Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. halten hätten/ dahero er eine Gelübde gethan/ zurschuldigen Danckbarkeit sein übriges Leben zum Dienste der Gottheit/ und zwar/ weil er ein Sol- date gewesen/ des Carcovitä zu wiedmen/ und darinnen zuzubringen. Weil aber der Rolim kommendes Opffer vorschützete/ welche Verrich- tung sich der ietzige jüngste Priester/ weil es ihn zu einer grössern Würde fähig machte/ nicht würde nehmen lassen/ und ihn dahero ersuchte/ nach dem Opffer-Tage sein Begehren zu wiederholen/ da ihm willigst solte gewillfahret werden: so muste Abaxar eine andere Beredtsamkeit hervor suchen/ und ihn durch die güldene Zunge des Kleinods/ welches der vermeynte Freund als eine Beute in Siam solte erobert haben/ dahin bereden/ daß er versprach/ sein Ansehen hierdurch zu behaupten/ und diesem neuen Priester zu Verrichtung dieses Opffers behülfflich zu seyn. Abaxar nahm sol- ches zu Dancke an/ und hinterbrachte dem Bala- cin den glücklichen Fortgang ihrer Sachen mit Freuden: Nur beklagten sie/ daß der betrübten Princeßin/ wegen allzu starcker Wache/ auch nicht ein Winck von ihrer vorhabenden Erlösung ertheilet werden kunte. Diesem nach führte Aba- xar den Printzen zu dem Rolim/ gegen den er sich dermassen fromm und heilig zu bezeigen wuste/ daß der Rolim den äusserlichen Schein vor den andern Priestern hoch zu rühmen wuste/ und er so dann mit gewöhnlichen Gebräuchen zum Opffer- Priester in dem Tempel Carcovitä eingeweihet/ auch T t 5
Drittes Buch. halten haͤtten/ dahero er eine Geluͤbde gethan/ zurſchuldigen Danckbarkeit ſein uͤbriges Leben zum Dienſte der Gottheit/ und zwar/ weil er ein Sol- date geweſen/ des Carcovitaͤ zu wiedmen/ und darinnen zuzubringen. Weil aber der Rolim kommendes Opffer vorſchuͤtzete/ welche Verrich- tung ſich der ietzige juͤngſte Prieſter/ weil es ihn zu einer groͤſſern Wuͤrde faͤhig machte/ nicht wuͤrde nehmen laſſen/ und ihn dahero erſuchte/ nach dem Opffer-Tage ſein Begehren zu wiederholen/ da ihm willigſt ſolte gewillfahret werden: ſo muſte Abaxar eine andere Beredtſamkeit hervor ſuchen/ und ihn durch die guͤldene Zunge des Kleinods/ welches der vermeynte Freund als eine Beute in Siam ſolte erobert haben/ dahin bereden/ daß er verſprach/ ſein Anſehen hierdurch zu behaupten/ und dieſem neuen Prieſter zu Verrichtung dieſes Opffers behuͤlfflich zu ſeyn. Abaxar nahm ſol- ches zu Dancke an/ und hinterbrachte dem Bala- cin den gluͤcklichen Fortgang ihrer Sachen mit Freuden: Nur beklagten ſie/ daß der betruͤbten Princeßin/ wegen allzu ſtarcker Wache/ auch nicht ein Winck von ihrer vorhabenden Erloͤſung ertheilet werden kunte. Dieſem nach fuͤhrte Aba- xar den Printzen zu dem Rolim/ gegen den er ſich dermaſſen fromm und heilig zu bezeigen wuſte/ daß der Rolim den aͤuſſerlichen Schein vor den andern Prieſtern hoch zu ruͤhmen wuſte/ und er ſo dann mit gewoͤhnlichen Gebraͤuchen zum Opffer- Prieſter in dem Tempel Carcovitaͤ eingeweihet/ auch T t 5
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Drittes Buch.
halten haͤtten/ dahero er eine Geluͤbde gethan/ zur
ſchuldigen Danckbarkeit ſein uͤbriges Leben zum
Dienſte der Gottheit/ und zwar/ weil er ein Sol-
date geweſen/ des Carcovitaͤ zu wiedmen/ und
darinnen zuzubringen. Weil aber der Rolim
kommendes Opffer vorſchuͤtzete/ welche Verrich-
tung ſich der ietzige juͤngſte Prieſter/ weil es ihn zu
einer groͤſſern Wuͤrde faͤhig machte/ nicht wuͤrde
nehmen laſſen/ und ihn dahero erſuchte/ nach dem
Opffer-Tage ſein Begehren zu wiederholen/ da
ihm willigſt ſolte gewillfahret werden: ſo muſte
Abaxar eine andere Beredtſamkeit hervor ſuchen/
und ihn durch die guͤldene Zunge des Kleinods/
welches der vermeynte Freund als eine Beute in
Siam ſolte erobert haben/ dahin bereden/ daß er
verſprach/ ſein Anſehen hierdurch zu behaupten/
und dieſem neuen Prieſter zu Verrichtung dieſes
Opffers behuͤlfflich zu ſeyn. Abaxar nahm ſol-
ches zu Dancke an/ und hinterbrachte dem Bala-
cin den gluͤcklichen Fortgang ihrer Sachen mit
Freuden: Nur beklagten ſie/ daß der betruͤbten
Princeßin/ wegen allzu ſtarcker Wache/ auch
nicht ein Winck von ihrer vorhabenden Erloͤſung
ertheilet werden kunte. Dieſem nach fuͤhrte Aba-
xar den Printzen zu dem Rolim/ gegen den er ſich
dermaſſen fromm und heilig zu bezeigen wuſte/
daß der Rolim den aͤuſſerlichen Schein vor den
andern Prieſtern hoch zu ruͤhmen wuſte/ und er ſo
dann mit gewoͤhnlichen Gebraͤuchen zum Opffer-
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