Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Das Angesichte gleichte einem alten Mann mitgrossen Hörnern/ zwischen welchen noch zwey klei- nere sassen. Die Füsse waren auff Bocks-Art bereitet/ und zwey Flügel hiengen ihm auf dem Rücken. Daß erhabene Gestelle/ worauf er saß/ war von grünen Jaspis/ mit ausgegrabener und erhobner Arbeit von Golde/ auffs künst-und köst- lichste gezieret. Vor diesem Gestelle oder Altar stund nun der bunte Marmel/ auff welchem das abscheuliche Opffer verrichtet wurde. Etwan zwanzig Schritte dem Abgott gegen über war ein von sechs Staffeln erhöhter Thron/ mit ge- stickten Teppichten behangen/ auff welchem das tyrannische Mord-Kind/ Chaumigrem/ sitzen/ und seine Augen-Weide an dem jämmerlichen Tode der unschuldigen Princeßin sehen wolte. Zwo Stunden nach der Sonnen Auffgang Als sich nun der Rolim nebst neunzig Priestern mahl
Der Aſiatiſchen Baniſe. Das Angeſichte gleichte einem alten Mann mitgroſſen Hoͤrnern/ zwiſchen welchen noch zwey klei- nere ſaſſen. Die Fuͤſſe waren auff Bocks-Art bereitet/ und zwey Fluͤgel hiengen ihm auf dem Ruͤcken. Daß erhabene Geſtelle/ worauf er ſaß/ war von gruͤnen Jaſpis/ mit ausgegrabener und erhobner Arbeit von Golde/ auffs kuͤnſt-und koͤſt- lichſte gezieret. Vor dieſem Geſtelle oder Altar ſtund nun der bunte Marmel/ auff welchem das abſcheuliche Opffer verrichtet wurde. Etwan zwanzig Schritte dem Abgott gegen uͤber war ein von ſechs Staffeln erhoͤhter Thron/ mit ge- ſtickten Teppichten behangen/ auff welchem das tyranniſche Mord-Kind/ Chaumigrem/ ſitzen/ und ſeine Augen-Weide an dem jaͤmmerlichen Tode der unſchuldigen Princeßin ſehen wolte. Zwo Stunden nach der Sonnen Auffgang Als ſich nun der Rolim nebſt neunzig Prieſtern mahl
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Das Angeſichte gleichte einem alten Mann mit
groſſen Hoͤrnern/ zwiſchen welchen noch zwey klei-
nere ſaſſen. Die Fuͤſſe waren auff Bocks-Art
bereitet/ und zwey Fluͤgel hiengen ihm auf dem
Ruͤcken. Daß erhabene Geſtelle/ worauf er ſaß/
war von gruͤnen Jaſpis/ mit ausgegrabener und
erhobner Arbeit von Golde/ auffs kuͤnſt-und koͤſt-
lichſte gezieret. Vor dieſem Geſtelle oder Altar
ſtund nun der bunte Marmel/ auff welchem das
abſcheuliche Opffer verrichtet wurde. Etwan
zwanzig Schritte dem Abgott gegen uͤber war
ein von ſechs Staffeln erhoͤhter Thron/ mit ge-
ſtickten Teppichten behangen/ auff welchem das
tyranniſche Mord-Kind/ Chaumigrem/ ſitzen/
und ſeine Augen-Weide an dem jaͤmmerlichen
Tode der unſchuldigen Princeßin ſehen wolte.
Zwo Stunden nach der Sonnen Auffgang
verfuͤgte ſich Chaumigrem/ von vielen groſſen
Staats-und Kriegs-Haͤuptern begleitet/ auff ei-
nem Elephanten nach dem Tempel/ allwo Aba-
xar mit dreyßig Trabanten/ welche ſilberne Bar-
then fuͤhrten/ den Thron um bgeben muſten/ auff
welchen er ſich/ nachdem er eine und andere An-
ſtalt ſelbſt betꝛachtet hatte/ mitgꝛoͤſtem Hochmuth
ſetzte/ weil er des feſten Glaubens war/ durch
dieſes Opffer wuͤrde Carcovita verſoͤhnet/ der
Feind faſt ohne Waffen verjaget/ und ſein Thron
durch dieſes Blut befeſtiget werden.
Als ſich nun der Rolim nebſt neunzig Prieſtern
gleichfals eingeſtellet hatte/ wurden zum letzten
mahl
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