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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
sterben. Da sie denn vornehmlich dahin trachtete/
wie sie nur einen Brieff in des zarangs Hände
sicher lieffern könte. Die Gelegenheit aber des
Schlosses benahm ihr alle Hofnung hierzu/ indem
die Burg nicht allein/ wie vorgemeldet/ mitten in
der Stadt lag/ sondern auch iederzeit mit einer
starcken und genauern Wacht besetzet war Aus
diesem nun zu kommen/ ersanne sie diese List/ und
wendete vor/ sie könte sich mit der stoltzen Princes-
sin von Siam/ welche Ponnedro durch Einräu-
mung eines beqvemen Zimmers/ zu ihrer| Nach-
barin gemacht hatte/ nicht allerdings vertragen;
indem sie gleichsam unter den Ketten einige Hoch-
muth gegen sie spühren liesse/ und nicht bedächte/
daß sie das Unglück in gleichen Stand gesetzet hät-
te. Als nun diese Klage vor dem Chaumigrem
kam/ erlaubte er der Princeßin von Savady die
Burg zu verlassen/ und sich eine Wohnung in der
Stadt nach eignem Belieben/ iedoch unter gnug-
samer Wacht zu erwehlen. Welches ihr die er-
freulichste Gnade von der Welt war/ und sich so
fort ein Hauß an der Mauer gegen das Tanguti-
sche Lager erwehlete/ welches/ weil es denen Geist-
lichen zustund/ vor der Gefahr des feindlichen Ge-
schützes/ aus Gütigkeit des Zarangs gnungsam
gesichert war. Von diesem Hause kunte sie Alt
Pegu/ und das gantze Lager übersehen/ und ihr
Vorhaben um so viel beqvemer vollziehen. Sie
entschloß sich demnach/ diesen Vogel durch solche
Beeren zu kirren/ welche er verlangte/ ich will sa-

gen

Der Aſiatiſchen Baniſe.
ſterben. Da ſie denn vornehmlich dahin trachtete/
wie ſie nur einen Brieff in des zarangs Haͤnde
ſicher lieffern koͤnte. Die Gelegenheit aber des
Schloſſes benahm ihr alle Hofnung hierzu/ indem
die Burg nicht allein/ wie vorgemeldet/ mitten in
der Stadt lag/ ſondern auch iederzeit mit einer
ſtarcken und genauern Wacht beſetzet war Aus
dieſem nun zu kommen/ erſanne ſie dieſe Liſt/ und
wendete vor/ ſie koͤnte ſich mit der ſtoltzen Princeſ-
ſin von Siam/ welche Ponnedro durch Einraͤu-
mung eines beqvemen Zimmers/ zu ihrer| Nach-
barin gemacht hatte/ nicht allerdings vertragen;
indem ſie gleichſam unter den Ketten einige Hoch-
muth gegen ſie ſpuͤhren lieſſe/ und nicht bedaͤchte/
daß ſie das Ungluͤck in gleichen Stand geſetzet haͤt-
te. Als nun dieſe Klage vor dem Chaumigrem
kam/ erlaubte er der Princeßin von Savady die
Burg zu verlaſſen/ und ſich eine Wohnung in der
Stadt nach eignem Belieben/ iedoch unter gnug-
ſamer Wacht zu erwehlen. Welches ihr die er-
freulichſte Gnade von der Welt war/ und ſich ſo
fort ein Hauß an der Mauer gegen das Tanguti-
ſche Lager erwehlete/ welches/ weil es denen Geiſt-
lichen zuſtund/ vor der Gefahr des feindlichen Ge-
ſchuͤtzes/ aus Guͤtigkeit des Zarangs gnungſam
geſichert war. Von dieſem Hauſe kunte ſie Alt
Pegu/ und das gantze Lager uͤberſehen/ und ihr
Vorhaben um ſo viel beqvemer vollziehen. Sie
entſchloß ſich demnach/ dieſen Vogel durch ſolche
Beeren zu kirren/ welche er verlangte/ ich will ſa-

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[650/0670] Der Aſiatiſchen Baniſe. ſterben. Da ſie denn vornehmlich dahin trachtete/ wie ſie nur einen Brieff in des zarangs Haͤnde ſicher lieffern koͤnte. Die Gelegenheit aber des Schloſſes benahm ihr alle Hofnung hierzu/ indem die Burg nicht allein/ wie vorgemeldet/ mitten in der Stadt lag/ ſondern auch iederzeit mit einer ſtarcken und genauern Wacht beſetzet war Aus dieſem nun zu kommen/ erſanne ſie dieſe Liſt/ und wendete vor/ ſie koͤnte ſich mit der ſtoltzen Princeſ- ſin von Siam/ welche Ponnedro durch Einraͤu- mung eines beqvemen Zimmers/ zu ihrer| Nach- barin gemacht hatte/ nicht allerdings vertragen; indem ſie gleichſam unter den Ketten einige Hoch- muth gegen ſie ſpuͤhren lieſſe/ und nicht bedaͤchte/ daß ſie das Ungluͤck in gleichen Stand geſetzet haͤt- te. Als nun dieſe Klage vor dem Chaumigrem kam/ erlaubte er der Princeßin von Savady die Burg zu verlaſſen/ und ſich eine Wohnung in der Stadt nach eignem Belieben/ iedoch unter gnug- ſamer Wacht zu erwehlen. Welches ihr die er- freulichſte Gnade von der Welt war/ und ſich ſo fort ein Hauß an der Mauer gegen das Tanguti- ſche Lager erwehlete/ welches/ weil es denen Geiſt- lichen zuſtund/ vor der Gefahr des feindlichen Ge- ſchuͤtzes/ aus Guͤtigkeit des Zarangs gnungſam geſichert war. Von dieſem Hauſe kunte ſie Alt Pegu/ und das gantze Lager uͤberſehen/ und ihr Vorhaben um ſo viel beqvemer vollziehen. Sie entſchloß ſich demnach/ dieſen Vogel durch ſolche Beeren zu kirren/ welche er verlangte/ ich will ſa- gen

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/670>, abgerufen am 24.11.2024.