der Auffſicht des Chaumi- grems/ welcher dieſen kuͤnfftigen Stein des An- ſtoſſes gewiß bey dieſer guten Gelegenheit wuͤrde aus dem Wege geraͤumet haben/ wenn er das be- vorſtehende gewuſt haͤtte. Chaumigrem/ und zwar eben dieſer ietzige Kaͤyſer und Tyrann von Pegu/ begab ſich hierauff mit unſern zweyen Printzen nach der Armee/ und ruͤckte ſchleunigſt ins Feld/ weil Xemindo nur noch acht Meilen von Ava ſtund. Hier durfften ſie nun nicht lange den Feind ſuchen/ und weiß ich am beſten/ wie mir damals zu Muthe war/ als der ich unter meines Printzen Leib-Wacht ein Hellebardierer war. Denn
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0072" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Aſiatiſchen Baniſe.</hi></fw><lb/> habe Xemindo mit einer gewaltigen Armee die<lb/> Grentzen bereits auf zwantzig Meilen uͤberſchrit-<lb/> ten/ und duͤrffte wol ſein Haupt-Qvartier in Ava<lb/> nehmen wollen. Woruͤber Dacoſem hefftig<lb/> erſchrack/ die Armee eylend zuſammen zog/ und<lb/> den aͤltern Printz Dacoſem hieruͤber zum Feld-<lb/> Marſchall ſetzte/ iedoch ſolte Chaumigrem uͤber<lb/> alles ein wachendes Auge haben. Mein Printz<lb/> war damahls im 15. Jahre/ und achtete es ſich<lb/> vor die hoͤchſte Schande/ eine ſolche Gelegenheit/<lb/> wobey er die Probe ſeiner Tapfferkeit ablegen<lb/> koͤnte/ zu verſaͤumen. Derowegen hielt er in-<lb/> ſtaͤndig bey dem Herrn Vater an/ daß er ihn end-<lb/> lich mit dieſen ſelbſtſchmeichelnden Worten er-<lb/> ließ: Nun/ ſo zeuch hin/ mein Sohn/ und hilff<lb/> deinem Bruder eine Krone erwerben/ damit du<lb/> die von Ava nicht theilen duͤrffeſt. Untergab ihn<lb/> auch ſo fort gleichfals der Auffſicht des Chaumi-<lb/> grems/ welcher dieſen kuͤnfftigen Stein des An-<lb/> ſtoſſes gewiß bey dieſer guten Gelegenheit wuͤrde<lb/> aus dem Wege geraͤumet haben/ wenn er das be-<lb/> vorſtehende gewuſt haͤtte. Chaumigrem/ und<lb/> zwar eben dieſer ietzige Kaͤyſer und Tyrann von<lb/> Pegu/ begab ſich hierauff mit unſern zweyen<lb/> Printzen nach der Armee/ und ruͤckte ſchleunigſt<lb/> ins Feld/ weil Xemindo nur noch acht Meilen von<lb/> Ava ſtund. Hier durfften ſie nun nicht lange<lb/> den Feind ſuchen/ und weiß ich am beſten/ wie mir<lb/> damals zu Muthe war/ als der ich unter meines<lb/> Printzen Leib-Wacht ein Hellebardierer war.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Denn</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0072]
Der Aſiatiſchen Baniſe.
habe Xemindo mit einer gewaltigen Armee die
Grentzen bereits auf zwantzig Meilen uͤberſchrit-
ten/ und duͤrffte wol ſein Haupt-Qvartier in Ava
nehmen wollen. Woruͤber Dacoſem hefftig
erſchrack/ die Armee eylend zuſammen zog/ und
den aͤltern Printz Dacoſem hieruͤber zum Feld-
Marſchall ſetzte/ iedoch ſolte Chaumigrem uͤber
alles ein wachendes Auge haben. Mein Printz
war damahls im 15. Jahre/ und achtete es ſich
vor die hoͤchſte Schande/ eine ſolche Gelegenheit/
wobey er die Probe ſeiner Tapfferkeit ablegen
koͤnte/ zu verſaͤumen. Derowegen hielt er in-
ſtaͤndig bey dem Herrn Vater an/ daß er ihn end-
lich mit dieſen ſelbſtſchmeichelnden Worten er-
ließ: Nun/ ſo zeuch hin/ mein Sohn/ und hilff
deinem Bruder eine Krone erwerben/ damit du
die von Ava nicht theilen duͤrffeſt. Untergab ihn
auch ſo fort gleichfals der Auffſicht des Chaumi-
grems/ welcher dieſen kuͤnfftigen Stein des An-
ſtoſſes gewiß bey dieſer guten Gelegenheit wuͤrde
aus dem Wege geraͤumet haben/ wenn er das be-
vorſtehende gewuſt haͤtte. Chaumigrem/ und
zwar eben dieſer ietzige Kaͤyſer und Tyrann von
Pegu/ begab ſich hierauff mit unſern zweyen
Printzen nach der Armee/ und ruͤckte ſchleunigſt
ins Feld/ weil Xemindo nur noch acht Meilen von
Ava ſtund. Hier durfften ſie nun nicht lange
den Feind ſuchen/ und weiß ich am beſten/ wie mir
damals zu Muthe war/ als der ich unter meines
Printzen Leib-Wacht ein Hellebardierer war.
Denn
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/72 |
Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/72>, abgerufen am 16.02.2025. |