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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Drittes Buch.
setzte sie auf den erhöheten Altar des Abgottes/ da-
mit ihr der allenthalben wütende Sebel nicht ei-
niges Leid zufügen möchte. Hierauff drungen die
äussersten Völcker mit grossem Geschrey: Es le-
be Princeßin Banise! in den Tempel/ und hie-
ben im Grimm alles nieder/ was nur eine Bra-
manische Ader regte: wodurch der Tempel-Streit
seine Endschafft erreichte:

Jndem aber/ vorerwehnter massen/ die Prin-
ceßin ihre Trauer-Rede geendiget hatte/ und das
Opffer indem verrichtet werden solte/ so war be-
reits das Zeichen zu Lösung der Stücke gegeben/
welche denn um die gantze Stadt mit so entsetzli-
chem Donner gelöset wurden/ daß Häuser und
Tempel erbebeten. Solcher Knall hatte sich
kaum in den Lüfften verlohren/ so wurde von der
Ost-und Westen-Seite so grimmig geantwortet/
daß auff beyden Seiten eine dreyßig-klaffteriche
Eröffnung die grausame Würckung zeigete.
Nach diesem gienge der Sturm auff allen Sei-
ten dergestalt an/ daß es schiene/ als ob sich die
Menschen unterstehen wolten/ den Himmel mit
der Erden zu vereinigen. Die Bramaner foch-
ten als verzweiffelte Leute/ und die Stürmenden
wolten von nichts/ als Sterben oder Siegen hö-
ren. Die Todten verhinderten die Lebendigen/
und das schlipfferige Blut verursachte denen An-
lauffenden ein gefährliches Gleiten. Als aber
der tapffere Abaxar die erste Probe seiner Treue
abgeleget/ überließ er dem Printzen zu Beschir-

mung

Drittes Buch.
ſetzte ſie auf den erhoͤheten Altar des Abgottes/ da-
mit ihr der allenthalben wuͤtende Sebel nicht ei-
niges Leid zufuͤgen moͤchte. Hierauff drungen die
aͤuſſerſten Voͤlcker mit groſſem Geſchrey: Es le-
be Princeßin Baniſe! in den Tempel/ und hie-
ben im Grimm alles nieder/ was nur eine Bra-
maniſche Ader regte: wodurch der Tempel-Streit
ſeine Endſchafft erreichte:

Jndem aber/ vorerwehnter maſſen/ die Prin-
ceßin ihre Trauer-Rede geendiget hatte/ und das
Opffer indem verrichtet werden ſolte/ ſo war be-
reits das Zeichen zu Loͤſung der Stuͤcke gegeben/
welche denn um die gantze Stadt mit ſo entſetzli-
chem Donner geloͤſet wurden/ daß Haͤuſer und
Tempel erbebeten. Solcher Knall hatte ſich
kaum in den Luͤfften verlohren/ ſo wurde von der
Oſt-und Weſten-Seite ſo grimmig geantwortet/
daß auff beyden Seiten eine dreyßig-klaffteriche
Eroͤffnung die grauſame Wuͤrckung zeigete.
Nach dieſem gienge der Sturm auff allen Sei-
ten dergeſtalt an/ daß es ſchiene/ als ob ſich die
Menſchen unterſtehen wolten/ den Himmel mit
der Erden zu vereinigen. Die Bramaner foch-
ten als verzweiffelte Leute/ und die Stuͤrmenden
wolten von nichts/ als Sterben oder Siegen hoͤ-
ren. Die Todten verhinderten die Lebendigen/
und das ſchlipfferige Blut verurſachte denen An-
lauffenden ein gefaͤhrliches Gleiten. Als aber
der tapffere Abaxar die erſte Probe ſeiner Treue
abgeleget/ uͤberließ er dem Printzen zu Beſchir-

mung
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[685/0705] Drittes Buch. ſetzte ſie auf den erhoͤheten Altar des Abgottes/ da- mit ihr der allenthalben wuͤtende Sebel nicht ei- niges Leid zufuͤgen moͤchte. Hierauff drungen die aͤuſſerſten Voͤlcker mit groſſem Geſchrey: Es le- be Princeßin Baniſe! in den Tempel/ und hie- ben im Grimm alles nieder/ was nur eine Bra- maniſche Ader regte: wodurch der Tempel-Streit ſeine Endſchafft erreichte: Jndem aber/ vorerwehnter maſſen/ die Prin- ceßin ihre Trauer-Rede geendiget hatte/ und das Opffer indem verrichtet werden ſolte/ ſo war be- reits das Zeichen zu Loͤſung der Stuͤcke gegeben/ welche denn um die gantze Stadt mit ſo entſetzli- chem Donner geloͤſet wurden/ daß Haͤuſer und Tempel erbebeten. Solcher Knall hatte ſich kaum in den Luͤfften verlohren/ ſo wurde von der Oſt-und Weſten-Seite ſo grimmig geantwortet/ daß auff beyden Seiten eine dreyßig-klaffteriche Eroͤffnung die grauſame Wuͤrckung zeigete. Nach dieſem gienge der Sturm auff allen Sei- ten dergeſtalt an/ daß es ſchiene/ als ob ſich die Menſchen unterſtehen wolten/ den Himmel mit der Erden zu vereinigen. Die Bramaner foch- ten als verzweiffelte Leute/ und die Stuͤrmenden wolten von nichts/ als Sterben oder Siegen hoͤ- ren. Die Todten verhinderten die Lebendigen/ und das ſchlipfferige Blut verurſachte denen An- lauffenden ein gefaͤhrliches Gleiten. Als aber der tapffere Abaxar die erſte Probe ſeiner Treue abgeleget/ uͤberließ er dem Printzen zu Beſchir- mung

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/705>, abgerufen am 24.11.2024.